Ilkay Gündogan - Plötzlich Hoffnungsträger in der DFB-Elf
Länderspiel gegen Kolumbien:Ilkay Gündogan - Plötzlich Hoffnungsträger
von Frank Hellmann
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Ilkay Gündogan soll in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen beim Test gegen Kolumbien vorangehen. Dabei wird ihm so viel Achtung zuteil wie selten zuvor unter Flick und Vorgänger Löw.
Wenn Ilkay Gündogan an das letzte Fußball-Großereignis in Deutschland denkt, kommen sofort die Erinnerungen hoch. Als er nämlich bei der WM 2006 als Jugendlicher auf den Fanfesten weilte, "war die Stimmung generell fantastisch".
Davon kann ein Jahr vor der EM 2024 keine Rede mehr sein. Das Interesse am Fußball ist ungebrochen, doch übers deutsche Nationalteam hat sich vor dem Länderspiel gegen Kolumbien (Dienstag, 20.45 Uhr/RTL) in Gelsenkirchen eine bedrückende Atmosphäre gelegt.
Gündogan sieht sich nicht als Heilsbringer
Die generellen Sorgen spürte auch Bundestrainer Hansi Flick, als ihn auf der Pressekonferenz auf dem DFB-Campus in Frankfurt ein kleiner Junge aus der ersten Reihe befragte, ob er nicht lieber weiter den FC Bayern coachen würde? Flick lächelte leicht gequält: "Ich mag den Job als Bundestrainer. Mir macht es sehr viel Spaß, es ist alles wunderbar."
Ob diese Zustandsbeschreibung über den Sommer gilt, ist ungewiss, aber weshalb hat denn Gündogan eine Einsatzgarantie erhalten? Der Kapitän von ManCity hat die beste Saison aller Nationalspieler hinter sich - und soll nun für den Stimmungsumschwung sorgen.
"Ich glaube, dass ich aufgrund der letzten Wochen viel positive Energie einbringen kann", sagte der 32-Jährige. Nur als Heilsbringer "sehe ich mich nicht". Seine Wurzeln beim SV Gelsenkirchen-Hessler in der "Pampers-Liga" (O-Ton Gündogan) hat der Edeltechniker nicht vergessen.
Gündogans Krönung zum Champions-League-Sieger
Deshalb hat er auch seinem Heimatverein ein Public-Viewing zum Champions-League-Finale spendiert. So konnten alle sehen, wie ihr Lokalmatador aus einer türkischstämmigen Familie mit der typischen Gastarbeiter-Vita des Ruhrgebiets eine imponierende Saison bei Manchester City mit dem Champions-League-Triumph krönte.
Bei der Busparade danach im Regen seien "Momente für die Ewigkeit" entstanden, erzählte Gündogan mit leuchtenden Augen. Den Henkelpott "ausgerechnet auch noch in Istanbul" zu empfangen, habe sich wie eine Erlösung angefühlt, "weil mich dieser Pokal zehn Jahre lang verfolgt hat".
Seit 2016 bei Manchester City
2013 stand Gündogan mit Borussia Dortmund nach dem Finale in Wembley gegen den FC Bayern auf der Seite der Verlierer. Nach seinem Wechsel nach Manchester 2016 setzten sich die vergeblichen Anläufe fort.
Dass er nun vergangene Woche im Teamhotel vor den Toren Frankfurts von den Mitspielern mit Applaus begrüßte wurde, war ihm nach eigenem Bekunden "unangenehm". Im Mittelpunkt steht er nicht so gern.
Gündogan bisher selten im DFB-Dress gesetzt
Ilkay Gündogan - einer, der mit Ruhe und Abgeklärtheit, mit dem Gespür für Raum und Zeit auf dem Platz die Dinge regelt. Und doch war er in der Nationalelf selten gesetzt.
EM 2012: Als Jungprofi zwar im Kader, spielt aber keine Minute
WM 2014 und EM 2016: Wegen Verletzung verpasst
WM 2018 und 2022: Gündogan spielt glücklos, ohne Zutrauen in sein Können
Weder Joachim Löw noch Nachfolger Flick hatten ihm einen festen Platz über einen längeren Zeitraum zugeteilt. Vielleicht waren die Leistungen des mittlerweile 66-fachen Nationalspielers auch größeren Schwankungen ausgesetzt als im Trikot beim BVB oder bei ManCity.
FC Barcelona hätte Gündogan gerne
Gündogan ist kein rustikaler Abräumer, kein klassischer Spielmacher, sondern sieht sich seit Wochen, Monaten, ja den vergangenen ein, zwei Jahren als "Achter, Zehner mit Drang nach vorne".
Diese Rolle bei Pep Guardiola in einem 4-3-3-System ist ihm auf den Leib geschneidert. Nicht umsonst buhlt der ehemalige Guardiola-Klub FC Barcelona um seine Dienste. Wobei Gündogan - der ablösefrei zu haben wäre - Spekulationen über einen Wechsel zu den Katalanen und seinem einstigen Idol Xavi Hernandez nicht befeuerte.
Gündogan in die Bundesliga? Eher nicht
Was er zu seiner Zukunft nur verriet: dass sein Berater zwar mit BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl Kontakt hatte, aber eine Rückkehr nach Dortmund trotz aller Verbundenheit nicht infrage komme. Generell sei die Bundesliga für ihn aktuell kein Karriereziel.