Top-Spiel gegen Leipzig: BVB auf Suche nach neuem Ich

Die neue Pisa-Studie wirft ein schlechtes Licht auf die Lernfähigkeit der 15-Jährigen. Borussia Dortmund sorgt sich eher um die 19- bis 34-Jährigen und einen Fußball-Lehrer aus der Alterskohorte bis 41: Nach dem zweiten Debakel beim VfB Stuttgart in nur 26 Tagen fragen sich wohl etliche BVB-Fans, ob Borussia Dortmunds Lernkurve und die von Trainer Edin Terzic einen steigenden Verlauf hat.

Der Fast-Meister ist beim Beinahe-Absteiger des Vorjahres gleich zwei Mal in die Falle getappt. In der Liga hat das zum Zehn-Punkte-Defizit Richtung Spitze beigetragen, im DFB-Pokal das frühe Aus besiegelt.

Dass den BVB wie so oft am Jahresende der Blues quält, hat aber weitere Gründe. Seit Saisonbeginn läuft Dortmund dem Anspruch hinterher, auch den rechten Teil der Gleichung "weniger sexy, mehr Erfolg" mit Leben zu füllen.

Das Team wirkt nicht fit, ein neuer Leader wird gesucht. Vor allem aber steht die Spielweise in der Kritik und damit der Coach. Mutlos, unattraktiv und bieder waren oft gebrauchte Attribute. Gar von "Selbstverzwergung" schrieb die "Süddeutsche".

Beim Showdown mit RB Leipzig am Samstag, 18.30 Uhr (ausführlicher Bericht im aktuellen sportstudio), und danach gegen den FC Augsburg und Mainz 05 geht es schon darum, das wichtigste Saisonziel im Blick zu halten: die Qualifikation für die Champions League.

Der Abschied von der Spektakel-Borussia ist schon lange im Gange und hat zuletzt weiter Fahrt aufgenommen. Allein, weil der Kader in den vergangenen 30 Monaten massiv an spielerischer Qualität verloren hat: Jadon Sancho, Erling Haaland, zuletzt Judu Bellingham und nicht zu vergessen: Raphael Guerreiro.

Das macht es schwierig, die traditionell hohe Zahl an Gegentoren mit eigenen Treffern zu kompensieren. Daher ist es ist überfällig, die Defensive zu stärken.

Terzics Ansatz, eine Art Außenseiterfußball zu etablieren, ist unpopulär, aber legitim. Gegen Newcastle United und bei der AC Mailand in der Königsklasse hat er funktioniert, mit Abstrichen auch gegen Liga-Spitzenreiter Bayer Leverkusen.

Ob es zur generellen Spielidee taugt, ist eine andere Frage. Denn Spieler wie Marco Reus oder Julian Brandt passen nicht ins Zerstörer-Konzept - folgerichtig stand keiner der beiden in Stuttgart in der Startelf.

Aber wer schickt Konter-Experten wie Karim Adeyemi, Donyell Malen oder Jamie Bynoe-Gittens dann auf die Reise zum Tor?

Dortmund sucht sein neues Ich, und der Trainer muss aufpassen, dass ihm die Spieler dabei folgen. In Donyell Malen hat sich angeblich der erste Offensivstar mit dem Wunsch vorgewagt, den Klub im Winter zu verlassen. Die interne Kritik wächst.

Niclas Füllkrugs offene Worte konnte der BVB noch einfangen, ebenso die von Brandt. Schwieriger wird es, wenn nun Kapitän Emre Can schimpft: "Es war fußballerisch eine Katastrophe. So kann es nicht weitergehen."

Aktuell hat Terzic für Defensivfußball nicht die richtigen Spieler. Eine wilde Balljagd im Mittelfeld benötigt unermüdliche 20-Jährige anstelle gesetzter Routiniers.

Für eine stabile Abwehr braucht es neben Innenverteidigern wie Mats Hummels auch hochtalentierte Außen, die zudem den Weg nach vorne suchen. Zielstrebiger und effektiver als Marius Wolf, Ramy Bensebaini, Thomas Meunier oder sogar Julian Ryerson.

Gerade in der Außenverteidigung hat der BVB Nachholbedarf. Gut möglich, dass der Klub im Winter auf dem Transfermarkt aktiv wird. Dafür müssten aber Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl zur gemeinsamen Linie zurückfinden.

Der Rauswurf des Kehl-Vertrauten Slaven Stanic hat gezeigt, dass es in der Chefetage gar nicht so harmonisch zugeht, wie vom Klub stets behauptet.