Jüngere Deutsche essen wieder mehr Fleisch

Nach Rückgang in letzten Jahren:Jüngere Deutsche essen wieder mehr Fleisch

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Erstmals seit 2016 wird laut Statistik hierzulande wieder mehr Fleisch produziert. Während Ältere eher verzichten, kommt bei Jüngeren häufiger Schnitzel oder Wurst auf den Tisch.

Fleischtheke in einer Metzgerei
Fleisch und Wurst sind im vergangenen Jahr wieder mehr produziert worden als in den Vorjahren.
Quelle: dpa

Die Produktion von Fleisch in Deutschland ist erstmals seit 2016 wieder gestiegen. Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes haben die gewerblichen Schlachtunternehmen im Jahr 2024 rund 6,9 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt. Das waren 97.200 Tonnen und 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr.
Eine Umfrage kommt zu dem Schluss, dass der Fleischkonsum bei jüngeren Menschen steigt, während ältere Menschen weniger Fleisch und Wurst essen. Ausschlaggebend sei auch immer mehr die Qualität des Fleischs.

  • Deutschlands Schlachtereien haben 2024 rund 1,4 Prozent mehr Fleisch hergestellt als im Vorjahr - während die Produktion in den Vorjahren kontinuierlich sank.
  • Der Rekord aus dem Jahr 2016 ist damit aber nicht wieder erreicht.
  • Jeder Vierte isst täglich Fleisch oder Wurst. Der Konsum geht laut einer Yougov-Umfrage bei Älteren zurück, während er bei jüngeren Menschen zuletzt gestiegen ist.
  • Laut einem Experten steigt vor allem die Nachfrage nach höherwertigem Fleisch.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Fleischwirtschaft, Steffen Reiter, sieht nach den über mehrere Jahre hinweg rückläufigen Zahlen eine Trendwende. "Die Verbraucher greifen wieder vermehrt zu Fleisch." Die Anstrengungen und Investitionen von Landwirtschaft und Fleischwirtschaft in Klimaschutz und Tierschutz zeigten Erfolg.
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Produktion längst nicht auf Höchststand von 2016

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt in heimischen Schlachthöfen 48,7 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde sowie 693,3 Millionen Hühner, Puten und Enten geschlachtet. Sowohl bei Schwein-, als auch bei Rind- und Geflügelfleisch sind die produzierten Mengen gestiegen. Zu Import und Export wurden keine Angaben gemacht.
Trotz des Anstiegs ist die Fleischproduktion in Deutschland weit entfernt von ihrem Höchststand. Im Jahr 2016 waren 8,4 Millionen Tonnen Fleisch erzeugt worden. Wer die Entwicklung hierzulande über einen längeren Zeitraum beobachtet, der sieht: Die mit Abstand größten Zuwächse verzeichnet Geflügelfleisch. Die produzierten Mengen haben sich seit 2000 verdoppelt. Das Fleisch wird von den Verbrauchern häufig als gesünder wahrgenommen.

Jeder Vierte isst täglich Fleisch oder Wurst

Fast jeder Vierte in Deutschland isst täglich Fleisch oder Wurst. Das geht aus dem im vergangenen Jahr vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlichten Ernährungsreport hervor. 39 Prozent kaufen vegetarische oder vegane Alternativprodukte. Weil sie schmecken und gesund beziehungsweise gut für Klima wie Umwelt sind - so erklären die Käufer ihre Beweggründe. Auch Tierschutz wird häufig genannt.
Fleischverzehr CC
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Laut einer repräsentativen Befragung von Yougov haben 60 Prozent der Menschen in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten unverändert viel Fleisch und Wurst gegessen wie in den zwölf Monaten zuvor. An der Befragung am 6. Februar nahmen 1.763 Erwachsene in Deutschland teil. 26 Prozent verzehrten demnach weniger Fleisch, lediglich vier Prozent mehr.
Der Yougov-Handelsexperte Robert Kecskes beobachtet veränderte Konsumgewohnheiten:

Der große Trend zu vegan und vegetarisch hat an Dynamik verloren, auch bei jüngeren Menschen.

Robert Kecskes, Yougov-Handelsexperte

Viele Ältere essen weniger Fleisch

Die Daten zeigen auch: Deutlich mehr Ältere geben an, weniger Fleisch gegessen zu haben. Bei Jüngeren wiederum ist der Anteil derer, die ihren Konsum gesteigert haben, überdurchschnittlich hoch.
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Cem Özdemir hat den Ernährungsreport der Bundesregierung vorgestellt. Gesundheitliche Aspekte und weniger Fleischprodukte werden für viele Menschen immer wichtiger.24.09.2024 | 2:32 min
Bei älteren Menschen sei das Ausgangsniveau größer, sagt der Yougov-Experte Robert Kecskes. Sie äßen mehr Fleisch. Deshalb sei der Anteil derer, die den Konsum reduzieren wollten, auch höher.

Die Fleischindustrie wird noch Probleme bekommen, wenn die Älteren, die klassischen Fleischesser, vom Markt verschwinden.

Robert Kecskes, Yougov-Handelsexperte

Insgesamt stablisiere sich der Fleischkonsum, sagt Kecskes. Viele äßen zwar weniger, seien aber bereit, mehr Geld für Fleisch auszugeben und höherwertige Produkte zu kaufen. "Fleisch wird wieder als etwas wertigeres angesehen", so der Marktforscher. Von einer echten Trendwende möchte Kecskes nicht sprechen. Er erwartet, dass die Qualitätsnachfrage künftig weiter wächst, nicht aber die Fleischmengen.

Nachrichten | Wirtschaft
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