Heidenheim-Coach im Sportstudio:Frank Schmidt: Der Teilchenbeschleuniger
von Ralf Lorenzen
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Mit Frank Schmidt kommt noch mehr Energie in die Bundesliga. Der Trainer des Aufsteigers 1. FC Heidenheim reißt mit Ehrgeiz und Emotionen sein Umfeld mit.
Zum ersten Punkt hat es für den 1. FC Heidenheim im allerersten Bundesliga-Spiel der Vereinsgeschichte noch nicht gereicht, gegen den VfL Wolfsburg gab es eine 0:2-Niederlage. Aber mit seinem Trainer Frank Schmidt ist sofort eine neue Farbe in die Liga gekommen - ein Trainer-Typ, der dort kaum noch zu finden ist.
Rastlos, ungeduldig, besessen
Seine Spieler schätzen an ihm vor allem das Einfühlungsvermögen, die Akribie und die Fähigkeit, Emotionen zu wecken. Es werde nie langweilig mit ihm, sagen sie. Einen Teilchenbeschleuniger nennt ihn seine Frau, wie Moderator Jochen Breyer am Samstagabend im aktuellen sportstudio verriet. Er könne in seiner Umgebung extrem viel Energie freisetzen.
Schmidt sagt selbst:
"Ich habe sehr früh angefangen Fußball und Tennis zu spielen und dabei gelernt, dass es darum geht, die Spiele zu gewinnen. Ich habe keine Lust, die Dinge einfach nur so zu machen, es geht darum, sie richtig zu machen."
Frank Schmidts Ziel ist der Klassenerhalt beim 1. FC Heidenheim:
Neben dem Stadion geboren
Und richtig gemacht hat Schmidt in den letzten sechzehn Jahren eine ganze Menge. In dieser Zeit hat er den Klub, neben dessen Stadiongelände er 1974 geboren wurde, von der fünften Liga in die Eliteklasse geführt. "Ein Traum, wenn man überlegt, wo wir angefangen haben", sagt er. Das sei aber alles andere als eine One-Man-Show.
Von Energie ist bei Frank Schmidt viel die Rede. Oft redet er in dem Zusammenhang vom Aachener Tivoli, der alten Kultstätte des deutschen Fußballs. Dort stieg Schmidt 1999 als Abwehrspieler mit Alemannia Aachen in die zweite Liga auf. "Da habe ich richtig Emotionen mitbekommen", sagt er. "Und was es heißt, schlecht drauf zu sein und trotzdem in der Gemeinschaft erfolgreich zu sein."
Auf Finkes Spuren
Dass im Fußball nichts unmöglich ist, hatte er schon ein paar Jahre früher gelernt: 1994 als Spieler des TSV Vestenbergsgreuth, der als Regionalligist den FC Bayern München in der 1. DFB-Pokal-Runde sensationell aus dem Wettbewerb warf.
Knapp 30 Jahre später spielt er mit dem Klub seiner kleinen Geburtsstadt in derselben Liga wie die Bayern: als dienstältester Profitrainer Deutschlands. Demnächst wird er den Rekord von Volker Finke als Trainer mit der längsten ununterbrochenen Dienstzeit in einem Verein knacken.
Die Teams des Deutschen Fußballbundes sind erfolgreich, haben historische Siege errungen und große Spieler*innen hervorgebracht.
Schmidt kann auch mal ungemütlich werden
"Die Spieler müssen sehen, dass der Trainer einer von ihnen ist", erläutert er sein Erfolgsrezept. "Er vermittelt das Ziel, dass jeder besser wird und seine Persönlichkeit entwickelt. Dabei können wir viel lachen und Spaß zusammen haben, aber an einer bestimmten Stelle kann es auch ungemütlich werden." Einfach, ehrlich, geradeaus - das zahle sich aus.
Aufgrund seiner Vereinstreue und seiner bodenständigen Art wird Schmidt oft mit Christian Streich verglichen. "Ich freue mich wahnsinnig, dass Heidenheim in der Bundesliga ist", sagte der Freiburger Trainer im aktuellen sportstudio.
Kein Ende in Sicht
Damit diese Freude über eine Saison hinausgeht, muss sich das in der letzten Saison laufstärkste Team der ersten und zweiten Liga in anderen Bereichen noch verbessern.
"Aber das Spiel ist schneller, es gibt erhöhten Raumdruck, wir brauchen fußballerische Lösungen." Für diese Lösungen hat er in der zweiten Halbzeit gegen den VfL Wolfsburg gute Ansätze gesehen.
Schmidts Vertrag in Heidenheim läuft noch bis 2027 und er kann sich nur vorstellen, sich noch einmal woanders zu beweisen, wenn man in Heidenheim irgendwann nicht mehr mit ihm zufrieden sein sollte. "Aber ich bin überzeugt, dass das in nächster Zeit nicht passieren wird", sagt er.