Melnyk greift Nachfolger an: Soll "sein Gesäß hochkriegen"

    Melnyk greift Nachfolger an:Botschafter Makeiev soll "Gesäß hochkriegen"

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    Andrij Melnyk, Ex-Ukraine-Botschafter in Deutschland, übt scharfe Kritik an seinem Nachfolger. Dieser zertrampele alles, was Melnyk selbst "mit Schweiß und Blut geschaffen hat".

    Andrij Melnyk, Vize-Außenminister der Ukraine und frühere ukrainische Botschafter in Deutschland. Archivbild
    Jetzt Vize-Außenminister, vorher Botschafter in Deutschland: Andrij Melnyk (Archivbild)
    Quelle: Michael Kappeler/dpa

    Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat seinem Nachfolger Oleksii Makeiev ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. "Indem er alles zertrampelt, was sein Vorgänger mit Schweiß und Blut geschaffen hat, hat Herr Makeiev auch mir einen Fehdehandschuh ins Gesicht geschleudert", sagte Melnyk dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
    Melnyk, der inzwischen Vize-Außenminister in Kiew ist, warf seinem Nachfolger vor, seine Arbeit nicht ordentlich zu machen. "Statt auf eine arrogante Weise nervös zu werden und aus voller Kehle zu zwitschern, sollte Herr Makeiev die berechtigte Kritik aus der Hauptstadt Kiew ernster nehmen", sagte Melnyk in dem Interview.

    Er sollte sein Gesäß hochkriegen, bei überlebenswichtigen Themen wie deutschen Kampfjets und Kriegsschiffen sowie einem Nato-Beitritt endlich lautstark werden und Ergebnisse liefern.

    Andrij Melnyk, ukrainischer Vize-Außenminister

    Melnyk: "Unverzeihlich", dass Makeiev keinen Kranz am Ehrenmal niedergelegt hat

    Als "unverzeihlichen Fehler" kritisierte es Melnyk, dass Makeiev auf die traditionelle Kranzniederlegung am Ehrenmal im Tiergarten am 8. Mai verzichtete.
    Weiter kritisierte Melnyk, dass "Makeiev eine langjährige Bitte an den Bundestag, ein Mahnmal für Millionen ukrainische Opfer der Nazi-Terrorherrschaft in Berlin zu errichten - wie für unsere polnischen Schwestern und Brüder -in den Mülleimer geworfen hat."

    [Das] ist ein Schlag ins Gesicht unserer Vorfahren.

    Andrij Melnyk, ukrainischer Vize-Außenminister

    unterwegs mit: Andrij Melnyk
    Kurz bevor er in die Ukraine zurückkehrte, war Cherno Jobatey mit dem langjährigen ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk in Berlin unterwegs.18.10.2022 | 4:46 min

    Melnyk kritisiert geringes Gedenken an ukrainische Weltkriegsopfer in Deutschland

    Im ukrainischen Fernsehen hatte Melnyk bereits am Montag einen Gedenkkomplex für ukrainische Opfer im Berliner Stadtzentrum gefordert. Im Zweiten Weltkrieg seien zehn Millionen Ukrainer ums Leben gekommen, doch in Deutschland wisse "beinahe niemand" von diesen Opfern.
    "In den Schullehrbüchern in Deutschland über diese Kriegsjahre taucht das Wort Ukraine kaum auf", kritisierte der Ex-Botschafter die ungenügende Würdigung ukrainischer Opfer des Zweiten Weltkriegs in der Bundesrepublik.

    Makeiev zurückhaltender als Vorgänger

    Melnyk hatte den Posten als ukrainischer Botschafter acht Jahre lang bekleidet. Er war wegen seiner oft als provokativ empfundenen Äußerungen umstritten. Sein Nachfolger Makeiev hat das Amt vergangenen Oktober angetreten. Bereits Ende April hatte Melnyk diesen scharf kritisiert.
    Der "Zeit" sagte er damals, zuvor hätten die Ukrainer die Debatte um Waffenlieferungen in Berlin "kräftig mitbestimmen und sogar steuern" können. "Jetzt schwimmen wir nur noch mit dem Strom, lassen uns treiben. Wir wurden zurückgeworfen, lächeln und winken." Makeiev hatte daraufhin die Kritik zurückgewiesen. Dem "Spiegel" sagte er in der vergangenen Woche:

    Der Botschafter der Ukraine in Berlin bin jetzt ich.

    Oleksii Makeiev, ukrainischer Botschafter in Deutschland

    Und die Ergebnisse bei den Waffenlieferungen könnten "sich sehen lassen", so Makeiev.
    Generell tritt Makeiev zurückhaltender auf als sein Vorgänger. Lesen Sie hier, wie der ukrainische Botschafter tickt.
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