Hoffnungsträger Wasserstoff: Diese Speicher kommen infrage

    Hoffnungsträger für Energiewende:Wasserstoff: Diese Speicher kommen infrage

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    Bei der Energiewende soll Wasserstoff eine zentrale Rolle zukommen. Unklar ist, wie und wo die großen benötigten Mengen gespeichert werden - diese Möglichkeiten kommen infrage.

    Auf dem Gelände des Energieunternehmens Enertrag in Prenzlau steht ein Wasserstoffbehälter
    Langfristige Berechnungen gehen davon aus, dass sich für die Energiewende die für Wasserstoff nutzbaren Speicher wohl verdoppeln müssen.
    Quelle: dpa

    In der klimaneutralen Zukunft soll Wasserstoff eine Schlüsselrolle spielen. CO2-frei erzeugt, kann es etwa bei wenig Wind und Sonne in neuen Gaskraftwerken Strom erzeugen. In Stahlwerken soll es anstatt Kohle dem Eisenerz den Sauerstoff entziehen - dafür braucht es große Mengen Wasserstoff. Damit immer genug da ist, muss der Stoff zwischengespeichert werden. Doch wo? Eignen sich dafür die bisherigen Erdgasspeicher?
    Ja, aber wohl nicht alle. Zu diesem Schluss kam zuletzt eine Studie von Verbänden der Energiewirtschaft. Demnach sind Kavernenspeicher mit ihren großen Hohlräumen "besonders gut geeignet". Beim den sogenannten Porenspeichern müsse hingegen die Eignung im Einzelfall geprüft werden. Die Studie nimmt an, dass nur vier von sechzehn Porenspeichern für Wasserstoff genutzt werden können.




    Etwa zwei Dutzend Wasserstoff-Pilotprojekte in Deutschland

    Bei den Betreibern der Erdgasspeicher ist die Wasserstoffspeicherung ein großes Thema. Dem Branchenverband Ines sind 23 Pilotprojekte bekannt, die sich allerdings meist in einem frühen Projektstadium befänden und umfassten "deutlich kleinere Volumen als für kommerzielle Gasspeicher üblich".
    Eines der am weitesten fortgeschrittenen Pilotprojekte entsteht in Rüdersdorf bei Berlin unter dem Namen HyCAVmobil. Betreiber ist der Energiekonzern EWE. Auf einem Gelände, auf dem EWE bereits zwei Erdgasspeicher hat, wurde bis Anfang März in einem unterirdischen Salzstock in 1.000 Metern Tiefe ein etwa hausgroßer Hohlraum ausgespült, rund 500 Kubikmeter groß. Mittlerweile wird übertägig Technik installiert. Ab dem Spätsommer will EWE den Testbetrieb starten.
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    Ein Fokus liegt dabei auf der Qualität des Wasserstoffs nach dem Ausspeichern: Nahezu 100 Prozent Reinheit ist laut EWE vor allem für Anwendungen im Mobilitätsbereich wichtig. Die Erkenntnisse aus dem Betrieb der kleinen Kaverne will EWE auf große Kavernen mit tausendfachem Volumen übertragen.

    Auch Uniper und RWE arbeiten an Speicheranlagen

    Auch Deutschlands größter Speicherbetreiber Uniper arbeitet an einer Pilotanlage. Sie soll im niedersächsischen Krummhörn entstehen und 1.000 Kubikmeter groß werden. Dort läuft noch das Genehmigungsverfahren, doch noch dieses Jahr soll die Kaverne errichtet werden. Auch Uniper will seine Erfahrungen später auf große Speicher übertragen.
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    Am Speicherstandort Bierwang im bayerischen Unterreit will Uniper zusammen mit mehreren Unternehmen die Eignung von Porenspeichern untersuchen. Ab Juni sollen unterschiedliche Methan-Wasserstoff-Gasgemische in eine ehemalige Erdgaslagerstätte eingespeichert und nach einer gewissen Zeit wieder ausgespeichert werden. HyStorage ist der Name des Forschungsprojekts.
    Der Energiekonzern RWE will von Anfang an große Kavernen kommerziell nutzen. Dazu sollen im nordrhein-westfälischen Gronau-Epe bis Ende 2026 ein Kavernenspeicher sowie eine bereits ausgesolte Kaverne fit gemacht werden für Wasserstoff. Das Speichervolumen soll bei 28 Millionen Kubikmetern liegen. Der kommerzielle Betrieb ist laut RWE frühestens 2027 möglich. Aber wie groß müssen die Speicherkapazitäten sein für eine Belieferung der Industrie mit grünem Wasserstoff?

    Wirtschaftsministerium: Kapazität von bis zu 74 Terawattstunden nötig

    Langfristszenarien des Bundeswirtschaftsministeriums gehen davon aus, dass zur Umsetzung der Energiewende bis 2045 Wasserstoffspeicher mit einer Kapazität von 72 bis 74 Terawattstunden gebraucht werden. Ines-Studien zufolge kann durch den aktuellen Bestand an Gasspeichern jedoch nur eine Speicherkapazität von 32 Terawattstunden bereitgestellt werden.
    Zur Umsetzung der Energiewende gemäß den Langfristszenarien bedarf es also mehr als einer Verdoppelung der heute für Wasserstoff nutzbaren Speicherpotenziale. Allerdings ist in Deutschland laut dem Verband Ines bislang kein einziger kommerzieller Wasserstoffspeicher im Betrieb.
    Quelle: Helge Toben, dpa

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