Quiet Quitting oder stille Kündigung: Was bedeutet das?
Innere Kündigung:Quiet Quitting im Job: Was bedeutet das?
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Vor allem bei den jüngeren Generationen regt sich Widerstand gegen schlechte Arbeitsbedingungen. Die Folge ist ein Trend namens Quiet Quitting. Was bedeutet das genau?
Work-Life-Balance wird für Beschäftige immer wichtiger. Viele wehren sich gegen Überstunden und Mehrarbeit. Manifestation dieses Trends ist Quiet Quitting.
Quelle: Imago
Unbezahlte Überstunden, wenig Wertschätzung, kaum Flexibilität - bei jüngeren Generationen regt sich Widerstand gegen solche Arbeitsbedingungen. 2022 entwickelte sich im US-amerikanischen Raum auf der Social-Media-Plattform TikTok ein Trend namens Quiet Quitting.
Was bedeutet der Begriff Quiet Quitting?
Quiet Quitting bedeutet, dass Angestellte nicht mehr machen, als in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart ist. Im Deutschen wird der Begriff häufig mit "innere Kündigung" oder "Dienst nach Vorschrift" übersetzt.
"Quiet Quitting ist aber gar nicht so definiert", sagt Sylvia Nosko, Landesbildungssekretärin beim ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg. Viele Arbeitnehmende seien schlicht nicht mehr bereit, über Gebühr zu arbeiten.
Dem pflichtet Karina Becker, Professorin für Sozialpolitik und Soziale Arbeit an der Dualen Hochschule Gera-Eisenach, bei: Quiet Quitting könne bei einzelnen Mitarbeitern durchaus der Selbstsorge dienen.
Die Gewerkschaft ver.di verzeichnete im Jahr 2023 rund 193.000 neue Mitglieder. "Ein wahrer Boom an Neuzugängen", sagt Andreas Henke, Pressesprecher des ver.di Landesbezirks Baden-Württemberg. Henke sieht einen Grund dafür in den zahlreichen Konfliktfeldern, zum Beispiel dem Tarifstreit im öffentlichen Dienst oder den Streiks bei der Bahn. "Die Gewerkschaften treten dabei offensiver auf, was ihre Rolle stärkt."
Es gehe um eine bessere Work-Life-Balance mit größerem Fokus auf das eigene Befinden und die Gesundheit.
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von Kathrin Wolff
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Was führt zu Quiet Quitting im Job?
"Die Liste dessen, was man nicht schafft, wird jeden Tag länger. Man hat nicht mehr die Möglichkeit, pünktlich Feierabend zu machen", sagt Nosko. Quiet Quitting sei bei dieser "absoluten Arbeitsverdichtung" ein Ausweg.
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Hinzu kommen laut Becker allgemeine Zukunftsängste: "Viele junge Menschen treibt das Thema Klima mit den Folgen des Klimawandels um. Viele stellen systemische Fragen: Haut das mit der Sozialversicherung noch hin? Wie ist es mit der Rente?" Themen also, die gesamtgesellschaftliche Auswirkungen haben, von denen sich die einzelnen aber betroffen sehen.
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Warum ist Quiet Quitting so umstritten?
Hier kommt der sogenannte Generationenvertrag ins Spiel, also das Solidarprinzip der gesetzlichen Rentenversicherung. "Die Baby-Boomer sagen: 'Wir haben hart gearbeitet und das System funktioniert nur, wenn die jungen Leute mitmachen'", sagt Becker.
Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum lag zwischen 1991 und 2014 bei 0,6 Prozent.
Die höchsten Einkommen nahmen in der Zeit im Schnitt um mehr als 1,3 Prozent im Jahr zu.
Die unteren 40 Prozent der Einkommen profitierten kaum.
In den westdeutschen Ländern mussten die untersten 18 Prozent der Einkommen Verluste hinnehmen.
Wie hat sich der Arbeitsmarkt verändert?
Die Position der Arbeitnehmenden sei sehr viel besser als noch vor zehn Jahren, sagte Becker. Das liege vor allem am Fachkräftemangel. Viele Unternehmen in der Privatwirtschaft täten viel, um Leute zu halten. Gewerkschafterin Nosko pflichtet bei: "Arbeitgeber haben begriffen, dass sie mit den Arbeitnehmern anständig umgehen müssen."
Die bessere Position von Arbeitnehmenden habe auch die Loyalität zum Arbeitgeber schrumpfen lassen, sagt Becker. "Insgesamt ist diese krasse Identifikation mit der Erwerbsarbeit bei den Jüngeren nicht mehr gegeben."
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Ist Dienst nach Vorschrift ein Kündigungsgrund?
Laut Nosko ist die Wahrscheinlichkeit für arbeitsrechtliche Konsequenzen sehr gering. Ein Arbeitgeber müsste dafür eine Minderleistung nachweisen, was ein kompliziertes Unterfangen wäre.
Durch den Fachkräftemangel könnten sich Arbeitgeber das zudem kaum erlauben. Komme es zu arbeitsrechtlichen Konsequenzen, müsse noch mehr dahinterstecken, vermutet Nosko.
Die Landesbildungssekretärin sieht dagegen einen anderen Trend: "Aktuell tun Arbeitgeber tatsächlich viel, um Bedingungen zu verbessern und Arbeitnehmende zu halten", sagt Nosko.
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