Kommentar zur Winterpause: Weiter so, Bundesliga

Die Bundesliga hat uns bislang gut unterhalten. Überraschende Höhenflüge gehörten ebenso dazu wie Enttäuschungen, mit denen niemand gerechnet hatte. So blicken wir zurück auf:

Gefühlte 100 Jahre hatten sie es schwer in der Industriestadt am Rhein, wurden akzeptiert, aber selten geliebt. Manchmal geachtet für ihren schönen Fußball.

So gesehen hätte es Bayer Leverkusen verdient, dass die Bewerbung von Xabi Alonso für den Job als Real-Madrid-Trainer mit der ersten Deutschen Meisterschaft nach fünf zweiten Plätzen belohnt wird.

So nun mal ehrlich - man muss weder Bayern-Freund noch -Feind sein, um etwas Dankbarkeit zu empfinden, dass nicht immer dieselben an der Tabellenspitze ihre Kreise ziehen.

Die Meisterschaft auf den allerletzten Drücker im Frühjahr 2023 war schon mal ein Anfang. Jetzt gibt es zumindest eine Mannschaft, die dem FC Bayern da oben konsequent Paroli bietet.

Thomas Tuchel ist als Wundertrainer entzaubert, wirkt zu oft ratlos. Das allerdings gefällt mir, weil es dem hochgejazzten Besserwissersystem eine Spur menschlicher Fehlbarkeit zurückgibt und uns zeigt, dass selbst die besten Fachleute manchmal gehörig danebenliegen können.

Dies - ganz unbayernlike - auch zuzugeben, hat schon wieder eine Größe, die Belohnung verdient. Wir werden sehen.

In der Champions League die Todesgruppe gewonnen und in der Bundesliga auf Rang fünf abgerutscht. Jetzt zu behaupten, der Trainer wäre nicht gut genug für diese Mannschaft, wäre wohl falsch; obwohl keiner sicher sein kann, dass Borussia Dortmund demnächst nicht zu genau diesem Schluss kommen könnte.

Trainer Edin Terzic kann auch Tabellen lesen. 15 Punkte Rückstand auf die Meisterschaft, die ihm letzte Saison - wenn auch denkbar knapp - aus den Händen geglitten ist.

Klar hat Dortmunds Mittelfeldrackerer Emre Can recht, wenn er sagt, der Trainer könne nichts dafür, wenn der Ball an die Latte geht. Aber andererseits sollen Spitzentrainer bei Spitzenklubs für Spitzengehälter genau dafür sorgen, dass der Ball eben nicht ständig an die Latte geht.

Und weil das auf Dauer eben nicht möglich ist, wird immer mal gewechselt. Soweit, so normal - und so vorhersehbar wohl auch in Dortmund.

Union Berlins Geschichte war vielleicht zu gut, um ständig ein neues Kapitel hinzuzuschreiben. Am Ende mussten sie den Meister ihres Erfolgs, Trainer Urs Fischer, tapfer nach Hause schicken. Aber, typisch Union, mit Würde und Anstand. So kann man das machen.

Die drängende Frage nach den Gründen des Absturzes ist schwer zu beantworten. Ob das Mannschaftsgefühl durch neue Großverdiener gelitten hat? Es wäre naheliegend, nur beweisen lässt sich das nicht.

Wenn die Eisernen aus dem Holz geschnitzt sind, aus dem sie gerne geschnitzt wären, dann meistern sie die Situation und bleiben der Liga erhalten.

Das klingt so schön - auch gänzlich ohne Karneval - aber diesmal wird's eng für den 1. FC Köln. Die Bundesliga hat nun mal nur Platz für 18 Vereine mit je etwa 25 Spielern. Macht 450.

Die meisten Kölner würden, gäbe es eine Rangliste, wohl jenseits der 450 auftauchen. Da konnte auch Steffen Baumgart auf der Trainerbank nicht viel dran ändern - so gerade, so ehrlich und direkt seine Ansagen auch waren.

Sind die Taschen leer, ist eben wenig zu holen. Diese Erfahrung mussten schon Hunderte Vereine machen. Jetzt muss ein Neuer sein Glück versuchen. Und der hofft auch auf kölsche Weisheiten, die in Wirklichkeit Träume sind.

Und dann gibt es noch zwei Vereine - keine hundert Kilometer voneinander entfernt - die strahlen um die Wette. Was der VfB Stuttgart auf die Plätze zaubert, ist ein Genuss.

Und ganz ähnlich gilt das auch für die Aufsteiger aus Heidenheim. Deren Trainer Frank Schmidt hat es zu Weihnachten auf Platz neun geschafft.

Vielleicht ist das die noch größere Überraschung als Sebastian Hoeneß' dritter Rang mit dem VfB, der letztes Jahr noch mit dem HSV in der Relegation um den letzten Bundesligaplatz kämpfte.

Es darf so spannend weitergehen. Das Heim-EM-Jahr darf uns ruhig mal was Besonders bescheren.