Klausur in Meseberg: Das hat die Ampel beschlossen
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Meseberg:Klausur: Das hat die Ampel beschlossen
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Steuererleichterungen für die Wirtschaft und Bürokratieabbau - das hat die Ampel-Koalition auf ihrer Klausur beschlossen. Und es geht darum, Geschlossenheit zu demonstrieren.
Geschlossenheit demonstrieren - auch darum ging es als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), sein Vize Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) vor die Presse getreten sind und ihre Ergebnisse der Klausurtagung im Schloss Meseberg präsentierten.
Habeck: Geschlossenheit war Geist der Klausur
"Es ist schon sehr viel los, der Druck auf Gesellschaft und Politik ist insgesamt sehr, sehr hoch", fasst Habeck die vorangegangene Stimmung zusammen. Doch die Klausur hätte gezeigt, dass verschiedene Blickwinkel eine Stärke seien und dass man voneinander lernen könne, lautet das Fazit des Vizekanzlers.
Auch Kanzler Scholz lobt die Ergebnisse der Klausurtagung und die Arbeit seiner Regierung. Die Sommerpause sei produktiv gewesen, sodass das Parlament nun viel zu tun habe. Und das sei auch gut so. Wirtschaftsminister Lindner (FDP) ergänzt:
Das hat die Bundesregierung beschlossen:
50 Steuererleichterungen für die Wirtschaft
50 Steuererleichterungen enthält das sogenannte Wachstumschancengesetz von Lindner. Unternehmen sollen dadurch bis 2028 bis zu 32 Milliarden Euro sparen. Kern ist eine Prämie für Investitionen in den Klimaschutz: Unabhängig vom Gewinn soll eine steuerliche Investitionszulage von 15 Prozent der Investitionssumme gezahlt werden.
Vor allem der Mittelstand soll von einer Ausweitung der Verlustverrechnung profitieren. Neue Abschreibungsmöglichkeiten sollen die Liquidität von Unternehmen verbessern und für Investitionen sorgen.
Erleichterungen sollen Wirtschaft ankurbeln
Das Paket soll der lahmenden deutschen Wirtschaft neues Leben einhauchen. Wirtschaftsverbände und auch die Grünen hatten zuletzt beklagt, die Maßnahmen seien nicht umfangreich genug, um die Unternehmen in der Wirtschaftsflaute tatsächlich zu schützen.
Der Bundestag dürfte in den nächsten Monaten über den Entwurf beraten. Auch die Länder müssen zustimmen, weil sie zusammen mit den Kommunen einen Großteil der erwarteten Steuermindereinnahmen verkraften müssen.
Unternehmen sollen von Papierbergen befreit werden
Die Bundesregierung will Bürger und Unternehmen von unnötiger Bürokratie befreien. Justizminister Marco Buschmann (FDP) will mit einem Bürokratieentlastungsgesetz vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen den Aufwand im "Bürokratie-Dickicht" spürbar reduzieren. Für die Wirtschaft seien die komplizierten Verfahren ein echter Grund, nicht zu investieren, meint die Regierung.
Mit diversen Maßnahmen will die Ampel jetzt Abläufe beschleunigen und zum Beispiel dafür sorgen, dass Unternehmen nicht mehr so viele Papierbelege über Jahre archivieren müssen. Die Eckpunkte des Bürokratieentlastungsgesetz liegen der ZDFheute vor. Bundeskanzler Scholz betont, die Regierung wird beim Thema weiter dranbleiben:
Die Pläne beruhen auf Vorschlägen der Bundesministerien, aber auch auf einer Online-Befragung von Verbänden, die 442 Vorschläge eingereicht haben. Nach Angaben Buschmanns, werden durch die geplanten Maßnahmen 2,3 Milliarden Euro im Jahr eingespart. Noch liegt allerdings kein Gesetzentwurf vor, sondern nur Eckpunkte.
Elektronische Patientenkarte ab 2025
Die Regierung bringt außerdem zwei Gesetze von Minister Karl Lauterbach (SPD) auf den Weg, um die lang schleppende Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzubringen. Bis Anfang 2024 sollen E-Rezepte in allen Praxen zu haben sein. Als Kernprojekt sollen Anfang 2025 E-Patientenakten für alle kommen - es sei denn, man lehnt das ab.
Durch die bessere Verfügbarkeit der Daten sollen zum Beispiel Doppeluntersuchungenvermieden und medizinische Behandlungen verbessert werden.
Allen Versicherten soll ab 2025 eine elektronische Patientenakte bereitgestellt werden:
Georgien und Moldau sollen sichere Herkunftsstaaten werden
Als Reaktion auf die steigenden Zahlen von Asylsuchenden in Deutschland sollen Georgien und die Republik Moldau als sichere Herkunftsstaaten von Migranten deklariert werden. Das sieht ein Gesetzentwurf von Bundesinnenministerin Nancy Faeser vor, den das Kabinett auf Schloss Meseberg verabschiedete.
"Beide Staaten wollen Mitglieder der Europäischen Union werden. In beiden Staaten droht Menschen in aller Regel keine politische Verfolgung. Mehr als jeder zehnte abgelehnte Asylantrag kommt aus diesen beiden Ländern", sagte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) vorab der Funke Mediengruppe. "Hier können wir also sehr schnell irreguläre Migration wirksam reduzieren."
Sichere Herkunftsstaaten sind Staaten, bei denen davon ausgegangen wird, dass es dort im Regelfall weder Verfolgung noch unmenschliche oder erniedrigende Behandlung gibt und dem betroffenen Ausländer damit in seiner Heimat kein ernsthafter Schaden droht. Durch die Aufnahme von Ländern in die Liste können Asylverfahren schneller bearbeitet und abgelehnte Asylbewerber leichter abgeschoben werden.
Quelle: dpa
Kabinett will Auslandsgeheimdienst vor Spionage schützen
Das Kabinett hat außerdem eine Reform des BND-Gesetzes beschlossen, mit dem der deutsche Auslandsgeheimdienst unter anderem besser vor Spionage geschützt werden soll. Mit den Reformplänen wird auch auf die Russland-Spionageaffäre des Bundesnachrichtendienstes vom vergangenen Jahr reagiert.
Russland verstärkt Spionage-Aktivität
Um den BND künftig besser gegen Spionage durch eigene Mitarbeiter abzusichern, sollen unter anderem verdachtsunabhängige Personen-, Taschen- und Fahrzeugkontrollen durchgeführt werden können. Auch private Geräte wie Smartphones sollen kontrolliert werden können, wenn ein Verdacht vorliegt. "Mögliche Spionagetätigkeiten anderer Nachrichtendienste sollen durch die Kontrollen frühzeitig erkannt werden", heißt es im Entwurf.
Schlechte Umfragewerte durch missratene Kommunikation
Über Gesetzesvorhaben hinaus ging es auch bei früheren Kabinettsklausuren darum, Geschlossenheit zu demonstrieren. Nötig wäre das: Seit März ist die Regierungsarbeit von heftigen Auseinandersetzungen über das Heizungsgesetz oder die Kindergrundsicherung belastet, in Umfragen sind die Ampel-Parteien weit von einer Mehrheit entfernt.
Die Koalitionäre selbst führen die schlechten Werte auf ihre teilweise missratene Kommunikation zurück:
Kanzler Scholz erklärte. "Wir haben eine sehr erfolgreiche Leistungsbilanz im letzten und diesem Jahr und es wäre natürlich gut, wenn alle mit ihren Kommunikationsstrategien dazu beitragen."
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