Sodbrennen: Wie man die Refluxkrankheit los werden kann
Sodbrennen erfolgreich behandeln:Wie man die Refluxkrankheit los werden kann
von Thomas Förster
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Rund jeder Fünfte in Deutschland leidet gelegentlich unter Sodbrennen, der Refluxkrankheit. Wie man sie behandeln kann und wann eine OP-Methode mit Magnetkugeln in Betracht kommt.
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Bei etwa jedem fünften Deutschen steigt gelegentlich Magensäure in die Speiseröhre auf: Sodbrennen ist eine Volkskrankheit. Wenn das Problem über Jahre anhält und häufig auftritt, spricht man von der Refluxerkrankung. Durch permanent aufsteigende Magensäure kann es zu einer Entzündung der Speiseröhre kommen.
Ursache ist ein zu schwacher Schließmuskel am Übergang zwischen Magen und Speiseröhre. Das Problem: Langfristig erhöht sich dadurch das Risiko für Speiseröhrenkrebs.
Wie eine Refluxkrankheit entsteht
Die Speiseröhre endet in dem Mageneingang. Bei gesunden Menschen gibt es an diesem Übergang eine natürliche Barriere: Ein Muskel sorgt dafür, dass die Stelle geschlossen bleibt und die Magensäure nicht in die Speiseröhre fließen kann.
Wenn Nahrungsbestandteile durch die Speiseröhre kommen, gibt der Muskel jedoch nach und die Barriere öffnet sich für Moment. Bei Menschen mit der Refluxkrankheit ist der Muskel zu schwach, um den Übergang zu schließen.
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Was gegen eine Refluxkrankheit hilft
Ursache für die Refluxkrankheit ist vor allem Übergewicht. Durch dieses erhöht sich der Druck im Bauchraum und die Ventilfunktion des Schließmuskels kann gestört werden. Durch eine Gewichtsreduktion verbessert sich in vielen Fällen das Sodbrennen oder bleibt ganz aus.
Wenn dies nicht oder nicht ausreichend wirkt, verschreiben Mediziner oft Protonenpumpen-Hemmer. Die Wirkstoffe setzen sich auf die Magenschleimhaut und hemmen dort die Produktion der Magensäure. Protonenpumpen-Hemmer sind seit einigen Jahrzehnten auf dem Markt und zum Teil auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Sie gelten als relativ gut verträglich und nebenwirkungsarm, aber nach längerer Einnahme kann es schwierig sein, sie abzusetzen, da es dann zu einer überschießenden Säurebildung im Magen kommen kann. Außerdem können Maßnahmen, wie eine Erhöhung des Kopfendes des Bettes oder ein spezielles Atemtraining helfen, das Sodbrennen zu verbessern.
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Wann eine Operation infrage kommt
Nur wenn alle konservativen Maßnahmen nicht helfen, kommt eine Operation in Frage. Stefan Niebisch, Facharzt für Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig, sagt:
″Und durch jede anatomische Veränderung kann es natürlich auch mehr Probleme geben, als man vielleicht Lösungen geschaffen hat", so der Mediziner weiter.
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Welche OP-Methoden es gibt
Die Standard-Methode ist die Fundoplicatio: Hierbei legen Chirurgen einen Teil des Magens um den unteren Teil der Speiseröhre und nähen diesen dort fest. Diese Art Manschette soll einen Druck auf den Schließmuskel aufbauen, so dass der Übergang zum Magen geschlossen bleibt. Mit der Fundoplicatio ist also immer auch eine Veränderung der Anatomie von Magen und Speiseröhre verbunden.
Seit etwa zehn Jahren kommt in Deutschland eine weitere Methode zum Einsatz: das so genannte LINX-Implantat. Es besteht aus einem kleinen flexiblen Ring aus Titankugeln mit einem Magnetkern.
Wie ein Implantat-Ring Reflux beheben soll
Dieser Ring wird vom Operateur um die Speiseröhre gelegt. Durch die magnetische Anziehungskraft zieht sich der Ring zusammen und es entsteht Druck auf den Schließmuskel. So soll der Übergang der Speiseröhre zum Magen geschlossen bleiben und das Aufsteigen von Magensäure verhindert werden. Beim Schlucken entstehen dann Kräfte, die den Schließmuskel für einen Moment öffnen, so dass Nahrungsbestandteile passieren können.
Die Operation nach der Standard-Methode erfolgt, ebenso wie das Einsetzen des Implantats mit den magnetischen Titankugeln, über einen minimalinvasiven Eingriff. Der Bauchraum muss also nicht mit einem großen Schnitt geöffnet werden, sondern es reichen kleine Schnitte aus, über die der Operateur seine Instrument einführen kann.
Im Gegensatz zur Standard-Methode (Fundoplicatio) wird beim Einsetzten des Implantat-Rings die Anatomie kaum verändert, und der Eingriff nimmt weniger Zeit in Anspruch. Ein Nachteil der Methode mit den Magnet-Kugeln ist, dass die meisten Patienten nach der OP zunächst Probleme beim Schlucken haben. Das kann unter anderem daran liegen, dass sich um das Implantat herum Narbengewebe bildet.
″Daher müssen die Patienten nach der Operation viel und regelmäßig essen, damit einfach dieser Narbenschlauch immer weiter gedehnt wird und flexibel bleibt. Nach sechs Wochen ist das Bindegewebe abgebaut, weicher, elastischer und dann kann das Implantat ganz normal funktionieren″ , erklärt Stefan Niebisch, Facharzt für Viszeralchirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.
Das Implantat eignet sich außerdem nicht für jeden Patienten. Dafür müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, die mit dem behandelnden Arzt besprochen werden sollten. ″Gerade bei Patienten, die große Zwerchfellbrüche haben, wo der ganze Magen in den Brustkorb gerutscht ist, sollte man es noch zurückhaltend machen", weiß Stefan Niebisch. Auch bei Patienten, die eine schlechte Motilität, eine schlechte Grundfunktion haben, verhalte sich das so, weil sie nach der OP temporär Schluckbeschwerden bekommen können.
Oft geht dauerhaftes Sodbrennen mit einem Zwerchfellbruch einher. Dabei löst sich die Speiseröhre vom Zwerchfell, bevor sie in den Bauchraum zum Magen gelangt. Dies hat zur Folge, dass sich ein Teil des Magens aus dem Bauch- in den Brustraum schiebt.
Wann die Kosten für eine OP übernommen werden
Die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten für eine Operation, wenn die medikamentöse Therapie (zum Beispiel mit Protonenpumpen-Hemmer) nicht ausreichend wirkt. Die Fundoplicatio-Methode wird an zahlreichen Kliniken in Deutschland durchgeführt, die Methode mit den Titankugeln dagegen nur an wenigen spezialisierten Zentren.
Bisher gibt es zu dem neuen Verfahren keine Langzeitbeobachtungen, die Patienten länger als zehn Jahre nach der OP beobachtet haben. Langzeitfolgen sind daher nicht auszuschließen.
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