U-Ausschuss zur Atomkraft: Hat Habeck Deutschland getäuscht?
U-Ausschuss zur Atomkraft:Hat Habeck die Öffentlichkeit getäuscht?
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Hat Vizekanzler Habeck die Öffentlichkeit getäuscht und den Weiterbetrieb der Atommeiler gar nicht ergebnisoffen geprüft? Das soll nun ein Untersuchungsausschuss klären.
Die letzten drei Atommeiler, die abgeschaltet wurden, waren Isar 2 (im Bild), Emsland und Neckarwestheim 2.
Quelle: dpa
Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags zum deutschen Atomausstieg hat seine Arbeit aufgenommen. Aufgabe der Mitglieder sei es, "sich mit den staatlichen Entscheidungsprozessen zur Anpassung der nationalen Energieversorgung an die durch den Krieg gegen die Ukraine veränderten Versorgungslagen zu befassen", sagte Parlamentspräsidentin Bärbel Bas zu Beginn der ersten Sitzung des Ausschusses am Abend.
Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke
Es handelt sich neben dem noch laufenden Ausschuss zum Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan um den zweiten Untersuchungsausschuss dieser Wahlperiode. Beantragt hatte ihn Mitte Juni die Unionsfraktion im Bundestag. Das Plenum wird davor noch am Nachmittag über den Antrag zur Einberufung beraten. Die Annahme gilt als Formsache.
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Bei dem Untersuchungsausschuss gehe es um nichts Geringeres als um die Frage, "ob die Öffentlichkeit bei der Entscheidung zur Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke getäuscht wurde", sagte der Bundestagsabgeordnete und Energiepolitiker der CSU, Andreas Lenz, der Deutschen Presse-Agentur. Lenz:
Seine Fraktion werde bei der Aufarbeitung die notwendige Transparenz einfordern und die Verantwortung für die Abläufe rund um den Atomausstieg klären.
Kurzzeitiger Weiterbetrieb infolge der Energiekrise
Lenz gehört zu den 14 Mitgliedern, die der neue Ausschuss haben wird. Deutschland war Mitte April 2023 aus der Nutzung von Kernenergie ausgestiegen. Die letzten drei Meiler wurden endgültig abgeschaltet. Davor hatte die Bundesregierung aufgrund der Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine entschieden, die Meiler noch für ein paar Monate länger laufen zu lassen.
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Ursprünglich sollte der Atomausstieg bereits zum 31. Dezember 2022 vollzogen sein. Die Dauer des Weiterbetriebs der Kraftwerke sowie die Entscheidung zum endgültigen Atomausstieg hatten sowohl regierungsintern als auch in der Opposition für heftige Debatten und Streit gesorgt.
Machtwort von Kanzler Scholz im Oktober 2022
Die Grünen hatten sich lange gegen jede Form der Laufzeitverlängerung gewehrt, schließlich aber das von Habeck und den AKW-Betreibern im September 2022 vorgelegte Konzept einer vorübergehenden Einsatzreserve für zwei der drei letzten Meiler unterstützt. Die FDP hatte sich für eine über April 2023 hinausgehende Laufzeit eingesetzt.
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von Moritz Zajonz
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Im Oktober 2022 sprach Kanzler Olaf Scholz (SPD) dann ein Machtwort, das zum Weiterbetrieb aller drei Meiler bis spätestens zum Frühjahr 2023 führte. Aus Sicht der Union bestehen Zweifel daran, dass die Entscheidungen über den Weiterbetrieb "unvoreingenommen" und "ergebnisoffen" erfolgt sind.
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Wurde Zusage "ergebnisoffen" eingehalten?
Diese Darstellung stützt auch ein vor Wochen erschienener Bericht des Magazins "Cicero", wonach sowohl im Wirtschafts- als auch im Umweltministerium im Frühjahr 2022 interne Bedenken zum damals noch für Ende 2022 geplanten Atomausstieg unterdrückt worden sein sollen. Beide Ministerien bestreiten dies.
Wie es im Unionsantrag zur Einberufung des Untersuchungsausschusses heißt, habe Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am 27. Februar 2022 eine ergebnisoffene Prüfung zu einem möglichen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke in Deutschland zugesagt und am 1. März desselben Jahres eine Prüfung angekündigt, bei der es "keine Tabus" geben werde.
Gemeinsamer "Prüfvermerk" von Habeck und Lemke
Nur kurze Zeit später, am 7. März 2022, hätten dann das Ministerium von Habeck und das ebenfalls grüne Bundesumweltministerium von Steffi Lemke einen gemeinsamen "Prüfvermerk" veröffentlicht und darin einen Weiterbetrieb abgelehnt, unter anderem aus Sicherheitsgründen.
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Es sei nicht auszuschließen, "dass fachliche Expertise politischen und parteipolitischen Vorgaben weichen musste", heißt es im Antrag. Daher soll insbesondere geklärt werden, ob die von Habeck zugesagten Prüfungen einer Laufzeitverlängerung stattgefunden hätten und ob "kritische Stimmen systematisch unterdrückt" worden seien, wie der CSU-Politiker Lenz weiter erklärte.
Minister: Nach bestem Wissen und Gewissen
Lemke und Habeck selbst weisen die Anschuldigungen von sich. In mehreren Anhörungen in den Fachausschüssen und Debatten im Plenum versicherten sie, stets nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben. Das Ministerium von Lemke hält die Vorwürfe nach eigenen Angaben für "ausgeräumt".
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Habeck hatte nach einer Anhörung im April versichert:
Ob sich diese Aussage halten lässt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Dann werden auch die beiden Minister als Zeugen dem Ausschuss Rede und Antwort stehen müssen.
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