Energiekrise: Wie wahrscheinlich sind Blackouts wirklich?
Vorbereiten auf den Stromausfall:Wie wahrscheinlich sind Blackouts wirklich?
von Lukas Wagner
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Europaweit geht aufgrund der Energiekrise die Sorge vor großflächigen Stromausfällen um. Wie wahrscheinlich sind Blackouts in Deutschland und wie bereitet man sich darauf vor?
Die Bundesnetzagentur kann einen Blackout derzeit nicht ausschließen. (Symbolbild)
Quelle: dpa
Die Energiekrise befeuert die Sorge vor flächendeckenden Stromausfällen, auch die EU-Kommission hält Versorgungsnotlagen wie Blackouts in diesem Winter für möglich. Doch wie realistisch sind solche Szenarien für Deutschland? Energie-Experte Dominik Möst von der Technischen Universität Dresden sieht aktuell keine erhöhte Gefahr für Blackouts:
Die Wahrscheinlichkeit für einen großen Blackout ist weiter sehr gering.
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Dominik Möst, Professor für Energiewirtschaft an der TU Dresden
Bundesnetzagentur: Blackout nicht auszuschließen, aber sehr unwahrscheinlich
Die Bundesnetzagentur sieht das ähnlich und teilt ZDFheute auf Anfrage mit: "Ein großflächiger, langanhaltender Blackout ist weiterhin äußerst unwahrscheinlich." Für den kommenden Winter habe ein aktueller Stresstest gezeigt, dass "krisenhafte Situationen" über mehrere Stunden im Stromnetz sehr unwahrscheinlich seien. Trotzdem könne man einen solchen Blackout nicht vollständig ausschließen, so ein Sprecher der Bundesnetzagentur.
Eine geringe Blackout-Wahrscheinlichkeit heißt nicht, dass man es komplett ausschließen kann.
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Dominik Möst, Professor für Energiewirtschaft der TU Dresden
Aus Sicht von Möst ist das deutsche Stromsystem gut aufgestellt. Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren habe sich die Stromkapazität in Deutschland nicht wesentlich geändert.
Warum könnte es doch zu einem Blackout kommen?
Ein extrem kalter Winter könnte problematisch werden. "Die Temperatur hat einen großen Einfluss auf die Höhe der Nachfrage. Je kälter, desto höher die Stromnachfrage, bedingt durch Länder mit hohen Anteilen an Elektroheizungen", sagt Möst.
Im Winter 2012 sei es zum Beispiel sehr kalt und die Situation durch die hohe Stromnachfrage aus Frankreich angespannt gewesen. Solange der Großhandelsmarkt für Strom aber wie bisher die Nachfrage bedienen könne, sei das Risiko für Blackouts gering.
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Trotzdem beobachtet der Energie-Experte zuletzt einige negative Trends. "Die Kosten für einen sicheren Netzbetrieb haben in den letzten Jahren stark zugenommen", sagt Möst. Zudem führten die derzeit hohen Strompreise zu Knappheiten. Ein Risiko liege auch in der momentan fehlenden Verfügbarkeit vieler Atomkraftwerke in Frankreich, was die Versorgungssituation in Europa erschweren könnte. Hier sei entscheidend, wie viele "Kernkraftwerke bis zum Winter in den Markt zurückkommen".
Diese Auswirkungen hätte ein Blackout
Kommt es zu einem Blackout, gehen in den betroffenen Gebieten die strombetriebenen Anlagen aus, die nicht an Notstromaggregate angeschlossen sind oder im Batteriebetrieb laufen.
Ein großer Teil der Infrastruktur ist dann lahmgelegt: Ohne Strom gibt es zum Beispiel kein Internet, einige Telefonnetze sind auf Strom angewiesen und in Krisensituationen oft überlastet. Kassensysteme, Geldautomaten und automatische Türen funktionieren nicht mehr, sodass Supermärkte und andere Versorger geschlossen bleiben. Besonders gefährlich sind Blackouts auch für Personen, die auf lebensnotwendige Systeme wie Beatmungsgeräte angewiesen sind.
Gab es bereits Blackouts in Deutschland?
Stromausfälle über mehrere Stunden oder Tage hinweg sind in Deutschland selten. Vor allem Naturereignisse wie ein plötzlicher Wintereinbruch im Münsterland 2005 haben laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz in der Vergangenheit für längere Ausfälle gesorgt.
Doch EU-weit besteht jederzeit die - wenn auch sehr geringe - Gefahr eines flächendeckenden Blackouts. "Anfang 2021 gab es beinahe einen Blackout. Ursache waren damals sehr hohe Stromexporte aus dem Südosten Europas, wodurch eine Stromkuppelstelle und in der Folge mehrere Leitungen ausgefallen sind", sagt Dominik Möst. Maßnahmen zur Netzsicherung konnten damals einen EU-weiten Blackout gerade noch verhindern.
Aufgrund dieser latenten Gefahr eines Blackouts sollte man sich auf ein solches Ereignis vorbereiten:
Im Idealfall sollte ein Haushalt bei einem Blackout mehrere Tage ohne fremde Hilfe auskommen. Dazu braucht es ausreichend Hygieneartikel, eine gefüllte Hausapotheke mit wichtigen Medikamenten und Verbandsmaterial, haltbare Lebensmittel und vor allem Wasser – das Bundesamt für Bevölkerungsschutz empfiehlt zwei Liter Flüssigkeit pro Tag und Person.
Wer sich einen eigenen Stromerzeuger anschaffen will, sollte sich im Vorfeld über die richtige Lagerung und den Aufstellort informieren, da ansonsten unter anderem Erstickungsgefahr droht.
Stromunabhängige Zubereitungsgeräte wie Camping-Kocher, dazu benötigtes Brennmaterial und Lichtquellen wie Kerzen oder Kurbeltaschenlampen sollten daheim lagern. Gleiches gilt für Batterien und damit betriebene Radiogeräte, mit denen man sich auch ohne Smartphone weiter über die aktuelle Situation informieren kann.
Quelle: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
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