Nach 17 Tagen Einsatz:Indien: Alle 41 Arbeiter aus Tunnel befreit
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Mehr als zwei Wochen lang wurde weltweit um die verschütteten Tunnelarbeiter in Indien gebangt. Jetzt konnten alle 41 Arbeiter gerettet werden.
In Indien konnten alle 41 Arbeiter aus dem eingestürzten Tunnel befreit werden. Dort waren sie 17 Tage verschüttet.29.11.2023 | 1:04 min
Das Warten und Bangen hat ein Ende: 17 Tage nach dem Teileinsturz eines Tunnels in Indien sind alle 41 eingeschlossenen Arbeiter aus ihrem Gefängnis im Berg befreit worden. Mühsam war ein Rohr von nur 90 Zentimetern Durchmesser gebohrt worden, durch das die Männer auf rollbaren Tragen in die Freiheit gebracht wurden.
Behördensprechern zufolge gehe es den Männern auf den ersten Blick gesundheitlich gut, berichtete der Sender NDTV. Die Männer hätten erschöpft gewirkt, aber gelächelt. NDTV sprach von "Indiens größter und schwerster Rettungsmission".
Arme Wanderarbeiter betroffen
Vor dem Tunnel warteten die erleichterten und überglücklichen Familien, die teils von weit her angereist waren und sehnlichst auf gute Nachrichten gewartet hatten. Sie habe ihm frische Kleider mitgebracht, sagte die Ehefrau eines der Arbeiter örtlichen Medien. Die Mutter eines anderen erklärte, sie werde ihm als erstes Reispudding und frittiertes Brot zubereiten.
Die meisten Betroffenen sind Wanderarbeiter aus besonders armen Bundesstaaten, die weit weg von ihren Familien arbeiten und Geld an ihre Liebsten in die Heimatorte schicken.
Einsturz nach Erdrutsch am 12. November
Der 4,5 Kilometer lange, im Bau befindliche Autobahntunnel war am 12. November nach einem Erdrutsch teilweise eingestürzt. Die Männer verschwanden 200 Meter vom Eingang entfernt hinter riesigen Massen von Geröll. Ihr Gefängnis war Medienberichten zufolge ein rund 8,5 Meter hoher und zwei Kilometer langer Raum.
Seit zwei Wochen sitzen 41 Bauarbeiter in einem eingestürzten Autobahntunnel fest. Deren Rettung stockt. Der Bohrer hat sich im Gestein festgefressen. 26.11.2023 | 0:49 min
Das Schicksal der 41 Arbeiter wurde weltweit und vor allem in Indien verfolgt. Selbst Premierminister Narendra Modi hatte sich ständig über die Fortschritte bei den Rettungsarbeiten informieren lassen. Und die Hoffnungen waren groß - schon seit Tagen standen Krankenwagen bereit, um die Männer zur Betreuung in eine Klinik bringen zu können. Dort hatte das Personal bereits 41 Betten mit himmelblauen Bettlaken und warmen Wolldecken vorbereitet.
Viele Rückschläge
Allerdings waren die Tage vor der Rettung zugleich geprägt von immer neuen Rückschläge für die Einsatzteams. Behördenmitarbeiter und Journalisten vor Ort sprachen mehrmals von einer kurz bevorstehenden Befreiung der Eingeschlossenen. Aber dann gab es ständig neue Hindernisse - darunter defekte Bohrmaschinen, die mit dem harten Gestein nicht zurechtkamen, und die Gefahr weiterer Einstürze durch die heftigen Vibrationen.
Ein australischer Tunnel-Experte, der an den Rettungsarbeiten beteiligt war, erläuterte die unglaublich schwierigen Bedingungen: "Wir sind oben im Himalaya, und der Himalaya ist im Grunde ein relativ junges Gebirge, was bedeutet, dass es leicht auseinanderbricht", sagte Arnold Dix, Präsident des Internationalen Dachverbandes für Tunnel- und technischen Untertagebau (ITA), dem australischen Sender ABC.
Die einzige Lösung war, Röhren horizontal in das Geröll zu bohren, durch die die Männer hinausgelangen konnten. Als eine wichtige Bohrmaschine endgültig zu Bruch ging, mussten sich spezialisierte Bergleute die letzten rund zehn Meter gar per Hand und mit kleinstem Gerät durch das Geröll arbeiten.
Letzte Meter wurden händisch gegraben
Es sei gelungen, ein Rohr von rund 90 Zentimetern Durchmesser durch das Geröll zu bohren, sagte der Regierungschef des betroffenen Bundesstaates Uttarakhand, Pushkar Singh Dhami. Die letzten Meter mussten die Retter mit der Hand und kleinen Werkzeugen weitergraben.
Der Unglücksort befindet sich nahe der Kleinstadt Uttarkashi, einer beliebten Touristenregion. Der Tunnel sollte Teil der Chardham-Straße werden, die hinduistische Pilgerstätten miteinander verbinden soll. Einige Experten befürchteten, dass das Vorzeigeprojekt der indischen Regierung die Gefahren im oberen Himalaya, wo ganze Ortschaften auf Erdrutschschutt gebaut sind, noch verschärfen wird.
Quelle: dpa, AFP