Antisemitismus-Behauptung: Gil Ofarim legt Geständnis ab

    Antisemitismus-Behauptung:"Vorwürfe treffen zu": Gil Ofarim gesteht

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    Der jüdische Musiker Gil Ofarim hat in seinem Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung überraschend ein Geständnis abgelegt. Der Zentralrat verurteilt Ofarim.

    Gil Ofarim am dritten Prozesstag in Leipzig.
    Der Verleumdungsprozess gegen Gil Ofarim hat eine überraschende Wende genommen. Der Musiker gestand, die Antisemitismus-Vorwürfe gegen einen Hotelangestellten erfunden zu haben.28.11.2023 | 1:41 min
    Das Verfahren gegen den jüdischen Musiker Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung ist nach dessen überraschenden Geständnis eingestellt worden. Der 41-Jährige muss im Gegenzug einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen.
    Zuvor hatte der Musiker am 6. Verhandlungstag eingeräumt, nicht die Wahrheit gesagt zu haben. "Die Vorwürfe treffen zu", sagte er sichtlich bewegt im Gerichtssaal. Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte er: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid."

    Prozess endet ohne Urteil

    Die Einstellung erfolgte nach einer Verständigung der Prozessbeteiligten. Sie ist mit einer Geldauflage in Höhe von 10.000 Euro verbunden, die Ofarim an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zahlen soll. Wenn das Geld innerhalb eines halben Jahres dort eingeht, ist das Verfahren endgültig eingestellt. Ein Gerichtsurteil erfolgt dementsprechend nicht.
    Der als Nebenkläger auftretende Hotelmanager akzeptierte noch im Gerichtssaal die Entschuldigung Ofarims. Zur Begründung der Verfahrenseinstellung führte die Strafkammer aus, dass es in dem Prozess vor allem um die zuverlässige Feststellung des Sachverhalts gegangen sei.

    Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilt Ofarims Verhalten

    Der Zentralrat der Juden reagierte auf das Geständnis Ofarims auf dem Nachrichtenportal X.

    Wir verurteilen das Verhalten von Gil Ofarim. Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen.

    Zentralrat der Juden auf X

    Antisemitismusvorwürfe dürften niemals grundlos erhoben werden. Ofarim habe "all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt".

    Der Zentralrat der Juden äußert sich bei X

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    Hotelmanager mit Abschluss zufrieden

    Der Hotelmanager der als Nebenkläger am Verfahren teilgenommen hatte ist nach Angaben seines Anwalts froh, dass "die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte".
    Details zu der Höhe des Schadensersatzes nannte Rechtsanwalt Daniel Bäumgärtner am Dienstag am Landgericht Leipzig nicht: "Wir sind soweit mit dem Abschluss zufrieden und dabei bleibt es auch", erklärte Baumgartner. "Was Besseres hätte uns nicht passieren können."

    Zeugenaussagen von Biedermann und Meyle vertagt

    Zuvor waren die für diesen Dienstag vorgesehenen Zeugenaussagen der Sängerin und Schauspielerin Jeanette Biedermann und des Musikers Gregor Meyle auf den 7. Dezember verlegt worden. Gründe dafür nannte ein Gerichtssprecher nicht.
    Biedermann und Meyle waren nach Angaben des Gerichtssprechers zwar nicht in dem Hotel, sollen aber wenig später Kontakt mit Ofarim gehabt haben. Beide hatten die TV-Show moderiert, zu deren Aufzeichnung Ofarim am 4. Oktober 2021 in Leipzig war. Im Anschluss hatte sich der angebliche antisemitische Vorfall im Hotel ereignet.

    Im Video geschilderte Vorwürfe gegen einen Hotelmitarbeiter

    Der 41-jährige Musiker hatte im Oktober 2021 in einem Video den Vorwurf des Antisemitismus gegen einen Mitarbeiter des Leipziger Hotels "Westin" erhoben. Ofarim schilderte am 5. Oktober 2021 in einem in Social-Media-Plattformen verbreiteten Video, er sei von einem Hotelmitarbeiter beim Einchecken aufgefordert worden, eine Halskette mit Davidstern abzulegen.
    Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall aber nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt. Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim am Dienstag vor Gericht.
    Quelle: dpa, AFP

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