Nach dem Tod von Papst Franziskus wählen die Kardinäle im Konklave einen neuen Papst. Die aussichtsreichsten Kandidaten im Überblick. 22.04.2025 | 1:41 min
Im Machtapparat der katholischen
Kirche sind die Sitten nicht unbedingt besser als anderswo. Über die Nachfolge von
Papst Franziskus wurde in den vergangenen Wochen auch schon spekuliert, als er noch am Leben war. Theoretisch gibt es nun 137 Männer, die Pontifex werden können: alle Kardinäle, die zum Zeitpunkt seines Todes noch keine 80 Jahre alt waren. Mehr als 100 Kardinäle sind wegen Überschreitens der Altersgrenze außen vor.
So geht es nach dem Tod von Papst Franziskus weiter: ein Zeitplan
Quelle: ZDF
Als "papabile" - den Leuten, die die Statur haben, Papst zu werden - sind allerdings deutlich weniger im Gespräch: alles in allem etwa zwei Dutzend. Als Favorit gilt vielen der Italiener Pietro Parolin. Weil Franziskus viele neue Kardinäle aus weit entfernten Ländern berufen hat, die sich nicht besonders gut kennen, ist die Wahl dieses Mal wohl noch offener. Ein Überblick:
Die katholische Kirche sei an vielen Stellen der Welt ein Machtfaktor, sagt Jürgen Erbacher. Deals und Absprachen während des Konklaves seien allerdings verboten.22.04.2025 | 25:01 min
Pietro Parolin
Der 70 Jahre alte Norditaliener aus der Nähe von Venedig ist seit mehr als einem Jahrzehnt die Nummer Zwei im Vatikan. Franziskus erhob den studierten Diplomaten und Doktor des Kirchenrechts schon kurz nach seiner Wahl zum Kardinalstaatssekretär. Seither führte Parolin an seiner Seite die Geschäfte. Er vertrat ihn auch, als Franziskus im Krankenhaus lag. An seiner Loyalität ließ Parolin nie Zweifel aufkommen.
Der Italiener gilt als sehr machtbewusst - anders kommt man in der Kurie nicht weit. Beim Konklave wird er jetzt so oder so eine herausragende Rolle haben: Normalerweise wird die Wahlversammlung in der Sixtinischen Kapelle vom Dekan der Kardinäle geleitet. Der aktuelle Dekan und auch dessen Vize sind aber schon über 80 und damit zu alt. Deshalb ist der ranghöchste Kardinal an der Reihe: Parolin.
"Heute dann nun die Nachricht vom Tod des Papstes, das hat hier viele sehr betroffen gemacht", berichtet ZDF-Korrespondent Andreas Postel aus Rom.21.04.2025 | 1:09 min
Pierbattista Pizzaballa
Als Patriarch von Jerusalem und somit höchster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land leitet der Italiener eine der schwierigsten Diözesen der Welt. Im Geburtsland von Jesus Christus stehen die Christen oft zwischen den Fronten. Pizzaballa sieht sich im Nahost-Konflikt als Brückenbauer, allen Schwierigkeiten zum Trotz.
Pizzaballa kommt aus der Ordensgemeinschaft der Franziskaner. Mit seinen 60 Jahren ist der Geistliche, der in Italiens Norden in der Nähe von Bergamo geboren wurde, im Kreis der genannten Kandidaten einer der Jüngsten.
Welches Vermächtnis hinterlässt der verstorbene Franziskus? Das ordnet Jürgen Erbacher ein, Leiter der ZDF-Kirchenredaktion.21.04.2025 | 2:15 min
Matteo Zuppi
Als Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist der 69-Jährige eine der zentralen Figuren im Vatikan. Der Bischof aus Bologna gilt als bestens vernetzt und sehr einflussreich. Zudem hat er aktuell einen der anspruchsvollsten Posten, die zu vergeben sind: Als Sondergesandter kümmert er sich seit bald drei Jahren darum, im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln - bislang ohne große Erfolge.
Mehr als einmal war in jüngerer Zeit sein diplomatisches Geschick gefragt, wenn Franziskus wieder einmal für Schlagzeilen sorgte, etwa mit Äußerungen zum Krieg in der Ukraine.
Alle Nachrichten rund um den Tod von Papst Franziskus finden Sie hier zusammengefasst in unserem Liveblog:
"Beginnt die Phase der Sedisvakanz, in der der Stuhl Petri, also der Papstthron leer ist, und die zieht sich dann hin bis zum neuen Konklave", berichtet ZDF-Korrespondent Andreas Postel.21.04.2025 | 1:20 min
Péter Erdő
Der Primas von Ungarn, Erzbischof von Esztergom-Budapest gilt unter den als "papabile" gehandelten Kardinälen als konservativer Kirchenmann. Der 72-Jährige ist insbesondere für seine traditionelle Haltung in vielen Kirchenfragen bekannt und hatte zu Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. eine gute Beziehung. Franziskus' Reformbemühungen beobachtete Erdö hingegen teils kritisch. Unter den Konservativen im Kardinalskollegium wird eine Abkehr von Franziskus' eher progressiven Kurs erwartet.
Konklave in 3D - so wird der Papst gewählt.21.04.2025 | 1:28 min
Joseph Tobin
Der US-Amerikaner Tobin hat weltweite Erfahrung als Leiter des katholischen Ordens der Redemptoristen. 2009 bis 2012 war er stellvertretender Leiter eines vatikanischen Büros und wurde dann von Papst Benedikt zum Erzbischof von Indianapolis, Indiana, ernannt. Als späterer Erzbischof von Newark bekam er es mit einem der bekanntesten katholischen Skandale der letzten Jahre zu tun.
2018 wurde der damalige Kardinal Theodore McCarrick aufgrund von Vorwürfen des sexuellen Fehlverhaltens gegenüber Seminaristen aus dem Amt entfernt. Tobin wurde für seinen Umgang mit dem Skandal gelobt, etwa für die Entscheidung, zuvor vertrauliche Vereinbarungen zwischen der Erzdiözese und McCarricks mutmaßlichen Opfern zu veröffentlichen. Er ist für seine offene Haltung gegenüber LGBT-Personen bekannt.
Spätestens seit Papst Franziskus Mitte Februar ins Krankenhaus kam, war die Sorge um den Papst groß. Eine beidseitige Lungenentzündung wurde festgestellt. 21.04.2025 | 2:02 min
Luis Antonio Tagle
Der frühere Erzbischof von Manila lebt nun schon seit einigen Jahren in Rom. Der 67 Jahre alte Geistliche aus der katholischen Vorzeigenation in Asien, den Philippinen, wurde 2019 von Franziskus Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Inzwischen ist er Pro-Präfekt des daraus hervorgegangenen Dikasteriums für die Evangelisierung - einer der wichtigsten Posten der Kurie.
Tagle wurde immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Er hat auch chinesische Wurzeln. Wie Papst Franziskus setzt er sich für eine Kirche ein, die an der Seite der Armen steht. Und ebenso wie der Argentinier ist er strikt gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung.
Olaf Scholz nannte Papst Franziskus einen Menschenfreund, Friedrich Merz lobte seine Versöhnlichkeit, auch Angela Merkel erinnert an den Papst. Wulf Schmiese zu den Reaktionen aus Berlin.21.04.2025 | 3:18 min
Fridolin Ambongo Besungu
Bereits seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass bald einmal ein Papst aus Afrika kommen könnte: ein "schwarzer Papst" also. Am häufigsten hört man inzwischen den Namen des Erzbischofs von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu.
Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu seinen Kardinalskollegen aus Europa und Nordamerika als recht konservativ. Er gehört außerdem zu den wichtigsten Kirchenvertretern Afrikas. Die Öffnung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sah er - wie viele Katholiken in Afrika - sehr kritisch.
Papst Franziskus war das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit. Viele Gläubige auf der ganzen Welt trauern um den Papst und erinnern an ihn.21.04.2025 | 1:33 min
Peter Turkson
Aus bescheidenen Verhältnissen in einer ghanaischen Kleinstadt stammend, ist der 76 Jahre alte Kardinal ein Anwärter auf das Amt des ersten Papstes aus Subsahara-Afrika. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1992 zum Erzbischof von Cape Coast und elf Jahre später zum ersten Kardinal des westafrikanischen Staates.
2009 wurde er in den Vatikan berufen und zum Leiter des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden ernannt - dem Gremium, das sich für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Weltfrieden einsetzt.
Bereits seit längerem wird darüber spekuliert, dass der nächste Papst aus Afrika kommen könnte. Was dafür spricht - und welchen Spagat die katholische Kirche über den Kontinenten schaffen muss: Ein Mann aus Afrika - der nächste Papst? US-Vizepräsident Vance traf ihn nur einen Tag zuvor, Ursula von der Leyen würdigte seine Demut - die Reaktionen aus der Politik auf den Tod des Papstes im Überblick.21.04.2025 | 1:48 min
Raymond Burke
Der 76 Jahre alte Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis, galt als einer der härtesten Gegner des verstorbenen Papstes. Der konservative Hardliner kritisierte selbst vorsichtige Reformversuche wie Segnungen für homosexuelle Paare. Größere Änderungen wie Abschaffung des Zölibats oder Frauen als Priester sind für ihn schon gar nicht zu machen.
Nachdem er Franziskus auch öffentlich kritisiert hatte, strich ihm der Vatikan das Gehalt. Auch auf seine 400-Quadratmeter-Wohnung in Rom musste er verzichten. Der Posten als Kardinalpatron des Malteserordens war ihm zuvor schon entzogen worden. Burke gilt als jemand, den das Weiße Haus gern als Papst sehen würde. Allerdings werden seine Chancen als eher gering beurteilt.
Papst Franziskus war das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit. Auch in Deutschland trauern Gläubige um das verstorbene Kirchenoberhaupt.21.04.2025 | 1:32 min
Jean-Marc Aveline
Der Erzbischof von Marseille kam an Weihnachten 1958 in Algerien zur Welt, das damals noch zu Frankreich gehörte. Aufgewachsen ist er in den Vororten von Marseille. Heute ist er Erzbischof der großen Hafenstadt im Süden des Landes. Aveline gilt als volksnah - einer der Charakterzüge, die er mit dem verstorbenen Papst teilt.
Auch sonst gilt der Südfranzose als jemand, den in Auftreten und Politik viel mit dem Argentinier einte. Dass nacheinander zwei ähnliche Pontifexe gewählt werden, ist in der katholischen Kirchengeschichte eher selten.
Nach dem Tod von Papst Franziskus hat sein Heimatland Argentinien sieben Tage Staatstrauer angeordnet. Über die Bedeutung von Franziskus in Lateinamerika berichtet Christoph Röckerath.21.04.2025 | 1:17 min
Jean-Claude Hollerich
Der Erzbischof von Luxemburg ist einer der einflussreichsten Männer im Vatikan. Der Jesuit sitzt in mehreren wichtigen Dekasterien. Zudem leitet der 66-Jährige, mehrsprachig wie viele in seiner Heimat, die Kommission der Bischofskonferenzen aller EU-Staaten. Bei der jüngsten Weltsynode war der Vertraute des gestorbenen Papstes Franziskus als "Generalrelator" - eine Art Vermittler, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab - einer der zentralen Gestalten.
Juan José Omella
Omella gilt als volksnah. Der Erzbischof von Barcelona lebt bescheiden und widmet seine kirchliche Karriere der Seelsorge, der Förderung sozialer Gerechtigkeit und der Verkörperung einer mitfühlenden und integrativen Vision des Katholizismus. Seine Nähe zu Franziskus ist offensichtlich: "Wir dürfen die Wirklichkeit nicht nur mit den Augen derer sehen, die am meisten haben, sondern auch mit den Augen der Armen", sagte er im April 2022 dem Nachrichtenportal Crux.
Pietro Parolin
Pietro Parolin, loyaler Kardinalstaatssekretär und enger Vertrauter von Papst Franziskus, gilt seit über einem Jahrzehnt als die mächtige Nummer Zwei im Vatikan.
Quelle: Action Press
Papst Franziskus ist in der Santa Maria Maggiore beigesetzt worden. Zuvor haben Tausende Abschied genommen. News aus dem Vatikan und aller Welt zum Tod des Kirchenoberhaupts.
Quelle: dpa, Reuters