Ehrenamt: Die besondere Herausforderung im Kinderhospiz

    Ehrenamt beim Kinderhospizdienst:Wertvolle Unterstützung in schweren Zeiten

    von Manuela Christ
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    Von Sportverein bis Kinderhospizarbeit: Viele Menschen arbeiten ehrenamtlich. Andere überlegen noch, sich in einem Ehrenamt zu engagieren. Worauf man bei der Auswahl achten sollte.

    Ambulanter Kinderhospizdienst
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    Fast 29 Millionen Menschen üben in Deutschland ein Ehrenamt aus. Ob in der Freiwilligen Feuerwehr oder in der Integrationsarbeit, mit Kleinkindern oder Senioren, im Sport oder in der Politik: Ehrenamtliche Arbeit bietet verschiedene Möglichkeiten, sich für das Gemeinwohl der Gesellschaft einzusetzen und Unterstützung für unterschiedliche Lebenssituationen zu leisten.
    Das Ganze habe auch einen positiven Effekt für die Menschen, die sich engagieren, sagt Katarina Peranić, Vorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt. "Sie haben Freude durch eine sinnvolle Betätigung, erhalten Dank, Anerkennung und erleben, wie sie selbst die Gesellschaft proaktiv mitgestalten."

    Sport, Feuerwehr, Soziales
    :Ehrenamt: Wo sich die Deutschen engagieren

    Suppenküche oder Fußballplatz: Ehrenamtliche engagieren sich in den unterschiedlichsten Bereichen für die Gesellschaft in Deutschland. Ohne sie ginge vieles nicht.
    von Michaela Waldow
    Gummistiefel und Wassereimer stehen an einer Versorgungsstelle
    Grafiken

    Das richtige Ehrenamt finden

    Die Antwort darauf, welches Ehrenamt zu einem passt, ist nicht ganz einfach, so Katarina Peranić.

    Die eigenen Interessen, Wünsche, Fähigkeiten, aber auch Lebensumstände leiten oft zum persönlich gut passenden Ehrenamt.

    Katarina Peranić, Vorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt

    "Wer Sport liebt, wird eine stimmige Vereinsrolle für sich finden. Wer Kinder in der Kita oder Schule hat, engagiert sich im Elternrat." Jeder müsse in sich hineinhören und überlegen, was zu ihm passt.

    Um das passende Ehrenamt zu finden, sollte man sich einige Fragen stellen:

    1. Warum will ich mich engagieren?
    2. Wofür möchte ich mich engagieren?
    3. Wie viel Zeit habe ich zur Verfügung?
    4. Was möchte ich konkret tun?
    5. Was erwarte ich von meinem Ehrenamt?

    Eine erste Orientierung können digitale Tools wie der Engagement-Checker der Aktion Mensch oder der Helf-O-Mat geben.

    Quelle: Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt

    Die einfachste Möglichkeit, ein passendes Ehrenamt zu finden, ist im Freundeskreis oder im Arbeitsumfeld zu fragen, wo sich Menschen engagieren. Man kann sich auch online informieren, zum Beispiel bei Freiwilligenbörsen von Kommunen oder Ehrenamtsportalen der Wohlfahrtsverbände.
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    Ehrenamt im Kinderhospiz als besondere Herausforderung

    Ehrenämter, die emotional belasten können, sind eine besondere Herausforderung. Dazu gehört zum Beispiel die ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit. Auch hier ist man auf die Mitarbeit von Ehrenamtlichen angewiesen. Sie kümmern sich um die todkranken Kinder, aber auch um die Geschwister und Eltern.
    "Für die Familien bedeutet das Entlastung, in Krisenzeiten an der Seite sein, aber auch in schönen Momenten. Unterstützung im Alltag liefern und einfach Gesprächspartner sein", weiß Angelika Lenker. Sie ist die Koordinatorin des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes in Düsseldorf. Dafür geeignet sind Menschen, die gefestigt im Leben stehen.

    Ehrenamtliche Tätigkeit mit Kurs vorbereiten

    Zur Vorbereitung gibt es für alle künftigen Ehrenamtlichen einen 70-stündigen "Qualifizierten Vorbereitungskurs" über mehrere Monate. Hier befassen sich die Teilnehmenden mit den Grundlagen der Kinderhospizarbeit, mit rechtlichen Aspekten, aber auch mit den Themen Tod und Trauer und mit der eigenen Endlichkeit.
    Nicht wenige haben anfangs Sorgen, ob sie mit der Belastung klar kommen: "Können wir überhaupt locker damit umgehen?", fragt sich Frank Erbach. "Das wissen wir alle noch nicht. Wir hoffen es. Aber es ist einfach schön zu helfen, weil die Belastung ja schon extrem ist, die die Familien mitmachen." Erbach nimmt seit vier Monaten an dem Vorbereitungskurs teil und soll im April die Familie kennenlernen, die er künftig unterstützen wird.

    Begleitung im Kinderhospiz oft über Jahre

    Was viele nicht wissen: Die Begleitung der Kinder oder Jugendlichen erfolgt oft über Jahre hinweg.

    Denn lebensverkürzt erkrankt bedeutet nicht, dass das Kind in den nächsten Monaten verstirbt. Es kann sein, es kann aber auch noch Jahre dauern, bis es so weit ist.

    Angelika Lenker, Koordinatorin des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes in Düsseldorf

    Es ginge für alle darum, eine möglichst schöne gemeinsame Zeit zu verbringen. Kinderhospizarbeit könne nicht nur belastend, sondern vor allem auch sehr erfüllend sein.

    Tod immer noch ein Tabu

    Die Koordinatorin findet es wichtig, das Thema Tod in die Gesellschaft zu tragen.

    Der Tod ist in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu-Thema, aus der Angst heraus, damit konfrontiert zu werden.

    Angelika Lenker, Koordinatorin des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes in Düsseldorf

    Sterbekultur werde kaum noch gelebt und gewusst. Medien würden das Bild einer Leistungsgesellschaft und ewiger Jugend vermitteln. Sterben und Krankheit fänden am Rande der Gesellschaft statt. Vor allem, wenn es um Kinder geht.
    Manuela Christ ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
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