Hälfte der freiwilligen Feuerwehrleute erlebt Gewalt

    Freiwillige Feuerwehr:Fast jeder Zweite im Einsatz bedroht

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    Gewalterfahrungen im Einsatz sind für knapp die Hälfte der ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen keine Seltenheit. Fast alle berichten von Beschimpfungen und Beleidigungen.

    Christian Woletz, Berliner Feuerwehrmann, spricht vor der Darstellung eines beschädigten Feuerwehrwagens, von seinen Erlebnissen in der Silvesternacht, bei dem des Kongress Deutscher Feuerwehrverbandes.
    Angriffe gegen Feuerwehrleute: Keine Seltenheit in Deutschland (Archivbild).
    Quelle: dpa

    Die Hälfte der Einsatzkräfte von freiwilligen Feuerwehren in Deutschland hat in den vergangenen zwei Jahren Gewalt in Form von Beschimpfungen oder tätlichen Angriffen erlebt. Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung hervor, die der Deutsche Feuerwehrverband am Donnerstag in Berlin veröffentlichte. Danach gaben 49,5 Prozent an, in den vergangenen zwei Jahren im Einsatz Gewalt erlebt zu haben.
    Die Erfahrungen im Detail:
    • 90 Prozent der Betroffenen berichteten von verbaler Gewalt in Form von Beleidigungen und Beschimpfungen mit Worten oder auch Gesten.
    • 36 Prozent berichteten von Einschüchterungen oder Bedrohungen.
    • Ebenso viele berichteten, konkret damit bedroht worden zu sein, sie mit Fahrzeugen anzufahren.
    • Etwa 14 Prozent wurden im Dienst mit Feuerwerkskörpern beworfen.
    Mehr als 60 Prozent der Befragten hätten die meist unerwarteten Vorfälle als belastend empfunden, ergab die Umfrage.
    ZDF-Reporter Carsten Behrendt
    Die Berliner Silvesternacht ist jedes Jahr eine Herausforderung für Polizei und Feuerwehr. ZDF-Reporter Carsten Behrendt besucht eine Berliner Feuerwache in Neukölln.27.12.2023 | 10:05 min

    Feuerwehr: Gewalt ist "trauriger Alltag"

    Gewalterfahrungen seien für aktive Mitglieder der Feuerwehren mittlerweile "trauriger Alltag", sagte Feuerwehrverbandschef Karl-Heinz Banse. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer seien viel zu häufig das Ziel von Beleidigungen und Bedrohungen und dadurch psychisch stark belastet. Solche Aggressionen seien keine Bagatellen. Die Feuerwehren seien besorgt, dass Nachwuchskräfte wegen dieser Entwicklung ihre Motivation verlieren könnten.
    Gewaltakte gegen Einsatzkräfte seien kein normales Phänomen, das hingenommen werden müsse und könne, betonte der Hauptgeschäftsführer der Gesetzlichen Unfallversicherung, Stefan Hussy. "Sie demotivieren und frustrieren die Betroffenen. Das schadet dem Ehrenamt und damit letztlich der gesamten Gesellschaft", sagte er bei der Vorstellung der Ergebnisse in Berlin.
    Zwei Personen der Feuerwehr vor einem überfluteten Gebiet
    Auch beim Hochwasser im Einsatz: Helfer von THW und Feuerwehr.26.12.2023 | 1:02 min
    Feuerwehrverband und Unfallversicherung appellierten "an alle Teile der Gesellschaft, Gewalt entschieden entgegenzutreten". An der Umfrage im Auftrag der beiden Verbände beteiligten sich zwischen Anfang November und Mitte Dezember mehr als 6.500 Feuerwehrleute aus dem gesamten Bundesgebiet.

    Feuerwehr vorbereitet auf Übergriffe an Silvester

    Im vergangenen Jahr waren in Teilen der Bundesrepublik Feuerwehrleute, Ersthelfer und Polizei zum Jahreswechsel angegriffen worden - insbesondere machten Meldungen aus Berlin-Neukölln Schlagzeilen. Für dieses Jahr sieht sich die Berliner Feuerwehr hingegen gut vorbereitet.
    Feuerwehreinsatz in Berlin-Neukölln an Silvester
    Feuerwehrmann Baris Coban hatte die Ausschreitungen in Neukölln vor einem Jahr miterlebt.15.12.2023 | 14:40 min
    Feuerwehrsprecher Vinzenz Kasch sagte am Donnerstag im RBB-Inforadio, in den betroffenen Kiezen seien Projekte mit Jugendlichen angestoßen und die Zusammenarbeit mit der Polizei intensiviert worden.

    Wir können davon ausgehen, dass es auch wieder solche Szenen wie im vergangenen Jahr geben wird, aber wir haben uns jetzt anders aufgestellt, in Abstimmung mit der Polizei, in der Information der eigenen Einsatzkräfte.

    Vinzenz Kasch, Sprecher Feuerwehr Berlin

    Die Polizei kündigte an, sie werde an den sogenannten Brennpunkten mit einem "massiven Personaleinsatz" vor Ort sein, um erneute Gewaltexzesse wie im vergangenen Jahr zu verhindern. Der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke rief die Bevölkerung auf, Verdächtiges und Bedrohliches zu melden und forderte ein Böllerverbot.
    Quelle: dpa, epd, AP

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