Wohnungskrise: Baugenehmigungen 2024 weiter im Sinkflug
Rückgang bei Baugenehmigungen:Warum die Baubranche ein Sofortprogramm fordert
von Mischa Ehrhardt
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Baugenehmigungen sind auch im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Hohe Kosten und Anforderungen an Neubauprojekte schrecken ab. Die Industrie fordert Sofortprogramme.
400.000 neue Wohnungen sollen pro Jahr gebaut werden. Mit sinkenden Baugenehmigungen und steigenden Kosten wird das kaum möglich sein.
Quelle: dpa
Auch der noch amtierende Bundeskanzler hat den Ernst der Lage erkannt. So unterstrich Olaf Scholz in der ARD-Wahlarena am Montag, dass die Bautätigkeit hierzulande "richtig in Schwierigkeiten geraten ist". Damit hat er unzweifelhaft recht. Abzulesen an aktuellen Zahlen zu den Baugenehmigungen in Deutschland. Denn die sind 2024 das dritte Jahr in Folge zurückgegangen, und zwar deutlich.
Der Wohnungsmangel ist Problem, mit dem sich viele Regierungen schon beschäftigen mussten. Eine Besserung ist nicht in Sicht.05.02.2025 | 5:15 min
Hohe Preise und hohe Anforderungen schrecken ab
So gab es grünes Licht für den Bau von rund 216.000 Wohnungen im vergangenen Jahr. Mit diesem Rückgang von fast 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl von Baugenehmigungen auf den tiefsten Stand seit 2010 gefallen.
"Die Zahlen für das Jahr verdeutlichen, wie groß die Wohnungskrise in Deutschland ist", sagte Tim-Oliver Müller gegenüber ZDFheute. Er ist Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.
Weniger Wohnungen genehmigt
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Gründe für den Einbruch gibt es viele: Hohe Material- und Baukosten schrecken Investoren und Häuslebauer ab - sie waren in Folge des Ukraine-Krieges stark gestiegen. Anziehende Zinsen für Kredite erschweren die Finanzierung von Bauvorhaben. Und hohe Effizienzstandards für neue Gebäude und andere Anforderungen tun ihr Übriges.
In Deutschland haben wir weitaus mehr Anforderungen beim Bauen als etwa bei unseren europäischen Nachbarn. Das treibt die Kosten.
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Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
Fehlgeleitete Förderpolitik im Bauwesen?
Mit dem Rückgang bei den Baugenehmigungen ist klar, dass die scheidende Bundesregierung auch in diesem Jahr ihre eigentlichen Pläne nicht erreichen wird. Ziel war der Neubau von 400.000 Wohnungen pro Jahr. Im vergangenen Jahr waren es allerdings nur 260.000. Und weil Baugenehmigungen ein früher Indikator für die zu erwartende Bautätigkeit sind, wird die Zahl neu gebauter Wohnungen in diesem Jahr weiter sinken. Experten rechnet in diesem Jahr nur mit rund 230.000 neuen Wohnungen.
Ein großes Problem beim Wohnungsbau sind hohe Anforderungen und mangelnde Fördermittel.06.02.2025 | 4:53 min
Nach den Daten der Statistiker in Wiesbaden gingen die Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser mit über 20 Prozent deutlich stärker zurück als für Zweifamilienhäuser. Einer aktuellen Studie der Landesbausparkassen zu Folge könnte das auch an der staatlichen Förderpolitik liegen.
Das sieht auch Felix Pakleppa so, der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.
Auch politische Fehlentscheidungen haben zum drastischen Rückgang bei den Baugenehmigungen beigetragen.
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Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe
"In der entscheidenden Phase zu Beginn der Legislaturperiode - als sich die Finanzierungskosten verdreifachten - wurde die Neubauförderung ausgesetzt. Es folgte eine unstete und angesichts verschärfter Energieeffizienzstandards unzureichende Förderpolitik". Spätere steuerliche Anreize seien zu spät gekommen und hätten nur im Mietwohnungsbau gewirkt.
Seit 2017 sind die Baukosten in Deutschland um fast 70 Prozent gestiegen. Das ist einer der Gründe für den massiven Anstieg der Mieten und den Mangel an Wohnraum.
23.01.2025 | 2:24 min
Industrie fordert Sofortprogramm einer neuen Bundesregierung
"Trotz der sozialen und gesellschaftlichen Brisanz ist der Wohnungsbau in diesem Wahlkampf kein zentrales Thema geworden", so Tim-Oliver Müller vom Verband der Bauindustrie. "Das wundert uns". In der Tat sind Wohnungsmangel und damit einhergehend hohe Mieten ein zunehmendes Problem für viele Menschen - nicht nur, aber vor allem in Ballungsräumen.
So sind nach Daten des Statistischen Bundesamts die Nettokaltmieten im vergangenen Jahr im Durchschnitt um gut zwei Prozent gestiegen. Gegenüber dem Jahr 2020 lag der Anstieg durchschnittlich sogar bei rund acht Prozent. Das Thema ist in Deutschland deswegen besonders brisant, weil eine Mehrheit von fast 60 Prozent der Menschen hierzulande zur Miete wohnt.
Im Bundestagswahlkampf scheint das Thema Wohnen eine untergeordnete Rolle zu spielen.04.02.2025 | 8:25 min
Bauverbände: Neue Regierung muss Bauen zur Chefsache machen
Zu den Baugenehmigungen erklärte das Bundesbauministerium, der Wohnungsbau mache eine "schwere Zeit" durch. Doch gehe es aufwärts, in diesem Jahr erwarte man eine Trendwende. So seien die Zinsen für Wohnungsbaukredite gesunken, der Anstieg der Baukosten habe sich verlangsamt und die Auftragslage am Bau ziehe an.
Den Bauverbänden ist das nicht genug. Sie fordern eine künftige Bundesregierung auf, Bauen zur Chefsache zu erklären und nach Amtsantritt ein Sofortprogramm zu starten, um den Wohnungsbau wieder in Fahrt zu bringen.
Quelle: dpa
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