Was der Verlust von Wuhledar für die Ukraine bedeutet
Interview
Militärexperte Markus Reisner:Was der Verlust von Wuhledar für Kiew bedeutet
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Russland hat das ostukrainische Wuhledar eingenommen. Welche Folgen dieser russische Erfolg haben könnte, erklärt Militärexperte Markus Reisner bei ZDFheute live.
Auf eine ukrainische Granate kämen zehn bis zwölf russische, so Oberst Reisner. Die Ukraine könne sich faktisch nicht wehren. 02.10.2024 | 18:33 min
Die ukrainische Armee hat sich angesichts intensiver russischer Angriffe nach eigenen Angaben aus der seit Kriegsbeginn umkämpften Stadt Wuhledar im Osten des Landes zurückgezogen. Russland und die Ukraine meldeten mehrere Tote bei gegenseitigen Angriffen nahe der Front.
Markus Reisner ist Oberst im österreichischen Bundesheer, Historiker und Militärexperte. Bei ZDFheute live spricht er über die möglichen Konsequenzen des russischen Vorrückens.
Sehen Sie das ganze Interview oben im Video oder lesen Sie hier Auszüge:
Das sagt Oberst Reisner ...
... zur Bedeutung der Stadt Wuhledar
"Die Stadt Wuhledar war von symbolisch wichtiger Bedeutung, weil es gerade dort gelungen ist, die russischen Angriffe abzuwehren und den Russen massive Verluste beizubringen."
Wuhledar sei auch "genau im Schnittpunkt der von Nord Richtung Süd und von West Richtung Ost verlaufenden Front".
Ihre strategische Bedeutung habe darin bestanden, in die russischen Stellungen hineinzureichen. Aus der Stadt heraus hätten wichtige Versorgungslinien der Russen beschossen werden können. Durch den Rückzug sei das nun für die ukrainische Armee nicht mehr möglich. Der Fall von Wuhledar sei ein Beispiel für das Wesen des Abnutzungskrieges, sagt Reisner.
Die russische Armee rückt in der Ost-Ukraine weiter vor. Mehrere Kleinstädte wurden eingenommen, jetzt auch die strategisch wichtige Stadt Wuhledar im Donbass. 02.10.2024 | 1:31 min
... zum russischen Erfolg
"Russland kann jetzt seine wichtigen Versorgungslinien konsolidieren", sagt Reisner. Dies sei eine wichtige Ergänzung zur "russischen Lebensader", der Brücke über die Straße von Kertsch.
Durch das Zurückweichen in Wuhledar könne in Prokowsk bereits der nächste Kessel entstehen.
... zur Lage in der Region Kursk
Am Kriegsschauplatz Kursk stehen sich laut Reisner zwei sich widersprechende Narrative gegenüber: Die Ukrainer sagen, es sei in sehr kurzer Zeit gelungen, über tausend Quadratkilometer in Besitz zu nehmen und dieses Gelände auch erfolgreich zu halten. Die Russen hingegen behaupteten, dass man Schritt für Schritt die Ukrainer wieder aus diesem Gebiet herausdränge.
Reisners Einschätzung zufolge gibt es in der Region jedoch eine "Pattsituation" - ohne bedeutende Ein- oder Durchbrüche.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.