Elternsprüche: Welche Weisheiten zur Gesundheit stimmen?
Medizinweisheiten im Check :Was hinter typischen Elternsprüchen steckt
von Nicole Clouth
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Zieh dich warm an, sonst erkältest du dich! Wer kennt diesen und andere Sprüche von Eltern zu ihren Kindern nicht. Was stimmt wirklich und was nicht? Fünf Sprüche im Check.
So wie Sina,11, und Lennard, 14, geht es vielen Teenagern: Sie sind genervt von belehrenden Elternsprüchen. Doch der ein oder andere hat einen wahren Kern. Fünf weitere Sprüche im Check.07.02.2024 | 4:51 min
Sie werden seit Generationen weitergegeben: Gut gemeinte Gesundheitsratschläge. Wahrheit oder Mythos? Was hinter beliebten Elternsprüchen steckt.
Sind Karotten gut für die Augen?
Damit Vitamin A vom Körper optimal aufgenommen wird, müsse man Karotten zusammen mit fetthaltiger Nahrung zu sich nehmen, erklärt Augenärztin Luise Weitzdörfer. Karotten mit etwas Öl angemacht oder zusammen mit einem Butterbrot gegessen, sei dafür völlig ausreichend.
Aber können Karotten auch die Sehkraft stärken? Der Tagesbedarf eines Menschen für Vitamin A liegt bei 0,8 bis 1,0 mg. Das ist etwa in zwei größeren Möhren enthalten. Allerdings wird der Vitamin-A-Bedarf in der Regel schon über die normale Ernährung gedeckt.
Fazit: Karotten sind gut für die Augen. Sie täglich in großen Mengen zu essen, ist aber nicht erforderlich.
Bei Schluckauf einfach die Luft anhalten: Diesen gut gemeinten Ratschlag geben viele Eltern. Thomas Kurscheid, Facharzt für Allgemeinmedizin weiß: "Da ist was dran."
Denn durch das Luftanhalten gerate das Zwerchfell etwas unter Spannung, so der Mediziner. Und die könne das Zwerchfell beruhigen. Als weitere Hausmittel empfiehlt er außerdem, lauwarmes Wasser oder Tee zu trinken, auch das würde beruhigend auf das Zwerchfell wirken.
Jeder Atemzug gibt uns neue Energie. Bei einer tiefen Atmung in Brust, Flanken und Bauch ist die Sauerstoffaufnahme höher als bei einer flachen, reinen Brustatmung.22.11.2021 | 1:27 min
Ist Fingerknacken ungesund?
Fingerknacken schadet den Gelenken: So lautet ein häufiger Spruch genervter Eltern, die das knackende Geräusch auseinandergezogener Gelenke nicht gut ertragen können. "Das Knacken an sich ist nicht schädlich", sagt Kurscheid, der auch Sportmediziner ist.
Die Folge: Mit der Zeit können die Bänder ausleiern, das Gelenk bekomme zu viel Spiel. Und das sollte man möglichst vermeiden. Daher: Besser nicht mit den Fingern knacken.
Eine Schleimbeutelentzündung an Knie, Ellenbogen oder Schulter lässt sich in der Regel konservativ behandeln. Nur in Ausnahmefällen muss der Schleimbeutel entfernt werden.
von Gunnar Fischer
mit Video
Heilen Wunden besser an der Luft?
Viele verzichten bei kleineren Verletzungen auf ein Pflaster. Schließlich soll eine Wunde ja besser an der Luft heilen, so der Glaube. "Das Pflaster hat vor allen Dingen erstmal die Funktion, dass die Wunde sich in Ruhe schließen kann", sagt Kurscheid. Das Pflaster schütze zudem die offene Wunde zunächst vor Schmutz und Erregern. Aber:
Luftdicht sei es ohnehin nicht. Der alte Ratschlag, Wunden an der Luft heilen zu lassen, gilt heute als überholt. Untersuchungen haben gezeigt: Ein Pflaster hält die Wunde feucht. Das fördert den Abtransport von Wundsekret und das Abheilen. Verschließt sich die Wunde an der Luft zu früh, kann dieser Prozess beeinträchtigt werden.
Tiefer Schnitt oder leichte Abschürfung? Es gibt fünf typische Wunden - wie versorgt man sie am besten? Die Tipps im Überblick.
Reinigt Dreck den Magen?
Eine Szene, die viele Eltern kennen: Das Kind steckt auf dem Spielplatz die dreckige Schaufel in den Mund. Kein Problem, denn Dreck reinigt ja bekanntlich den Magen. Der Spruch ist ein jahrzehntealter Klassiker. Aber stimmt er auch?
"Wir kennen die ganzen Studien, wo Kinder auf dem Bauernhof aufwachsen und da Bakterien einatmen, schlucken und so weiter", erklärt Kurscheid. "Und die haben nachgewiesenermaßen anschließend viel weniger Allergien und Unverträglichkeiten als Stadtkinder." Deshalb sei es nicht schlimm, wenn kleinere Kinder auch mal Sand im Mund hätten, so der Allgemeinmediziner. Dreck schadet also nicht. Im Gegenteil: Damit in Kontakt zu kommen, trainiert das Immunsystem.