Update am Abend: "Titanic"-Boot: Gibt es nichts Wichtigeres?

ein Straßenverkehrsgesetz aus Kaisers Zeiten und eine ziemlich weitreichende Änderung, die die Ampel da plant - es hätte ein schönes Thema sein können an dieser Stelle. Und dann reibt man sich am Morgen die Ohren, warum die Kollegen im Lieblingsradiosender mit dem "Titanic"-Tauchboot aufmachen. Kein Vorwurf. Die Diskussion über Prominenz und Umfang der Berichterstattung zu diesem Thema hat auch unsere Frühkonferenz beschäftigt.

Im Zentrum steht das Unbehagen: Warum widmen wir - und damit sind nicht nur wir Medien gemeint - dem Schicksal der Tiefseetouristen so vergleichsweise viel Aufmerksamkeit? Erst vergangene Woche riss ein marodes Fischerboot vor der Küste Griechenlands Hunderte Migranten mit in den Abgrund. Hunderte von vielen Tausenden, die auf der gefährlichen Fahrt über das Mittelmeer bisher ihr Leben verloren.

Neu, wichtig, interessant - das sind die Eckpfeiler einer Nachricht, heißt es in einem Standardwerk des verstorbenen Journalisten und Journalistenausbilders Wolf Schneider. Allerdings steht die Tragweite eines Ereignisses oft nicht im direkten Verhältnis mit dem Interesse, das wir - Menschen - ihm entgegenbringen. Woher rührt es?

Es hat was vom Aufbau eines klassischen Dramas und einer Realität, die das Drama immer wieder toppt. Die Fallhöhe (reiche Abenteurer, die "Titanic"), ein plötzliches Ereignis mit dramatischen Folgen (U-Boot sinkt), die Moral (warum müssen die da auch runter, können die mit ihrem Geld nicht Sinnvolleres anfangen?), steigende Anspannung (der Sauerstoff wird knapp), ein Höhepunkt (die Retter haben kaum Hoffnung), ein Moment, der noch einmal hoffen lässt (Klopfzeichen?) ...

Psychologen sprechen von einer grundlegenden Neugier, die den Menschen antreibt, sie ist Voraussetzung des Lernens. Das Gehirn reagiert auf neue Informationen mit Glücksstoffen. Und das funktioniert auch stellvertretend, ohne selbst in eine solche Situation zu geraten. Am Ende steht die Erkenntnis: Nein, ich würde nicht in so ein U-Boot steigen. Und vielleicht die weitere Erkenntnis, dass nicht alles von Interesse wichtig ist. Wir versuchen weiter, Interesse und Wichtiges unter einen Hut zu bekommen. Die Kollegen haben sich in der Zwischenzeit auch dem Straßenverkehrsgesetz gewidmet.

Neue Hoffnung auf Rettung?: ZDFheute live ab 18.55 Uhr überträgt die Pressekonferenz der US-Küstenwache zum Stand der Suche nach dem vermissten Tauchboot und spricht mit Titanic-Expertin Brigitte Saar, die selbst schon am Wrack war.

Neues Klimaschutzgesetz - was sich ändern soll: Die Ampel bringt ein neues Klimaschutzgesetz auf den Weg. Wo wurde entschärft? Werden nun Klimaziele verwässert? Wie geht es weiter? ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.

Gegenwind zum Klimaschutzgesetz: Mehr Klimaschutz statt weniger, das erhofft sich die Ampel-Regierung vom neuen Klimaschutzgesetz. Doch ausgerechnet Umweltverbände laufen Sturm. Das ist gefährlich für die Grünen.

Corona-Kredite für Klimafonds rechtens? Um die Pandemiefolgen zu bekämpfen, hatte der Bund hohe Schulden aufgenommen. Doch dürfen die Mittel auch für den Klimaschutz eingesetzt werden? Die Union sagt nein. Jetzt beschäftigt sich das Bundesverfassungsgericht mit der Frage, wie transparent der Bund haushalten muss.

Gutachter halten an Segeljacht-These fest: Wer hat die Nord-Stream-Pipelines gesprengt? Deutsche Ermittler glauben weiterhin, dass das Schiff "Andromeda" eine Schlüsselrolle spielte.

Milliarden für Wiederaufbau der Ukraine: Als "kolossale Aufgabe" sieht die Außenministerin den Wiederaufbau der Ukraine. Auf einer Konferenz in London sind weitere Milliarden-Aufbauhilfen zugesagt worden. Auch die Privatwirtschaft soll mit ins Boot geholt werden, berichtet ZDF-Korrespondent Andreas Stamm:

Neues EU-Sanktionspaket gegen Russland: Nach langem Ringen hat sich die EU auf ein weiteres Sanktionspaket gegen Moskau geeinigt. Im Mittelpunkt stehen Maßnahmen, die das Umgehen von Sanktionen verhindern sollen.

Fortschritte in der Gleichstellung: Das Weltwirtschaftsforum sieht Deutschland in seinem Index auf Platz sechs im internationalen Vergleich - vier Plätze besser. Es bleibe trotzdem noch viel zu tun.

Das sei "einfach zu wenig" gewesen, analysiert DFB-Sportdirektor Rudi Völler nach dem dritten enttäuschenden Testspiel gegen Kolumbien und stellt offen die "Qualitätsfrage". Es seien einige Spieler dabei gewesen, "die werden wir im September vielleicht nicht mehr sehen". Stellt sich die Frage: Was ist eigentlich mit dem Trainer?

Bei Mike läuft es alles andere als rund: Wohnung weg, Job eine Einbahnstraße, und zu allem Übel schlägt sein kleines Loser-Herz immer noch für Ex-Frau Claudia. Lucky Loser aus der Reihe Das kleine Fernsehspiel. (87 Minuten)

Bundeswehrsoldat Thorsten ist es leid, von der BRD GmbH geknechtet zu werden. Mit einer bunten Truppe von Verschwörungsideologen schmiedet er einen Plan, um die Regierung zu stürzen. Aber irgendwie hatte er sich das einfacher vorgestellt. Tag X - die zweite Folge aus der Satire-Reihe des Browser-Balletts zu den Krisen unserer Zeit. (29 Minuten)

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