Militäranalyse: Ukraine gibt Wuhledar auf, Kämpfe im Donbass

    Analyse

    Wuhledar im Donbass gefallen:Ukraine an mehreren Fronten unter Druck

    von Christian Mölling und András Rácz
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    Russland ist in den südlichen Donbass vorgestoßen, auch um Charkiw und Pokrowsk gab es schwere Kämpfe. Erstmals sollen ausländische Offiziere getötet worden sein. Der Wochenrückblick.

    Russische Soldaten in der Region Kursk
    Russischer Soldat feuert in Richtung ukrainischer Stellungen. (Archivbild)
    Quelle: Imago

    Am 30. September, also vor gut einer Woche, verließen die verbliebenen ukrainischen Verteidiger Wuhledar, sodass Russland das, was von der Stadt übriggeblieben ist, einnehmen konnte. Wuhledar war eine sehr gut befestigte, kleine Bergbausiedlung im südlichen Teil des Donbass, die von der Ukraine seit Beginn der umfassenden Invasion verteidigt wurde. Das günstige Gelände in Verbindung mit starken Befestigungen und geschickten Verteidigungsmaßnahmen machten die Stadt zu einer sehr harten Nuss, die es zu knacken galt.
    Die russische Überlegenheit bei Artillerie und Personal sowie der Mangel an Verstärkung auf ukrainischer Seite machten die Verteidigung der Stadt jedoch unhaltbar. Der Verlust von Wuhledar wird wahrscheinlich nicht zu einem Zusammenbruch der ukrainischen Verteidigung im südlichen Teil des Donbass führen, ist aber dennoch ein wichtiger taktischer Sieg für Russland.
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    Russische Offensive im südlichen Donbass geht weiter

    Auch darüber hinaus hat Russland im südlichen Teil des Donbass seine starke Offensive fortgesetzt und die ukrainischen Verteidiger allmählich hinter den Fluss Wowtscha zurückgedrängt. Höchstwahrscheinlich beabsichtigt die Ukraine, den Fluss und den mit ihm verbundenen Kurakhove-Stausee in eine gut zu verteidigende Kontaktlinie umzuwandeln, sobald die schweren Herbstregenfälle einsetzen.
    Markus Reisner
    Auf eine ukrainische Granate kämen zehn bis zwölf russische, so Oberst Reisner. Die Ukraine könne sich faktisch nicht wehren. 02.10.2024 | 18:33 min
    Außerdem setzt Russland seine Gegenangriffe in Richtung Kursk auf den westlichen Teil des ukrainischen Vorgebirges fort, doch kam es zu keinen bestätigten territorialen Veränderungen. Russland setzt massiv Artillerie und Gleitbomben ein, was zu großen Zerstörungen in den zivilen Siedlungen führt.



    Schwere Kämpfe in der Region Charkiw

    Im nördlichen Teil der Region Charkiw, insbesondere in der Stadt Wowtschansk, kam es zu heftigen Gefechten. Nach wochenlangen Kämpfen räumten die Ukrainer, die von den russischen Streitkräften hartnäckig gehaltene Industrieanlage Vovchansk Aggregate Plant, während die Russen mehrere mechanisierte Gegenangriffe in der Stadt starteten.
    Auch setzte Russland seine Angriffe auf die zivile und energetische Infrastruktur der Ukraine mit Drohnen und Marschflugkörpern fort. In Charkiw wurde ein großer Wohnblock getroffen, wobei mindestens zehn Menschen verletzt wurden. Russische Artillerie griff erneut Cherson an: Auf dem Marktplatz wurden sieben Zivilisten getötet und Dutzende verwundet.
     Neuer NATO-Generalsekretär Rutte trifft sich in Kiew mit Selenskyj und verspricht, die Ukraine sei der NATO näher als je zuvor.
    Die Ostukraine ist weiterhin Ziel russischer Bomben. Neuer NATO-Generalsekretär Rutte traf sich in Kiew mit Selenskyj und versprach, die Ukraine sei der NATO näher als je zuvor.03.10.2024 | 2:12 min

    Um Pokrowsk halten die ukrainischen Linien

    In Richtung Pokrowsk ist die Frontlinie der Ukraine dagegen weitgehend stabil geblieben. Die ukrainischen Verteidigungslinien südöstlich von Pokrowsk bei Lysiwka, Suchijjar, Promin und Mirolyubiwka scheinen zu halten. Im südlichen Teil des Vorgebirges gelang es den Russen unterdessen, Tsukuryne einzunehmen.
    Das russische Ziel hier ist es, die oben erwähnten ukrainischen Verteidigungsanlagen entlang des Flusses Wowtscha von Norden her zu flankieren und die Ukrainer zu zwingen, sich vollständig aus diesem Abschnitt zurückzuziehen.
    Karte von der Ukraine mit den Städten Toropez, Kursk und Pokrowsk
    Kursk und Pokrowsk: aktuelle Kriegsschauplätze in der Ukraine und in Russland.
    Quelle: ZDF

    Nordkoreanische Offiziere wohl getötet

    Am 3. Oktober berichtete der ukrainische Geheimdienst, dass bei einem Raketenangriff auf ein Ziel in der Nähe des besetzten Donezk sechs nordkoreanische Offiziere getötet und drei weitere verwundet wurden. Sollte dies zutreffen, wäre dies der erste Fall, in dem Nordkorea, das ein wichtiger Munitionslieferant Russlands ist, im Krieg kampfbedingte Verluste erleiden würde.
    Zwei Tage zuvor wiederum am 1. Oktober ist ein Video aufgetaucht, das die Massenhinrichtung von 16 gefangenen ukrainischen Soldaten zeigt. Der Geolokalisierung zufolge fand der Vorfall in der Nähe von Pokrowsk statt, in der Nähe der Dörfer Mykolaivka und Sukhiy Yar. Es hat bereits Fälle gegeben, in denen Russen gefangene ukrainische Soldaten exekutiert haben, Kiewer Beamte sprechen von bisher insgesamt 93 solcher Todesfälle; dieser jüngste ist jedoch der bisher größte.
    Alica Jung
    Das berichtet ZDF-Reporterin Alica Jung mit Blick auf die Rekrutierung junger Männer in der Ukraine. Aus Angst versteckten sich viele vor den Rekrutierungsbeamten.02.10.2024 | 8:06 min

    Anschläge auf russische Besatzer

    Ukrainische Partisanen sprengten einen hochrangigen Berufsoffizier des Kernkraftwerks Saporischschja in die Luft. Am Morgen des 4. Oktober wurde der Leiter der physischen Sicherheit Andrej Korotkij in seinem Auto in die Luft gesprengt und starb auf der Stelle.
    Zwei Tage zuvor wurde ein weiterer Beamter, Vitaliy Lomeyko, schwer verletzt, als sein Auto in Berdyansk explodierte. Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR übernahm die Verantwortung für beide Anschläge.
    Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

    Russland greift die Ukraine an
    :Aktuelles zum Krieg in der Ukraine

    Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
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