Experte zu Ukraine: "Schlechte Zeiten für langen Krieg"
Interview
Militärexperte zu Ukraine-Hilfen:"Schlechte Zeiten für einen langen Krieg"
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Welche Auswirkungen würde das Ausbleiben der Ukraine-Unterstützung von Polen, der Slowakei oder den USA auf den Kriegsverlauf haben? Militärexperte Wolfgang Richter ordnet ein.
Was könnte das für den Kriegsverlauf bedeuten und wie ist das Treffen der Außenminister der EU in Kiew einzuordnen? Militärexperte und Oberst a.D. Wolfgang Richter erklärt bei ZDFheute live, was bei einem Ausstieg einzelner Länder aus der Ukraine-Hilfe passieren könnte.
..., Oberst a.D., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Zu seinen Schwerpunkten zählen das Nato-Russlandverhältnis und ungelöste Territorialkonflikte in Europa. Zuvor war Richter Fallschirmjägeroffizier und leitete später unter anderem den militärischen Anteil der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der OSZE.
Das sagt Wolfgang Richter dazu...
... wie das Treffen der EU-Außenminister einzuordnen ist
Für Richter ist das Treffen der EU in Kiew vor allem als symbolträchtig zu betrachten. Es sei zuvor deutlich geworden, dass es erste Risse in der EU bei der Unterstützung der Ukraine gebe und man dementsprechend nun versuche, diesem Eindruck entgegenzuwirken. Besonders drei Staaten hebt Richter dabei hervor: Polen, die Slowakei und Ungarn.
Aber die EU hat natürlich viele andere Staaten und ich glaube da wird die Unterstützung auch weiter gehen.
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
So habe sich die EU zum Beispiel verpflichtet innerhalb eines Jahres eine Million Granaten für die Ukraine herzustellen oder ukrainische Soldaten an F-16-Kampfjets auszubilden. Auch deshalb geht Richter davon aus, dass die Unterstützung in diesem Jahr zunächst so weiterlaufen wird.
Aber es sind natürlich schlechte Zeiten für die Zukunft und einen langen Krieg.
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
... was ein Ende der Ukraine-Unterstützung durch die Slowakei bedeuten würde
Ein Ende der militärischen Unterstützung der Ukraine durch die Slowakei würde aus Richters Sicht kurzfristig nichts verändern. Die Slowakei habe bereits durch Ringtausche einige Waffensysteme an die Ukraine geliefert, jetzt aber sei der Bestand zunehmend erschöpft.
Die Slowaken sind aber nicht in der Lage jetzt in diesem Umfang weiter zu liefern. Denn diese Lieferungen, die haben ja schon im letzten Winter stattgefunden. Das heißt, es wird sich kurzfristig erstmal überhaupt nicht auswirken.
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
Allerdings müsse man auch auf andere Faktoren als nur auf das Material achten. So müsse auch beachtet werden, dass langfristig die Personalreserven der Ukraine zur Neige gehen würden und ein hoher demografischer Verlust in der Ukraine zu befürchten sei.
Und das scheint nicht so zu sein, dass ein langwieriger Krieg dann wirklich im Interesse der Ukrainer ist.
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
... was passieren würde, wenn Polen der Ukraine die Unterstützung entziehen würde
Polen nehme laut Richter eine Sonderrolle bei der Unterstützung der Ukraine ein. Denn Polen habe in der Vergangenheit bereits "sehr, sehr viel geliefert an die Ukraine". Jetzt ABER wolle Polen seine militärische Präsenz ausbauen und "die stärkste Militärmacht Europas" werden.
Dafür brauchen sie viel Geld und das mag auch dahinter stehen, dass sie jetzt sagen: 'Wir wollen uns um unsere eigene Verteidigung kümmern.'
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
Aber auch Polen werde wohl seine bereits getroffenen Verpflichtungen gegenüber der Ukraine einhalten, sagt Richter. Zudem merkt er an, dass andere europäische Länder wie Frankreich, Deutschland oder Großbritannien noch keine Anzeichen von Zweifel an der Unterstützung der Ukraine signalisiert haben.
Und das sind ja auch wichtige Geberländer. Dort sehe ich noch keinen Boykott.
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
... wie eine fehlende Unterstützung der USA sich auf den Ukraine-Krieg auswirken würde
Ein Wegbleiben der Unterstützung aus der USA wäre aus Richters Sicht dramatisch für die Ukraine. Die USA sind finanziell gesehen der größte Einzelunterstützer des von Russland angegriffenen Landes, ungefähr zwei Drittel der Hilfen kämen von dort.
Wenn die USA ausfallen sollte, dann ist das ein heftiger Einschnitt.
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
Joe Biden müsse vor dem anstehenden Wahlkampf in den USA im Kampf um Wählerstimmen wohl Einschränkungen der Ukraine-Hilfen ankündigen, da diese in der US-amerikanischen Gesellschaft unpopulär seien. Ein langfristiger Krieg sei aber sowieso nicht im Interesse Kiews und auch nicht im Interesse der westlichen Staaten.
Das heißt wir brauchen hier ein anderes Szenario und müssen überlegen, wie wir einerseits die Hilfe durchhalten, andererseits aber auch versuchen diesen Krieg zu beenden.
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Wolfgang Richter, Oberst a.D.
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