Neue Schuldenpolitik lässt Bauzinsen in die Höhe schießen
Folge der neuen Schuldenpolitik:Bauzinsen schießen in die Höhe
von Frank Bethmann
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Die geplanten Milliardeninvestitionen treiben die Hypothekenzinsen hoch. Diese orientieren sich an den zehnjährigen Bundesanleihen. Mit ihnen finanziert der Staat seine Schulden.
Das geplante milliardenschwere Schuldenpaket der Bundesrepublik lässt die Bauzinsen steigen.
Quelle: dpa
Das milliardenschwere Schuldenpaket der voraussichtlich nächsten Bundesregierung ist noch nicht einmal unter Dach und Fach, da zeichnen sich bereits schwere Folgen für Hausbauer ab. Denn allein die Aussicht auf steigende Staatsschulden hat dazu geführt, dass die Bauzinsen kräftig angezogen haben. Ein Zusammenhang, der nicht jedem sofort ersichtlich ist, sich aber leicht erklären lässt.
Denn wenn der Staat viel Geld braucht, muss er jenen, die ihm Geld leihen sollen, einen attraktiven Zinssatz bieten. Auch steigt mit wachsenden Staatsschulden das Risiko für Investoren, ihr Geld wiederzubekommen.
Beides hat zur Folge, dass die Renditen auf Bundesanleihen deutlich gestiegen sind. Über Bundesanleihen nimmt der Staat am Kapitalmarkt Geld auf. Besonders relevant für die Immobilienbranche sind die Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit, an denen sich nämlich die Bauzinsen orientieren.
Bauzinsen steigen innerhalb weniger Tage deutlich
Innerhalb von nur wenigen Tagen legten die Zinssätze für Baufinanzierungen mit zehnjähriger Laufzeit laut Zahlen der Beratungsfirma Barkow Consulting um 0,33 Prozentpunkte zu. Das sei der stärkste Wochenanstieg seit der globalen Finanzkrise vor 18 Jahren, heißt es dazu.
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Beim Finanzdienstleister FMH liegt der Durchschnittszinssatz für Zehnjahres-Darlehen jetzt bei knapp 3,7 Prozent, für eine Laufzeit von 20 Jahren gibt es nur noch Angebote oberhalb von vier Prozent.
Banken fahren bei der Finanzierung auf Sicht
Da Hausbauer oder Immobilienkäufer oft Hundertausende Euro an Schulden aufnehmen, schmerzt jeder Zinsanstieg, besonders wenn die Schritte höher ausfallen, wie jüngst. Die ING, einer der großen Baufinanzierer in Deutschland, hatte erst vor wenigen Tagen ihre Konditionen um 0,50 Prozentpunkte angehoben.
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Andere Kreditinstitute reagierten ähnlich; verkürzten zudem, laut Engel & Völkers Finance, die Einreichfristen für Finanzierungsanfragen von potentiellen Käufern und Bauinteressenten. Das bedeute, so der Immobilienfinanzierer, dass die Banken vorerst auf Sicht fahren und die Entwicklung der kommenden Wochen abwarten.
Konditionen könnten sich noch weiter verschlechtern
Den weiteren Blick nach vorne wagt der Immobilienkreditvermittler Interhyp, eine Tochtergesellschaft der ING. Demzufolge könnten sich die Konditionen noch weiter verschlechtern. Auf Basis von mehrheitlichen Angaben befragter Banken dürften sich die Bauzinsen im Jahresverlauf zwischen 3,5 und vier Prozent bewegen, schrieb der Finanzierungsvermittler kürzlich.
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Mirjam Mohr, Vertriebsvorständin von Interhyp, ordnet aber ein:
Von einem Niveau wie 2023, als die Zinsen für zehnjährige Darlehen zeitweise deutlich höher als vier Prozent lagen, sind wir aktuell immer noch entfernt.
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Mirjam Mohr, Interhyp
Belastungsprobe für den kriselnden Wohnungsbau
Dennoch trifft der jüngste Anstieg der Bauzinsen die Branche zur Unzeit. Zuletzt hatte sich die Lage für den kriselnden Wohnungsbau wieder etwas stabilisiert. Die Zahl der Baugenehmigungen stieg zweimal in Folge.
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Auch bei den Baufinanzierungen gab es eine kräftige Erholung. Nun droht dem Immobilienmarkt eine neue Belastungsprobe. Die aktuelle Entwicklung könnte die Nachfrage von Verbrauchern nach Baukrediten spürbar dämpfen.
Experten rechnen nicht mit einer neuen Immobilienkrise
Nach Einschätzung von FMH dürften sich die Bauzinsen frühestens stabilisieren; "wenn die wirtschaftlichen Aussichten wieder positiv sind." Erst dann rechnet der Finanzdienstleister mit einem Mittelwert von 3,5 Prozent.
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Kurzfristig dürfte die aktuelle Entwicklung der Bauzinsen das eine oder andere Bauvorhaben in Frage stellen. Mittelfristig aber, darin sind sich die meisten Experten einig, wird sich der zuletzt gesehene leichte Aufwärtstrend, nach einer kurzen Pause, fortsetzen. Ein neue Immobilienkrise sei demzufolge nicht in Sicht.
Frank Bethmann ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
Quelle: dpa
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