Militärexperte zum Ukraine-Krieg: Russland hat "dazugelernt"

    Gegenoffensive der Ukraine:Militärexperte: Russland hat "dazugelernt"

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    Die ukrainische Gegenoffensive schreitet langsam voran. Militärexperte Richter erklärt, warum große Gewinne bisher ausbleiben und wie Russland seine Verteidigung verbessert hat.

    Die ukrainische Gegenoffensive läuft, doch die Geländegewinne scheinen bisher nur gering zu sein. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in einem BBC-Interview von einem Vormarsch, der "langsamer als gewünscht" laufe. Bei ZDFheute live erklärt der Militärexperte und Oberst a.D. Wolfgang Richter, dass Russland "den Angriff erwartet" habe.

    Die russische Armee ist weitaus besser aufgestellt, sie ist weitaus koordinierter in dem, was sie tut. Sie haben wohl den Ernst der Lage erkannt und haben im Laufe dieses Krieges dazugelernt.

    Wolfgang Richter, Militärexperte

    Moskaus Kräfte hätten viele Minen zur Sicherung der Frontlinien eingesetzt und seien zudem im Laufe des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine besser im Einsatz von koordinierter Artillerie und Panzern geworden, sagt Richter.

    Experte: Eigentlicher Gegenschlag kann noch kommen

    Daher könnten ukrainische Kräfte im Zuge der angekündigten Großoffensive nur geringe Fortschritte in den besetzten Gebieten erzielen: Maximal 1.500 Meter Vorstoß seien so erreicht worden, sagt der Experte: "Aber das ist noch kein wirklicher Einbruch in die Hauptverteidigungsstellungen."

    Ein Durchbruch ist das noch lange nicht.

    Wolfgang Richter, Militärexperte

    Dennoch sei die Großoffensive damit nicht aussichtslos: "Ich vermute, die Ukrainer werden jetzt sehen, wo die Schwachstellen der Russen sind und werden versuchen, möglicherweise etwas umzustellen, um dann mit dem eigentlichen Gegenschlag, der noch kommen kann (…), zu beginnen."
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    Die Gegenoffensive der Ukraine kommt nur langsam voran. Experten beobachten eine Taktikänderung. Bei ZDFheute live analysiert Oberst a.D. Wolfgang Richter die Erfolgsaussichten.23.06.2023 | 35:32 min

    Oberst a.D.: Front-Fortschritte auch mit Gefahren verbunden

    Die Aufgabe, die die Ukraine nun vor sich habe, sei groß: "Die Ukraine müsste etwa 80 bis 100 Kilometer überwinden, um den Korridor zur Krim zu durchschneiden", sagt der Militärexperte. "Ob ihnen das gelingt, werden die nächsten Wochen zeigen."
    "Wenn sie es schaffen, die Schwachstellen zu erkennen und durchzustoßen, müssen sie viel Raumgewinn machen." Doch selbst wenn es gelinge, Abschnitte zurückzuerobern, entstünden neue Herausforderungen:

    Dann ergeben sich neue Gefahren: Große Flanken tun sich auf und müssen geschützt werden.

    Wolfgang Richter, Militärexperte

    Richter: Abstimmung von Waffen als zentrale Aufgabe

    Durch zahlreiche Minen könne man Gebiete nicht einfach erschließen, sondern müsse diese zunächst mühsam räumen, sagt Richter. "Das muss alles gut koordiniert sein." Minenfahrzeuge könnten selbst zu priorisierten Zielen der Russen werden - diese müsse man durch Artilleriefeuer und weitere Maßnahmen entsprechend decken.

    Das ist das Gefecht verbundener Waffen, über das wir schon seit einiger Zeit reden. Und das ist nicht getan mit der Diskussion um ein spezielles Waffensystem, sondern es geht immer darum, den Verbund zu sehen.

    Wolfgang Richter, Militärexperte

    Es komme nun darauf an, verschiedene Waffensysteme aufeinander abzustimmen. Dabei sei ein "harter und wahrscheinlich auch verlustreicher Kampf" absehbar, sagt der Experte.

    Im Grunde genommen ist es für einen Logistiker ein halber Albtraum, wenn man sieht, wie viele unterschiedliche Systeme im Einsatz sind.

    Wolfgang Richter, Militärexperte

    Russland mit "genug Zeit", sich einzurichten

    Auf den Vorwurf Kiews, die bisher geringen Fortschritte der ukrainischen Gegenoffensive seien mit dem Zögern des Westens bei Waffenlieferungen verbunden, reagiert Richter verhalten: "Das kann man natürlich hinterher sagen."

    Auf der anderen Seite hat die Ukraine die Waffen geliefert bekommen, die die Ukraine haben wollte.

    Wolfgang Richter, Militärexperte und Oberst a.D.

    Im Krieg komme es immer wieder zu Situationen, in denen man sage "hätten wir dies und jenes früher gehabt, dann hätte man auf der anderen Seite weniger getan oder tun können, um sich zur Verteidigung einzurichten".
    Richter gibt zu bedenken: Die aktuelle Kampflinie bestehe bereits seit einem Jahr, so habe Russland ohnehin "genug Zeit" gehabt, sich einzurichten - und das sei auch geschehen.
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    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
    Auf dem Bild sieht man ukrainische Soldaten von hinten.
    Liveblog
    Quelle: ZDF

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