Pete Hegseth: Dieser TV-Star soll über das US-Heer walten

    Wer ist Pete Hegseth?:Der TV-Star, der über das US-Heer walten soll

    von Christian Harz, Washington D.C.
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    Ehemaliger Soldat, amtierender TV-Star; viele Tattoos, wenig Vorerfahrung: Pete Hegseth soll bald das Pentagon leiten. Wer ist der Fox-Moderator - und was ist von ihm zu erwarten?

    Trumps Team
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    "Wer zum Teufel ist der Typ", fragt ein Lobbyist aus der Verteidigungsindustrie, nachdem er erfahren hat, wen Donald Trump an die Spitze des Verteidigungsministeriums platzieren will. Im Pentagon sei der Großteil der Mitarbeitenden schockiert gewesen, als sie erfuhren, wer ihr Vorgesetzter werden soll, heißt es. Auch im Kapitol sei die Verwunderung groß gewesen.

    Alle sind einfach schockiert.

    Pentagon-Mitarbeiter gegenüber CNN

    In der Funktion als US-Verteidigungsminister soll Pete Hegseth künftig über das mächtigste Militär der Welt - mit einem Budget von mehr als 800 Milliarden US-Dollar - entscheiden. Darüber hinaus soll er über das Schicksal von mehr als zwei Millionen US-Militärs über die Landesgrenzen hinaus mitentscheiden.
    Mit dem 44-Jährigen aus Minnesota ist ein Mann für den Chefposten im größten Verwaltungsgebäude der Welt nominiert, der vor seinen politischen Ambitionen - wie auch Trump - als TV-Persönlichkeit bekannt war. Als Host bei Fox News moderierte er Morningshows bis Abendnachrichten. Gutaussehend, laut, tätowiert und ultrakonservativ.
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    Gegen Diversität, gegen "Wokeness"

    Vor der Kamera stellte sich der Hardliner vehement hinter die Politik des Mannes, der ihn auf dem Chefsessel des US-Verteidigungsministerium platzieren möchte. Auch jenseits seiner Sendungen machte er mit rechtskonservativen und ultraradikalen Äußerungen Schlagzeilen. Sie lassen erahnen, welchen Kurs er als Pentagon-Chef einschlagen wird.
    "Ich sage ganz offen: Wir sollten keine Frauen in Kampfrollen haben. Es hat uns nicht effektiver gemacht, es hat uns nicht tödlicher gemacht", sagte er noch vor einer Woche im Podcast "The Shawn Ryan Show". Das Problem, welches er meint, erkannt zu haben:

    Alles um den gemeinsamen Dienst von Männern und Frauen herum macht die Lage komplizierter.

    Pete Hegseth, designierter US-Verteidigungsminister

    Seine Auffassung der bisherigen Politik im Pentagon: viel zu "woke", zu divers, mit Themen wie Rassismus und Gleichberechtigung überladen. Auch ein Grund, warum er sich laut eigenen Angaben dazu entschied, 2021 das Militär zu verlassen. Er sei wegen seiner persönlichen und religiösen Ansichten ins Abseits gedrängt worden.
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    Einsatz in Afghanistan und im Irak

    Ähnlich wie Trump verabscheut der Harvard-Absolvent die Washingtoner Politelite. Die Qualifikation des höchsten amerikanischen Militäroffiziers, Charles Q. Brown Jr., stellt er aufgrund dessen afroafrikanischer Ethnie in Frage: Wurde Brown "wegen seiner Hautfarbe oder seinen Fähigkeiten" Joint Chiefs Chairman, fragte Hegseth. Nun hinterfragen viele Hegseths Qualifikation für seinen künftigen Job.
    Einer seiner bisher wenigen Gehversuche in der Politik: Die Senats-Kandidatur im Jahr 2012, die er zurückzog, als sie aussichtslos erschien. Dass er im Militär gedient hat - unter anderem im Irak und in Afghanistan - betrachten viele als Grundvoraussetzung. Seine Arbeit in Veteranenangelegenheiten, deren Gesundheitsversorgung er zu privatisieren anstrebte: Für Außenstehende ehrenhaft, für die Veteranen selbst Anlass zu Kritik, wie Politologe Julian Müller-Kaler ZDFheute erklärt.
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    Mangel an politischer und administrativer Erfahrung

    Der Grundtenor überwiegt: Es fehle die notwendige, sicherheitspolitische Erfahrung für eins der bedeutendsten Ämter in der US-Administration.

    Hegseth ist unzweifelhaft die am wenigsten qualifizierte Nominierung für das Amt des Verteidigungsministers in der amerikanischen Geschichte.

    Veteranen-Vertreter

    Hegseths Kampferfahrung sei zwar ein Plus, sagt der ranghöchste Demokrat im Streitkräfteausschuss des Repräsentantenhauses, Adam Smith. Das Pentagon zu leiten, erfordere aber eine Menge politischer und administrativer Fähigkeiten.

    Gedient zu haben qualifiziert nicht, das Verteidigungsministerium zu leiten und Zugang zu unseren Nuklearwaffen zu haben.

    Dan Goldman, demokratischer Abgeordneter

    Dan Goldman, demokratischer Abgeordneter in New York, sagt, er sei beunruhigt darüber, dass mit der Nominierung Hegseths wahr werde, was alle befürchtet und wovor viele gewarnt hätten:

    Dass er [Trump] unqualifizierte Loyalisten ernennen wird, um diese Regierung zu seiner eigenen zu machen - und sich an Generälen zu rächen.

    Dan Goldman, demokratischer Abgeordneter

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    Loyalität als Qualifikationsmerkmal

    Loyalität bleibe auch bei dieser Besetzung für Trump das bedeutendste Kriterium bei der Ernennung von Kabinettsmitgliedern, wichtiger "als wirkliche Erfahrung und Qualifikation", meint Politologe Julian Müller-Kaler. Manche nehmen auch an, dass Hegseth vielleicht nur dem Namen nach Verteidigungsminister werden könnte, während in Wirklichkeit das Weiße Haus alle Strippen im Pentagon zieht.
    Schließlich hätte sich Trump für eine weitaus schwergewichtigere und erfahrenere Person entscheiden können, die jedoch möglicherweise mit mehr Gegenwind verbunden gewesen wäre. Mit der Nominierung von Hegseth sei gesichert, dass "der zukünftige Präsident wenig Gegenwind aus dem Pentagon zu erwarten hat, sollte Hegseth vom Senat bestätigt werden", sagt Julian Müller-Kaler.
    David Sauer | ZDF-Korrespondent in Washington
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    Was folgt aus der Personalie Hegseth?

    Es gebe Aussagen von Hegseth, in denen er ankündige, dass alle Offiziere beziehungsweise leitende Militärs - die lediglich auf Grund von Diversitätskriterien ausgewählt wurden - sofort entlassen werden sollten, erklärt Müller-Kaler.

    Diese offensichtliche Geisteshaltung wird mit Sicherheit Konsequenzen für die amerikanischen Soldatinnen und Soldaten haben, gerade wenn sie einer gesellschaftlichen Minderheit angehören.

    Julian Müller-Kaler, Politologe

    Das "Wall Street Journal" habe bereits von einem Memo berichtet, dass ein Plan vorbereitet werden solle, der es Trump und dem Verteidigungsminister erlaube, auf genau dieser Grundlage, die "Topmilitärs auszutauschen und sie dann anschließend mit Loyalisten zu besetzen".
    Auch, wenn Hegseth bei den Themen Verteidigungsstrategie und globale Sicherheitspolitik bisher weniger in Erscheinung getreten ist, scheint er mit der Ideologie Trumps auf einer Linie zu stehen: Die Nato ist seiner Auffassung nach schlichtweg veraltet. Den europäischen Bündnispartnern wirft er vor, sich voll auf die Unterstützung der USA zu verlassen und selbst nicht genug für die Allianz zu tun.
    Quelle: Mit Material von AFP

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