Deutsche Energie-Partnerschaften:Habecks globales Netz für grünen Wasserstoff
von Mark Hugo
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Deutschland braucht künftig massenhaft grünen Wasserstoff. Um den zu bekommen, knüpft die Regierung gerade ein Netz internationaler Partnerschaften. Ohne wird es nicht klappen.
Klima- und Wirtschaftsminister Robert Habeck war auch schon in Norwegen, um über die Belieferung mit Wasserstoff zu sprechen. (Archivbild)
Quelle: Kay Nietfeld/dpa
Brasilien, Südafrika, Uruguay, Australien: Die Liste der Länder, die Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) und seine Staatssekretärinnen und -sekretäre in diesen Monaten bereisen, ist lang. Und immer geht es um Partnerschaften, Abkommen und Allianzen zum Hochlauf der Produktion von grünem Wasserstoff. Blanker Klima-Aktionismus? Wohl kaum. Eher eine Notwendigkeit.
Auch Märkte für deutsche Technologien gesucht
"Wasserstoffpartnerschaften sind ein wesentliches Instrument der Energieaußenpolitik", erklärt Julia Terrapon-Pfaff vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Mit ihnen sollen mögliche Importoptionen erschlossen, aber auch "Märkte für deutsche und europäische grüne Industrietechnologien" geöffnet werden.
Denn anders wird es mit dem grünen Wasserstoff nichts. Der Grund: Deutschland wird in Zukunft sehr viel davon brauchen - vor allem für die Stahl- und Chemieindustrie, aber etwa auch als Treibstoff für Schiffe oder Schwerlastwagen und als Basis für E-Kerosin.
Wasserstoff-Bedarf bald gewaltig
Wie hoch genau der Bedarf sein wird, hängt von vielen Faktoren ab und ist schwer abzuschätzen. Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung geht bis 2030 von etwa 90 bis 110 Terawattstunden (TWh) im Jahr aus, das ist im Vergleich zu 2020 fast das Doppelte. Bis 2050 könnte der Bedarf auf bis zu 380 TWh steigen.
Und natürlich muss der Wasserstoff dann grün hergestellt sein - also klimafreundlich aus Wasser und Ökostrom. Die eigenen Wind- und Solarkapazitäten werden dafür bei weitem nicht reichen. Der überwiegende Teil wird importiert werden müssen - aus Ländern mit großem Potenzial für grünen Strom. Eine weltweite Wasserstoffwirtschaft steht längst in den Startlöchern und Deutschland will dabei mitspielen.
Kooperation mit Namibia
Gefördert werden deshalb Projekte in Brasilien, in Marokko oder in Ägypten. Mit Namibia gibt es sogar bereits eine staatliche Kooperationsvereinbarung. Mit deutscher Hilfe soll dort eine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut werden, von der der Rohstoff Wasser kommen wird.
So schwärmte der Minister kürzlich. Namibia will den Wasserstoff zu Ammoniak weiterverarbeiten. Für die Verschiffung wird eine neue Hafenanlage geplant. Noch vor 2025 soll mit der Lieferung begonnen werden.
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Pipeline aus Norwegen, Lieferungen aus Kanada
Zusammenarbeiten will Deutschland aber auch mit Ländern, die bei Know-how und Infrastruktur schon deutlich weiter sind. Dazu gehört Norwegen, schon jetzt der wichtigste Energielieferant. Im Gespräch ist eine Wasserstoff-Pipeline. Bis 2030 soll es ein Netz geben, das eine "großflächige Versorgung" möglich macht.
Mit Kanada gibt es seit Sommer 2022 sogar eine "Wasserstoffallianz", sozusagen eine Partnerschaft plus. "Wir wollen ganz konkret eine transatlantische Lieferkette für grünen Wasserstoff aufbauen. Erste Lieferungen von Kanada nach Deutschland sollen bereits ab 2025 erfolgen", so Habeck. Beide Länder wollen die Produktion und die Verbreitung vorantreiben - mit gemeinsamen Projekten.
Auf möglichst viele Partner stützen
Sich auf möglichst viele potenzielle Partner zu stützen, sei durchaus sinnvoll, sagt Terrapon-Pfaff. Denn zu Beginn werde grüner Wasserstoff ein knappes Gut sein.
Allerdings: "Ein großes Risiko besteht darin, dass Wasserstoff zu einem weiteren Exportprodukt wird, das zwar Devisen einbringt, aber nur eine sehr begrenzte lokale Wertschöpfung schafft", warnt sie. Das betreffe vor allem Afrika. Es dürften am Ende nicht nur die importierenden Länder und einzelne Unternehmen profitieren, auch die Menschen im Land müssten mitgenommen werden. So müsse etwa die lokale Stromversorgung Vorrang vor dem Export haben.
Im Land werden Kapazitäten und Know-how gebraucht, die erst geschaffen werden müssten. Terraspon-Pfaff: "Dies geschieht nicht von selbst, sondern bedarf einer massiven Förderung und Unterstützung seitens Deutschlands." Wenn das aber dauerhaft gut klappt, könnten solche partnerschaftliche Lösungen sogar zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil für Deutschland und die EU werden, glaubt die Energie-Expertin.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion
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