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Wer ist Pete Hegseth?:Der TV-Star, der über das US-Heer walten soll
von Christian Harz, Washington D.C.
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Ehemaliger Soldat, amtierender TV-Star; viele Tattoos, wenig Vorerfahrung: Pete Hegseth soll bald das Pentagon leiten. Wer ist der Fox-Moderator - und was ist von ihm zu erwarten?
Nach und nach wird bekannt, mit wem Donald Trump in seiner zweiten Amtszeit diverse Schlüsselpositionen besetzen will. Wichtigste Voraussetzung offenbar: bedingungslose Loyalität. 14.11.2024 | 1:39 min
"Wer zum Teufel ist der Typ", fragt ein Lobbyist aus der Verteidigungsindustrie, nachdem er erfahren hat, wen Donald Trump an die Spitze des Verteidigungsministeriums platzieren will. Im Pentagon sei der Großteil der Mitarbeitenden schockiert gewesen, als sie erfuhren, wer ihr Vorgesetzter werden soll, heißt es. Auch im Kapitol sei die Verwunderung groß gewesen.
In der Funktion als US-Verteidigungsminister soll Pete Hegseth künftig über das mächtigste Militär der Welt - mit einem Budget von mehr als 800 Milliarden US-Dollar - entscheiden. Darüber hinaus soll er über das Schicksal von mehr als zwei Millionen US-Militärs über die Landesgrenzen hinaus mitentscheiden.
Mit dem 44-Jährigen aus Minnesota ist ein Mann für den Chefposten im größten Verwaltungsgebäude der Welt nominiert, der vor seinen politischen Ambitionen - wie auch Trump - als TV-Persönlichkeit bekannt war. Als Host bei Fox News moderierte er Morningshows bis Abendnachrichten. Gutaussehend, laut, tätowiert und ultrakonservativ.
Vor seinem Empfang im Weißen Haus hat Donald Trump durch seine Personalentscheidungen einen klaren Bruch mit der Politik des scheidenden US-Präsidenten Joe Biden vollzogen.13.11.2024 | 2:51 min
Gegen Diversität, gegen "Wokeness"
Vor der Kamera stellte sich der Hardliner vehement hinter die Politik des Mannes, der ihn auf dem Chefsessel des US-Verteidigungsministerium platzieren möchte. Auch jenseits seiner Sendungen machte er mit rechtskonservativen und ultraradikalen Äußerungen Schlagzeilen. Sie lassen erahnen, welchen Kurs er als Pentagon-Chef einschlagen wird.
"Ich sage ganz offen: Wir sollten keine Frauen in Kampfrollen haben. Es hat uns nicht effektiver gemacht, es hat uns nicht tödlicher gemacht", sagte er noch vor einer Woche im Podcast "The Shawn Ryan Show". Das Problem, welches er meint, erkannt zu haben:
Seine Auffassung der bisherigen Politik im Pentagon: viel zu "woke", zu divers, mit Themen wie Rassismus und Gleichberechtigung überladen. Auch ein Grund, warum er sich laut eigenen Angaben dazu entschied, 2021 das Militär zu verlassen. Er sei wegen seiner persönlichen und religiösen Ansichten ins Abseits gedrängt worden.
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Einsatz in Afghanistan und im Irak
Ähnlich wie Trump verabscheut der Harvard-Absolvent die Washingtoner Politelite. Die Qualifikation des höchsten amerikanischen Militäroffiziers, Charles Q. Brown Jr., stellt er aufgrund dessen afroafrikanischer Ethnie in Frage: Wurde Brown "wegen seiner Hautfarbe oder seinen Fähigkeiten" Joint Chiefs Chairman, fragte Hegseth. Nun hinterfragen viele Hegseths Qualifikation für seinen künftigen Job.
Einer seiner bisher wenigen Gehversuche in der Politik: Die Senats-Kandidatur im Jahr 2012, die er zurückzog, als sie aussichtslos erschien. Dass er im Militär gedient hat - unter anderem im Irak und in Afghanistan - betrachten viele als Grundvoraussetzung. Seine Arbeit in Veteranenangelegenheiten, deren Gesundheitsversorgung er zu privatisieren anstrebte: Für Außenstehende ehrenhaft, für die Veteranen selbst Anlass zu Kritik, wie Politologe Julian Müller-Kaler ZDFheute erklärt.
Donald Trump wird wieder Präsident der USA. Sein Kabinett wird absehbar aus Hardlinern und Loyalisten bestehen. Was bedeutet das für das Land und die Welt?13.11.2024 | 6:03 min
Mangel an politischer und administrativer Erfahrung
Der Grundtenor überwiegt: Es fehle die notwendige, sicherheitspolitische Erfahrung für eins der bedeutendsten Ämter in der US-Administration.
Hegseths Kampferfahrung sei zwar ein Plus, sagt der ranghöchste Demokrat im Streitkräfteausschuss des Repräsentantenhauses, Adam Smith. Das Pentagon zu leiten, erfordere aber eine Menge politischer und administrativer Fähigkeiten.
Dan Goldman, demokratischer Abgeordneter in New York, sagt, er sei beunruhigt darüber, dass mit der Nominierung Hegseths wahr werde, was alle befürchtet und wovor viele gewarnt hätten:
Unter Trump wird sich in der Politik wohl vieles ändern. Die enge Partnerschaft zwischen Deutschland und den USA ist nun nicht mehr selbstverständlich. Es brechen neue Zeiten an.06.11.2024 | 2:20 min
Loyalität als Qualifikationsmerkmal
Loyalität bleibe auch bei dieser Besetzung für Trump das bedeutendste Kriterium bei der Ernennung von Kabinettsmitgliedern, wichtiger "als wirkliche Erfahrung und Qualifikation", meint Politologe Julian Müller-Kaler. Manche nehmen auch an, dass Hegseth vielleicht nur dem Namen nach Verteidigungsminister werden könnte, während in Wirklichkeit das Weiße Haus alle Strippen im Pentagon zieht.
Schließlich hätte sich Trump für eine weitaus schwergewichtigere und erfahrenere Person entscheiden können, die jedoch möglicherweise mit mehr Gegenwind verbunden gewesen wäre. Mit der Nominierung von Hegseth sei gesichert, dass "der zukünftige Präsident wenig Gegenwind aus dem Pentagon zu erwarten hat, sollte Hegseth vom Senat bestätigt werden", sagt Julian Müller-Kaler.
Noch muss der "Senat alle nominierten Minister bestätigen muss", so ZDF-Korrespondent David Sauer.14.11.2024 | 2:14 min
Was folgt aus der Personalie Hegseth?
Es gebe Aussagen von Hegseth, in denen er ankündige, dass alle Offiziere beziehungsweise leitende Militärs - die lediglich auf Grund von Diversitätskriterien ausgewählt wurden - sofort entlassen werden sollten, erklärt Müller-Kaler.
Das "Wall Street Journal" habe bereits von einem Memo berichtet, dass ein Plan vorbereitet werden solle, der es Trump und dem Verteidigungsminister erlaube, auf genau dieser Grundlage, die "Topmilitärs auszutauschen und sie dann anschließend mit Loyalisten zu besetzen".
Auch, wenn Hegseth bei den Themen Verteidigungsstrategie und globale Sicherheitspolitik bisher weniger in Erscheinung getreten ist, scheint er mit der Ideologie Trumps auf einer Linie zu stehen: Die Nato ist seiner Auffassung nach schlichtweg veraltet. Den europäischen Bündnispartnern wirft er vor, sich voll auf die Unterstützung der USA zu verlassen und selbst nicht genug für die Allianz zu tun.
Quelle: Mit Material von AFP
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