Magensäure soll eigentlich dabei helfen, Speisen und Getränke zu verdauen. Fließt sie allerdings in die Speiseröhre zurück, sprechen Mediziner vom sogenannten Reflux. Dieser äußert sich durch Sodbrennen.
Dringt die Säure bis zum Hals, in die oberen Atemwege und den hinteren Mundbereich vor, bezeichnet man dies als stillen Reflux. Er tritt im Bereich der Stimmbänder, des Kehlkopfes und des Rachens auf. Menschen, die unter ihm leiden, bekommen oft selbst gar nicht mit, dass die Ursache in der Magensäure liegt. Im Gegensatz zum klassischen Reflux ist die stille Variante hauptsächlich gasförmig und nicht flüssig.
Die Symptome des stillen Reflux sind sehr unspezifisch:
- chronischer Husten
- chronische Rachenentzündung
- Kloßgefühl im Hals
- Räusperzwang
- Asthma und Atemprobleme
- wiederkehrende Halsschmerzen
- Heiserkeit
- Schluckbeschwerden
- vermehrte Schleimbildung im Rachenbereich
- chronische Rhinosinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
Lange und schwierige Diagnose
Beim Hausarzt kann in der Regel keine Diagnose gestellt werden, meist überweist der Allgemeinmediziner bei immer wieder auftretenden Problemen der Atemwege an einen HNO-Arzt. Hier wird dann abgeklärt, ob Halsschmerzen, Stimmprobleme, Nasennebenhöhlenentzündungen und andere Probleme auf einen stillen Reflux zurückzuführen sind. Es gibt auch spezielle Reflux-Zentren und auch an Kliniken gibt es Reflux-Sprechstunden.
Zur Diagnose sind folgende Untersuchungen notwendig: pH-Metrie, Breischluck-Untersuchung, Laryngoskopie und Endoskopie (Gastroskopie, Magenspiegelung).
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Wie wird behandelt?
Je nach Ausprägung des Reflux kann die Behandlung mit einer Umstellung der Lebensgewohnheiten in den Griff zu bekommen sein, vielfach werden Medikamente verabreicht und in schweren Fällen kann auch eine Operation notwendig sein.
Was jeder selbst machen kann: Die letzte Mahlzeit sollte spätestens drei Stunden vor dem Schlafengehen erfolgen. Die einzelnen Mahlzeiten sollten kleine Portionen enthalten und langsam gegessen werden.
Essen und Medikamente
Zum Thema Ernährung: Fetthaltige und scharfe Nahrungsmittel, Koffein, kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol, Schokolade, Zitrus- und tomatenhaltige Getränke sollten nur in geringen Mengen verzehrt oder ganz vermeiden werden. Aber: Jeder Mensch reagiert auf Nahrungsmittel individuell unterschiedlich. Vielfach werden neben der Ernährungsumstellung auch sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (PPI) verschrieben. Diese Arzneimittel unterdrücken die Bildung von Magensäure – zum Beispiel Omeprazol, Esomeprazol oder Pantoprazol.
Es gibt aber auch hier Fälle, bei denen die Medikamente keine ausreichende Wirksamkeit zeigen. Langfristigen Folgen einer dauerhaften Einnahme von PPIs sind noch nicht all umfänglich bekannt - ein erhöhtes Risiko für Osteoporose ist aber möglich, außerdem kann die Aufnahme von Vitaminen und Spurenelementen behindert werden.
Wann muss operiert werden?
Eine Operation ist generell nur dann medizinisch notwendig, wenn die medikamentöse Therapie keinen Erfolg zeigt und Patienten weiter unter den Beschwerden leiden. Häufig wird die Operation auf Wunsch von Patienten durchgeführt, die nicht lebenslang Medikamente einnehmen möchten. Es gibt Hinweise darauf, dass durch eine Operation die Langzeitfolgen der Refluxerkrankung - wie beispielsweise Krebs - vermindert werden können.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu operieren: Bei der sogenannten Fundoplicatio wird aus dem oberen Teil des Magens eine Manschette gebildet, die um den unteren Schließmuskel der Speiseröhre gelegt wird und diesen unterstützt. Eine weitere Möglichkeit ist ein Schrittmacher (EndoStim), der implantiert wird, um den geschwächten Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen zu stärken.
Weiterentwicklung
Außerdem gibt es ein flexibles Magnetband, das zwischen Speiseröhre und Magen eingesetzt wird. Dieses verstärkt den unteren Speiseröhrenschließmuskel aufgrund seiner magnetischen Eigenschaft und verhindert auf diese Weise den Rückfluss des sauren Mageninhaltes in die Speiseröhre.