Nations-League-Auftakt: Italien kämpft sich aus der Krise

    Starker Nations-League-Auftakt:Italien kämpft sich aus der Krise

    von Claudio Palmieri, Budapest
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    Nach einer schwachen EM setzt sich Italien mit zwei Siegen an die Spitze der schweren Nations-League-Gruppe A2. Ist schon wieder alles gut im Land des Ex-Europameisters?

    Italiens Trainer Luciano Spalletti
    Trainer Luciano Spalletti freut sich mit Italien über zwei Siege in der Nations League.
    Quelle: imago

    Nach dem unspektakulären, aber nie gefährdeten 2:1 (1:0)-Sieg gegen Israel in der Nations League suchte Italiens Fußball-Nationalmannschaft den Schulterschluss mit ihren Fans. Der nach Erfolgen der Azzurri obligatorische Jubellauf auf den eigenen Block durfte auch im strömenden Regen von Budapest nicht fehlen.
    Dass bestenfalls 400 italienische Anhänger den Weg in die ohnehin überschaubar große Bozsik Arena gefunden hatten, verlieh der Szene zusätzliche Symbolkraft. Wir fangen wieder klein an, könnte die Botschaft lauten, die Gianluigi Donnarumma wie kein Zweiter verkörperte. Italiens Kapitän und Torwart blieb am längsten draußen, verschenkte sein Trikot - und ballte den Tifosi selbst auf dem Weg in die Kabine noch die Siegerfaust entgegen.
    Nations-League-Spiel Frankreich gegen Italien am 06.09.24.
    Die Franzosen gehen gegen Italien nach nur 13 Sekunden in Führung und verlieren am Ende dennoch die Partie. Dimarco leitet die Wende mit einem spektakulären Treffer ein.07.09.2024 | 2:59 min

    Italien sendet eindeutige Botschaft

    Die sportliche Botschaft, die vom zweiten Erfolg des entthronten Europameisters im zweiten Match in der Nations-League-Gruppe A2 ausgeht, ist derweil eindeutig. Trainer Luciano Spalletti und sein Team wollen einen enttäuschenden EM-Sommer schnell abhaken - erst recht, nachdem der Nations-League-Auftakt bei Gruppenfavorit Frankreich am Freitag nicht mit einer Niederlage, sondern entgegen aller Prognosen mit einem verdienten 3:1-Sieg endete.
    Vor allem das bärenstarke Comeback von Mittelfeldregisseur Sandro Tonali (24 Jahre/Newcastle United), der die EM in Deutschland wegen der Verwicklung in einen Wettskandal gesperrt verpasst hatte, schürt Hoffnungen auf rosigere Zeiten. In Abwesenheit von Inter-Star Nicolò Barella kurbelte zudem Samuele Ricci den zuletzt lahmenden Spielaufbau an. Der 23-Jährige vom FC Turin hatte es im Juni nur in den erweiterten Turnierkader geschafft.
    Die ersten Auftritte nach der desolaten EM-Expedition resümierte Spalletti am Montagabend so:

    Ich wollte die Mannschaft verjüngen und die Antworten waren perfekt.

    Luciano Spaletti

    EM-Achtelfinale: Tiefpunkt für Italien

    Vor allem das 0:2 im EM-Achtelfinale gegen die Schweiz hatte einen neuen Tiefpunkt in Italien etabliert. So blutleer und uninspiriert wie in Berlin, darin war sich die öffentliche Meinung im Land schnell einig, hatten sich die Südeuropäer noch nie bei einem Turnier präsentiert.
    Spalletti, der 2023 noch die SSC Neapel zum ersten Meistertitel nach 33 Jahren geführt hatte, musste sich den Vorwurf gefallen lassen, seine Elf mit ständigen Wechseln zwischen Dreier- und Viererkette sowie positionsfremden Einsätzen taktisch überfrachtet zu haben. Die altbekannte Debatte um fehlende Top-Talente flammte ebenfalls neu auf.

    Sechs-Punkte-Start in der Nations League

    Italiens Sechs-Punkte-Start in der Nations League macht die EM-Schmach noch nicht wieder wett, liefert dem Coach jedoch grundlegende Erkenntnisse. Eine Abkehr von der Dreierkette scheint kaum mehr denkbar. Mit dem 3:1-Coup gegen eine schwache französische Star-Auswahl hat Spallettis Elf denn auch gleich eine Benchmark dafür gesetzt, wie sie in Zukunft gegen höher gehandelte Nationen bestehen soll.
    "Ich denke, dass ein Land wie Italien immer 20 Spieler haben wird, um eine starke Mannschaft zu formen", meint Spalletti:

    Im Moment haben wir keinen Baggio, Del Piero oder Totti. Aber wir haben so viele Spieler, die sich anpassen können. Leidenschaft und Opferbereitschaft können den Unterschied machen.

    Luciano Spalletti

    Spaniens Joselu und der Schweizer Remo Freuler im Zweikampf um den Ball.
    Fußball-Europameister Spanien hat einen überzeugenden Auswärtssieg in der Nations League gefeiert. In Genf siegten die Iberer 4:1 gegen die Schweiz - trotz langer Unterzahl.09.09.2024 | 2:59 min

    Rückspiel gegen Israel in Italien fraglich

    Dass Spalletti das Amt des Nationaltrainers im September 2023 - also mitten in der heißen Phase der EM-Qualifikation - übernahm, rief der 65-Jährige diesmal nicht mehr in Erinnerung. Sein Fokus scheint ganz dem neuen "Zyklus" zu gelten, wie die Phase zwischen zwei großen Turnieren in Italien genannt wird.
    Am 10. Oktober geht dieser Zyklus gegen Belgien weiter. Ob das Rückmatch gegen Israel am 14. Oktober plangemäß in Udine steigen kann, wird sich noch zeigen müssen. Ein Großteil der italienischen Anhängerschaft wandte dem israelischen Team während der Nationalhymne demonstrativ den Rücken zu.

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    Quelle: Reuters

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