Nach Wagner-Aufstand: Putin wird Gegner "aus dem Weg räumen"
Interview
SPD-Politiker Roth im ZDF:Putin wird Gegner "aus dem Weg räumen"
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Nach Prigoschins Aufstand gegen Moskau hat sich die Lage in Russland vorerst beruhigt. SPD-Politiker Roth über mögliche Reaktionen Putins - und die Folgen für den Ukraine-Krieg.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), im ZDF-Morgenmagazin.26.06.2023 | 5:52 min
Nach etwa 24 Stunden war die angezettelte Revolte von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin schon wieder vorbei. Der russische Präsident Wladimir Putin und Prigoschin einigten sich unter Vermittlung des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko darauf, dass sich die Wagner-Truppen straffrei wieder in ihre Feldlager zurückziehen.
Im ZDF-Morgenmagazin spricht Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, über die mögliche Motivation von Wagner-Chef Prigoschin für den Aufstand, zu erwartende Reaktionen Putins und die Folgen für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Michael Roth ...
… zur Frage, ob es sich wirklich um einen Putschversuch gehandelt hat
Roth sagt, er gehöre nicht zu den "Neunmalklugen, die jetzt alles gleich zu Hundert Prozent bewerten und einordnen können". Trotzdem sei mit der Aktion klar geworden:
Hier hat jemand aufs Ganze gesetzt, nämlich Herr Prigoschin. Ob das nun von langer Hand vorbereitet wurde, weiß ich nicht. Aber er hat die Machtfrage gestellt. Und das ist in einer Diktatur eigentlich etwas völlig Inakzeptables.
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Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
Ein Diktator achte immer darauf, dass seine Macht niemals in Frage gestellt wird. Genau das mache die "Demütigung Putins" nach Ansicht von Roth so gefährlich. Er fürchte eine Zunahme des "Stalinismus in Russland". Konkret bedeute das:
Putin wird jeden aus dem Weg räumen, der sich ihm in den Weg stellt.
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Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
... zum schnellen Ende des mutmaßlichen Wagner-Aufstands
Prigoschin habe vermutlich eingesehen, dass er nicht genügend Unterstützung in den russischen Reihe habe. Vielleicht ahnte der Wagner-Chef auch, dass es mit seiner "großen Machtfülle" bald zu Ende sein werde und habe deshalb "alles auf eine Karte gesetzt", sagt Roth.
Die Zukunft von Prigoschin sei nun ungewiss. Sollte Putin "konsequent bleiben", werde der Söldner-Anführer aber "ernsthafte Probleme bekommen". Einen solchen Gegner werde Putin nicht lange hinnehmen: "Ich weiß nicht, ob Herr Prigoschin das überleben wird."
Wir erleben den Stalinismus in Reinkultur und das wird noch schlimmer werden - das befürchte ich.
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Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
Dennoch habe der Aufstand Putins Bild in der russischen Öffentlichkeit "erheblich angekratzt". Die Aktion habe zudem gezeigt:
Wenn Putin so richtig unter Druck steht, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht, dann ist Putin zu Zugeständnissen und Kompromissen bereit.
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Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
Als Konsequenz dieser Beobachtung spricht sich Roth für mehr Waffen und Unterstützung für die Ukraine aus, um den russischen Präsidenten so womöglich an den Verhandlungstisch zu zwingen.
... zu den Folgen für den Krieg in der Ukraine
Das aktuelle Jahr sei "ganz entscheidend" für die Zukunft der Ukraine. Wenn es der Ukraine in diesem Jahr nicht gelinge, sich von der russischen Besatzung zu befreien, "dann wird es ganz, ganz schwer".
Und deswegen sollte gerade die Nato nochmal ins Gespräch kommen und überlegen: Wie können wir noch entschlossener, noch umfassender und vor allem noch schneller die Ukraine unterstützen?
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Michael Roth (SPD), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses
Putin brauche nun Erfolge, insbesonders auf dem Schlachtfeld. "Er wird mit noch größerer Brutalität gegenüber der Ukraine auftreten", sagt Roth. Deshalb sei die Hilfe zur Verteidigung der Ukraine jetzt besonders wichtig.