UniCredit pokert um Commerzbank:Haifisch im Teich der Banken
UniCredit pokert um Commerzbank:Italienischer Haifisch im Teich der Banken
von Stephanie Barrett
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Unicredit macht ernst: Die italienische Großbank hat sich nach eigenen Angaben weitere Anteile an der Commerzbank gesichert. Kanzler Olaf Scholz kritisiert das Vorgehen scharf.
Die italienische Großbank Unicredit geht bei der Commerzbank in die Offensive. (Symbolbild)
Quelle: dpa
Vor der Klausursitzung im hessischen Glashütten steigt der Druck auf die Commerzbank. Nun schaltet sich sogar Kanzler Scholz persönlich ein:
Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen, sind nicht das, was für Banken eine gute Sache ist.
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Olaf Scholz, Bundeskanzler
Denn UniCredit-Chef Andrea Orcel meint es offenbar ernst und prescht mit entschiedenen Schritten voran. Nur zwei Wochen nach seinem ersten Coup sicherte er sich Zugriff auf weitere 11 Prozent an der Commerzbank, und er will ganz offensichtlich noch mehr. Die zweitgrößte italienische Bank beantragte bei der Bafin die Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen.
UniCredit kann sich Übernahme leisten
Bei 30 Prozent müsste Unicredit ein Übernahmeangebot unterbreiten. Wird es von den restlichen Aktionären angenommen und UniCredit gewinnt mehr als 50 Prozent, hat sie das Rennen gewonnen - egal was der Bund macht. Leisten können es sich die Italiener ganz offensichtlich:
Die UniCredit sitzt nicht nur auf einem dicken Gewinnpolster, sie hat sich das Commerzbank-Paket auch zu einem relativ günstigen Preis sichern können.
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Hans-Peter Burghof, Professor an der Universität Hohenheim
Und das, obwohl die Bundesregierung - mit 12 Prozent derzeit noch größter Anteilseigner der Commerzbank - vergangenen Freitag klar stellte, vorerst keine weiteren Aktien zu veräußern.
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Welche Folgen hätte eine Übernahme durch UniCredit?
Doch ein weißer Ritter, der die Commerzbank aus den Klauen der UniCredit retten könnte, ist derzeit nicht in Sicht. Deutsche Bank-Chef Christian Sewing winkte letzte Woche bereits ab, man sei voll ausgelastet mit eigenen Themen.
Banken-Experte Hans-Peter Burghof formuliert es so: "Die Deutsche Bank ist froh, gerade Ruhe im Haus zu haben, auch wenn sie noch mit dem Thema Kosten kämpft. Mit einer Übernahme kämen aber wieder zusätzliche Integrations- und Transformationskosten ins Haus. Darauf hat sie sicher keine Lust."
Stellt sich nach wie vor die Frage nach den Konsequenzen einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch UniCredit. Denn auch wenn Effizienzgewinne entstehen würden, so Hans-Peter Burghof, seien es doch weniger als erhofft, denn mit der HypoVereinsbank sei Unicredit bereits in Deutschland vertreten.
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Großer Einsatz - großes Risiko
Beschäftigte befürchten durch eine Übernahme allerdings spürbare Auswirkungen: Sollte ein Deal mit der Unicredit zustande kommen, könnten zwei Drittel der Arbeitsplätze wegfallen, sagte der Vorsitzende des Commerzbank-Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Ende Juni zählte die Commerzbank nach eigenen Angaben weltweit rund 38.700 Vollzeitstellen, davon mehr als 25.000 in Deutschland.
Wann Unicredit die Genehmigung zur Erhöhung seiner Commerzbank-Anteile erhält ist noch ungewiss, ob die Italiener sich bereits weitere Optionen auf noch mehr Anteile gesichert haben, noch unklar. Eine Abwehrstrategie wird an diesem Dienstag bei der Vorstandsklausur der Commerzbank ausgelotet.
Ein Übernahmekampf ist eines der riskantesten und spannendsten Spiele in der Wirtschaft. Großer Einsatz - großes Risiko - fair und ehrlich geht es dabei nicht immer zu. Deutschland gleicht derzeit in vielen Bereichen einem Karpfenteich. Wer zu vertrauensselig ist, wird am Ende vom Hai gefressen. Und Worte allein helfen da wenig - selbst wenn sie vom Kanzler kommen.
Quelle: dpa
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