Wird die Commerzbank bald von Unicredit geschluckt?
FAQ
Pläne der italienischen Großbank:Schluckt Unicredit bald die Commerzbank?
von Stephanie Barrett
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Die italienische Großbank Unicredit steigt überraschend zum zweitgrößten Aktionär der Commerzbank auf. Offenbar will sie die Nummer zwei im deutschen Bankensektor ganz übernehmen.
Der Bund hat 4,5 Prozent der Commerzbank-Anteile an Unicredit verkauft. Offenbar hat die italienische Bank vor, die Commerzbank ganz zu übernehmen.
Quelle: Reuters
In der Finanzkrise 2008 musste die Nummer zwei unter den deutschen Privatbanken noch vom Staat gerettet werden. Der Bund übernahm Commerzbank-Anteile und wurde so Hauptaktionär.
Danach ging die Bank durch turbulente Jahre, inklusive wechselndem Management. Immer wieder stand sie als Übernahmekandidat im Fokus. 2019 strebte die Deutsche Bank eine Übernahme an, die Gespräche scheiterten aber. Die Zinswende bescherte der Commerzbank jedoch zuletzt wieder Rekordgewinne. Anfang 2023 kehrte sie sogar wieder zurück in den Dax.
Was passiert mit den Anteilen des Bundes?
Der Bund, der bislang 16,5 Prozent an der Commerzbank hielt, will sich schrittweise von seinen Anteilen trennen und verkaufte vergangene Woche einen ersten größeren Block von 4,5 Prozent. Überraschend gab die italienische Unicredit Bank bekannt, das Aktienpaket von 4,5 Prozent meistbietend erworben - und darüber hinaus bereits weitere 4,5 Prozent am Markt eingesammelt zu haben.
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Unicredit-Chef Andrea Orcel kündigte an, die Commerzbank-Anteile weiter aufstocken zu wollen. Orcel war bereits vor 20 Jahren an der (teuren) Übernahme der Bayerischen HypoVereinsbank durch die italienische Unicredit beteiligt.
Wie werden die Pläne von Unicredit aufgenommen?
Nicht überraschend stoßen die Pläne von Unicredit auf wenig Gegenliebe bei Management und Arbeitnehmervertretern der Commerzbank. Sie lehnen eine Übernahme ab und loten bereits Abwehrpläne aus.
Auch die Bundesregierung scheint von dem Coup der italienischen Bank überrascht worden zu sein. Beim weiteren Verfahren wird die Haltung des Bundes entscheidend sein, denn er ist mit 12 Prozent noch immer größter Aktionär. Eine Bank gegen den nationalen Willen zu übernehmen, gilt als schwierig. Spekuliert wurde inzwischen auch, ob die Deutsche Bank wieder ins Rennen geht, um die Übernahme durch Unicredit zu verhindern.
Wie sinnvoll wäre eine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit?
Experten halten einen Zusammenschluss durchaus für sinnvoll, um die kleinteilige Bankenlandschaft in Europa zu konsolidieren. Damit die europäischen Banken wettbewerbsfähiger würden, müssten sie wachsen und rentabler werden. Insbesondere deutsche Banken hinken bei der Digitalisierung hinterher und haben vergleichsweise hohe Verwaltungs- und Personalkosten.
Unicredit ist selbst zwar kein Riese im europäischen Bankensektor, spielt aber immerhin auf Platz 8 im oberen Mittelfeld mit. Zum Vergleich: Die deutsche Bank rangiert im europäischen Vergleich auf Platz 16, die Commerzbank erst auf Platz 25.
Durch den Zukauf der Commerzbank würde Unicredit wachsen, allerdings zu einem hohen Preis: Nicht nur der Kaufpreis muss gestemmt werden, auch die Integration von Personal und IT bedeuten meist erhebliche Kosten.
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2019 hatte die Deutsche Bank unter anderem aus diesen Gründen von ihren Fusionsplänen mit der Commerzbank Abstand genommen. Dennoch könnte sich der Deal für Unicredit lohnen, nach dem Motto: Lieber andere schlucken, als selbst geschluckt zu werden. Denn global spielen europäische Banken eine untergeordnete Rolle im Vergleich zu den dominierenden US-Banken.
Was würde eine Übernahme für Kunden bedeuten?
Zunächst einmal würde sich für Commerzbank-Kunden nichts ändern. Allerdings könnte die Ankündigung für Verunsicherung im Mittelstand sorgen. Das Interesse von Unicredit-Chef Orcel zielt nämlich auf das lukrative Kredit-Geschäft mit dem Mittelstand ab.
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Hier ist die Commerzbank traditionell stark. Orcel plant, Sparkassen- und Raiffeisenbanken anzugreifen, die derzeit rund 60 Prozent aller deutschen Firmenkredite abwickeln. Nach einer Übernahme dürften Kosteneinsparungen auf der Agenda stehen, das könnte sich auf den Service auswirken, wenn etwa Filialen geschlossen werden.
Wie geht es jetzt weiter?
Viel hängt nun vom Vorgehen des Bundes ab: Ob, wann und an wen er seine verbliebenen Anteile verkauft. Gut möglich, dass die Deutsche Bank nun doch einen neuen Anlauf startet, um einen nationalen Banken-Champion zu schaffen.
Möglich wäre auch, dass der Bund den Verkauf weiterer Anteile hinauszögert. Damit wäre eine Übernahme durch Unicredit zwar vorerst vom Tisch, allerdings ist die italienische Großbank nun als zweitgrößter Aktionär Miteigner und hat ab sofort ein gewichtiges Wort bei der Commerzbank mitzureden.
Stephanie Barrett ist Redakteurin in der ZDF-Redaktion Wirtschaft und Finanzen.
Quelle: ZDF
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