Der jüdische Musiker hatte im Oktober 2021 behauptet, dass der Manager eines Leipziger Hotels ihn antisemitisch beleidigt habe. Ofarim entschuldigte sich jetzt bei dem Mann.
Der als Nebenkläger auftretende Hotelmanager akzeptierte noch im Gerichtssaal die Entschuldigung, das Verfahren wird eingestellt. Ofarim muss 10.000 Euro an die Jüdische Gemeinde in Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zahlen, dann wird der Prozess offiziell zu den Akten gelegt.
Ausgestanden ist die Geschichte deshalb wohl noch nicht. Denn hier kommt der erwähnte Bärendienst ins Spiel. Der Journalist Peymann Engel fürchtete schon zu Prozessbeginn, dass Ofarim "Tür und Tor für den Einwand" öffnen könnte, "dass sich Juden Anfeindungen nur ausdenken, um Aufmerksamkeit zu generieren".
So hat denn auch der Zentralrat der Juden in Deutschland mit Bestürzung auf Ofarims Geständnis reagiert.
Und das sind immer mehr Menschen in Deutschland. 29 antisemitische Vorfälle pro Tag registrierte der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) seit Anfang Oktober - das ist ein Anstieg von 320 Prozent, wenn man mit den Zahlen von 2022 vergleicht.
Das hat natürlich nichts mit Gil Ofarim zu tun. Der RIAS hat auf die Zeit seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel geschaut. Aber sein Geständnis fällt in eine mehr als aufgeheizte Stimmung.
Und die macht sich vor allem im Alltag bemerkbar. Antiisraelische und antisemitische Schmierereien und Flugblätter aber auch körperliche Angriffe machen Juden und Jüdinnen in ihrer Nachbarschaft, an ihrem Arbeitsplatz und zunehmend auch an den Unis das Leben schwer.
Jüdische Studierende berichten, dass sie von Kommilitonen für das Verhalten Israels verantwortlich gemacht worden seien. Einige seien deshalb nicht mehr zur Uni gegangen.
Der Zentralrat der Juden erklärte, Ofarim müsse "in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen". Was das genau heißt, ist unklar. Denn mit seinen falschen Behauptungen hat der Musiker dem Zweifel ein Schlupfloch geschaffen, dort wo gemeinsames und konsequentes Vorgehen gegen Antisemitismus selbstverständlich sein sollte.
Hanna fühlt sich als Jüdin in Deutschland zu Hause. Trotzdem begegnen ihr in ihrem Alltag immer wieder Anfeindungen und Vorurteile. 21.11.2023 | 14:34 min
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