Wohneigentum: Studie bemängelt Nachteile bei Förderung

Nachteile zu Mietwohnungsbau:Wohneigentum: Studie bemängelt Förderung

von Mischa Ehrhardt
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Der Traum vom Eigenheim ist für viele Menschen unerreichbar. Das liege auch an einer fehlgeleiteten Förderpolitik, so eine Studie im Auftrag der Landesbausparkassen.

Typical: Baustelle eines Mehrfamilienhauses
Wohneigentum würde gegenüber neuen Mietwohnungen diskriminiert, bemängelt eine Studie im Auftrag der Landesbausparkassen.
Quelle: dpa

Wenn einem bei der Finanzierung der eigenen vier Wände Scheinriesen begegnen, wäre das vielleicht eine gute Nachricht: Womöglich wären die tatsächlichen Kosten viel kleiner als befürchtet. Scheinriesen bei der Wohnungsbauförderung aber sind ganz sicher keine gute Nachricht.
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Folgekosten fressen die Förderung auf

"Unter dem Strich diskriminiert der Bund den Erwerb einer selbst genutzten Immobilie gegenüber der Investition in den Neubau einer vermieteten Wohnung", so das nüchterne Fazit einer am Montag in Berlin vorgestellten Studie.
Kurzum: Wer in den Bau von Mietwohnungen investiert, kann in der aktuellen staatlichen Förderlandschaft spürbare Unterstützung bekommen; demgegenüber werden Häuslebauer oder Immobilienkäufer bei der Verwirklichung ihrer eigenen Wohnträume diskriminiert.
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Die Studie haben die Landesbausparkassen in Auftrag gegeben. Das Problem der Scheinriesen: Zwar gibt es nach wie vor auch Förderungen für den Bau oder den Kauf einer eigenen Immobilie. Allerdings werden diese Förderungen durch etwaige Folgekosten wieder aufgefressen.
In der vom Berliner Forschungsinstitut Empirica durchgeführten Studie geht es auch um eine Bilanz der noch amtierenden Bundesregierung in der Wohnungsbauförderung. Zum Vergleich ziehen die Studienautoren die Situation in den Jahren zwischen 2018 und 2021 heran, als die damalige Bundesregierung Förderungen in Form des Baukindergeldes eingeführt hatte.

Förderung für Selbstnutzung gleich Null

Im Gegensatz dazu reicht die staatliche Förderbank KfW der Studie zu Folge aktuell nur zinsvergünstigte Kredite aus. Familien, die neu bauen wollen, können so beispielsweise seit Juni 2023 zinsvergünstigte Kredite in einer Höhe bis zu 270.000 Euro bekommen. Allerdings müssen dann beim Neubau Effizienzkriterien erfüllt sein.
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Auch im Bestandserwerb können Familien innerhalb des Programms "Jung kauft Alt" an zinsgünstige Kredite kommen. Sie müssen in den so erworbenen Immobilien dann aber für Heizungen sorgen, die zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden und die eigenen vier Wände energetisch auf Vordermann bringen.
Auch zwei andere untersuchte Förderprogramme haben der Studie zu Folge Anforderungen, die am Ende die Fördervorteile neutralisieren.
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Fazit: Während der Staat derzeit neue Mietwohnungen mit 18.000 Euro subventioniert, unterstützt er den eigentlichen Erwerb von Wohneigentum zur Selbstnutzung fast gar nicht. Anders sei das bei der Förderung in Form von Kinderbaugeld gewesen: Hier belief sich die Förderung auf vergleichbare 19.000 Euro.
Das zeigt sich auch an den Förderzahlen: Während das Baukindergeld im Jahresdurchschnitt über 130.000 Familien in Anspruch genommen hatten, riefen im Jahr 2024 nur 5.000 Familien die aktuellen Förderprogramme ab.

"Hessengeld" könnte Vorbild für Förderung sein

Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen, fordert deshalb:

Angesichts der schwächelnden Wohneigentumsbildung sollte die künftige Bundesregierung hier dringend gegensteuern.

Axel Guthmann, Verbandsdirektor der Landesbausparkassen

Als sinnvoll und zielführend sehen die Landesbausparkassen die Förderung durch den Erlass oder zumindest eine Ermäßigung bei der Grunderwerbssteuer.
In den Genuss einer solchen Förderung wiederum kommen derzeit nur Erstkäufer von selbst genutztem Wohneigentum in Hessen. Die Landesförderung "Hessengeld" beinhaltet einen Zuschuss von 10.000 Euro pro erwachsenem Käufer und weiteren 5.000 Euro pro Kind, um die Grunderwerbsteuer zumindest zum Teil zu kompensieren. Eine vierköpfige Familie kann so bis zu 30.000 Euro bekommen.
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Selbstgenutzte Immobilien - auch Förderung der Altersvorsorge

Solche Förderungen seien auch wohnungspolitisch geboten. Denn am Ende einer Kette mache fast jeder potenzielle neue Eigentümer auch eine günstigere Mietwohnung frei. Unterstützung beim Erwerb von Wohneigentum bräuchten vor allem Familien, weil der Markt für sie keine passenden Mietwohnungen bereithalte.

Und über die Vorteile von Wohneigentum beim Aufbau von Vermögen sollte man gar nicht mehr reden müssen.

Reiner Braun, Vorstandsvorsitzende des Forschungsinstituts empirica

Denn bei gleichem Einkommen habe der Vorsprung von Selbstnutzern gegenüber Mietern kurz vor dem Ruhestand gut das Fünffache betragen. So mache eine Förderung bei der Verwirklichung des Traumes der eigenen vier Wände sich schließlich auch in der Altersvorsorge bezahlt.

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Quelle: dpa

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