Marx: "Für den Papst können wir dankbar sein"

Interview

Franziskus gestorben:Marx: "Für den Papst können wir dankbar sein"

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Papst Franziskus hat den katholischen Glauben sichtbar gemacht, sagt Kardinal Marx. Im ZDF spricht er über Kritik am verstorbenen Pontifex und worauf es für die Kirche nun ankommt.

Kardinal Reinhard Marx predigt bei der Heiligen Messe im Münchener Dom.
Kardinal Reinhard Marx spricht im heute journal mit Dunja Hayali über den Tod des Papstes und den Weg der katholischen kirche. 21.04.2025 | 5:55 min
Die Welt trauert um Papst Franziskus. Auch der deutsche Kardinal Reinhard Marx war von der Nachricht des dann doch plötzlichen Todes des Papstes "erschrocken", wie er im heute journal mit Dunja Hayali sagt. Franziskus hatte noch am Ostersonntag den Segen "Urbi et Orbi" gespendet. Kardinal Reinhard Marx im Interview darüber...

...was das größte Vermächtnis des verstorbenen Papstes ist:

Franziskus I. hat den Kern des christlichen Glaubens sichtbar gemacht, sagt Kardinal Reinhard Marx. "Für den Papst können wir dankbar sein für das, was er gewirkt hat." Es sei ein großes Pontifikat gewesen.

Die Person Jesu, seine Verkündigung, seine Hinwendung zu den Kranken, zu den Armen, die Vergebung der Sünden, die Mitte des Glaubens, das, was eigentlich Christentum ausmacht, das ist für viele bei diesem Papst sichtbar geworden.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising

Der Papst habe auch durch seine Handlungen gesprochen. Es gäbe durchaus auch "Dinge zu diskutieren". Doch Franziskus habe es geschafft, durch seine Art und Weise den Blick auf den Kern des Christentums zu lenken.
Ein Gläubiger hält ein Porträt des verstorbenen Papstes Franziskus in der Basilika San José de Flores, wo er als Jugendlicher betete, nachdem der Vatikan seinen Tod in Buenos Aires, Argentinien, bekannt gegeben hatte.
Papst Franziskus war das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit. Auch in Deutschland trauern Gläubige um das verstorbene Kirchenoberhaupt.21.04.2025 | 1:32 min

...ob Franziskus wirklich so offen war, wie er wirkte:

"Ich habe selten einen Menschen erlebt, der so auch frei argumentiert hat", sagt Kardinal Marx.

Aber natürlich war auch immer bemüht, den ganzen Laden der Kirche zusammenzuhalten.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising

Mit den verschiedenen Richtungen in Afrika, in Europa, den USA und generell weltweit umzugehen, sei eine große Aufgabe. "Und das zusammenzubringen, ist sehr schwierig", so Marx. Trotzdem sei Franziskus "sehr frei" gewesen, nicht zurückgegangen, sondern nach vorn. "Vielleicht für manche zu langsam, aber immerhin nach vorne und nicht zurück!"

...worauf man bei der Wahl eines neuen Papstes nun achte:

Die katholische Kirche ist zurzeit ohne Oberhaupt. Spätestens 20 Tage nach dem Tod sollen die Kardinäle aus aller Welt, die das 80. Lebensjahr bislang nicht überschritten haben, zum Konklave erscheinen und einen Papst bestimmen. Es gehe dabei nicht etwa um den Kontinent, von dem der potenzielle neue Papst stamme und auch nicht um die Sprache, sagt Marx. Es gehe um eine Person, die verbinden könne.

[Eine Person,] die Menschen zusammenführen kann, eine Person, die auch geistlich geprägt ist, die vom Evangelium herkommt, wie es Papst Franziskus auch war.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising

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Wie läuft die Wahl zum neuen Papst ab? 21.04.2025 | 1:28 min
Die katholische Kirche brauche keinen Funktionär oder Manager, sagt Marx. Man brauche jemanden, der das, was den christlichen Glauben ausmache, weltweit zur Sprache bringen könne. "Und ich hoffe, dass wir jemanden finden."
Gerade in diesen Zeiten sei die katholische Kirche eine einmalige Institution. Die Menschen sehnten sich nach einer Stimme, die die "Menschenfamilie zusammenführe", sagt Marx. Gerade jetzt, wo große Weltorganisationen attackiert würden, wo nationale Interessen und Polarisierung überhandnehmen und ein "Gegeneinander" herrsche. Man brauche jemanden, der das Interesse aller Menschen auf den Punkt bringe. "Das wäre schön, wenn wir jemanden finden, der das gut kann."
Das Interview führte Dunja Hayali, zusammengefasst hat es Anna Grösch.

Trauerfeier in Rom
:Papst Franziskus in Marienkirche beigesetzt

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Der Sarg von Papst Franziskus kommt im Papamobil in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom an.
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Quelle: dpa

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