Bundeshaushalt: Wie die Regierung Schulden per Auktion macht

    Bundeshaushalt & Staatsanleihen:Wie Deutschland Schulden per Auktion macht

    von Gregor Lischka
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    Für das laufende Jahr plant der Bund rund 39 Milliarden Euro neue Schulden ein. Woher das Geld dafür kommt und warum deutsche Schulden teilweise ins Ausland wandern.

    Wie macht der Bund eigentlich Schulden?
    Wie macht der Bund eigentlich Schulden?
    Quelle: Imago

    Wer soll das bezahlen? Diese Frage steht aktuell am Anfang fast jeder politischen Debatte und sorgt bekanntlich für jede Menge Streit: etwa bei der Kürzung der Agrardiesel-Subventionen, der Höhe der Kindergrundsicherung oder einer möglichen Senkung der Unternehmenssteuern.
    Tatsache ist: Der Bund gibt regelmäßig mehr aus, als er einnimmt - er muss Schulden machen. Geht man der Frage nach, woher dafür das Geld eigentlich kommt, landet man an einem äußerst unscheinbaren Ort.

    Kredit in Höhe von 400 Milliarden Euro jedes Jahr

    Ein graues Bürogebäude am äußersten Stadtrand von Frankfurt am Main, in Niederursel. "Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH" steht auf dem Eingangsschild. Hier ist man verantwortlich für das Schuldenmanagement des Bundes.
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    Um die alten Schulden, die bereits in der Vergangenheit aufgenommen wurden, weiter zu bedienen und die geplanten neuen Schulden aufzunehmen, beläuft sich der jährliche Kreditbedarf des Bundes aktuell auf über 400 Milliarden Euro.

    Den Kreditbedarf decken wir im Wesentlichen ab, indem wir nahezu jeden Montag, Dienstag und Mittwoch um 11:30 Uhr eine Auktion durchführen.

    Tammo Diemer, Geschäftsführer Deutsche Finanzagentur

    Banken bewerben sich um Staatsanleihen per Auktion

    Was Diemer damit meint: Über eine Art Online-Portal können ausgewählte Banken anonym ein Angebot einreichen, um bei der Deutschen Finanzagentur sogenannte Bundesanleihen zu erwerben.

    Bei Bundes- bzw. Staatsanleihen handelt es sich um spezielle Wertpapiere. Diese dokumentieren, dass der Staat dem jeweiligen Inhaber des Wertpapiers einen gewissen Betrag an Geld schuldet. Auch wie viele Zinsen der Staat darauf jährlich bezahlt und wann er den kompletten Betrag wieder zurückzahlt, ist dabei vermerkt.

    Je nachdem, zu welchem Preis und zu welchem Volumen die Banken bereit sind, die Bundesanleihen zu erwerben, bestimmt sich der Auktionserfolg. Wie in den meisten Auktionen gilt das Prinzip: Der Höchstbietende erhält den ersten Zuschlag.
    Insgesamt 32 Banken können so auf dem sogenannten Primärmarkt der Bundesrepublik Staatsanleihen abkaufen und ihr somit Geld leihen. Durch die Zinsen, die der Bund ihnen darauf zahlt, können die Banken Geld einnehmen.

    Deutsche Schuldpapiere auf internationalem Finanzmarkt

    Einen Großteil der Staatsanleihen behalten die Banken allerdings nicht, sondern verkaufen sie weiter. Denn: Staatsanleihen - und insbesondere deutsche Staatsanleihen - werden aufgrund ihrer Eigenschaften von vielen Akteuren sehr geschätzt:

    Staatsanleihen sind eine sehr beliebte Anlageform, weil sie als seriös, kalkulierbar und sicher angesehen werden.

    Peter Spahn, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hohenheim

    In der Regel verkaufen die Banken die in der Auktion erworbenen deutschen Staatsanleihen daher auf dem sogenannten Sekundärmarkt weiter: An Versicherungen, Pensionsfonds, Zentralbanken oder andere Investoren, die auf der Suche nach sicheren und liquiden Anlageformen sind.
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    Die deutschen Schulden bzw. Schuldpapiere wandern also von einer Auktion weiter auf den internationalen Finanzmarkt.
    Die Infografik zeigt, wie Deutschland Schulden aufnimmt. Während der Bundestag entscheidet, werden die Schulden von der Deutschen Finanzagentur verwaltet. Sie versteigert die deutschen Schuldtitel in einer Auktion an Banken. Anschließend landen die Schuldtitel bei Pensionsfonds, Versicherungen und Notenbanken - dem sogenannten Sekundärmarkt.

    Hohe Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik

    Wie viele Zinsen der Bund auch in Zukunft auf das geliehene Geld zahlen muss - wie teuer das Schuldenmachen also letztendlich ist - entscheidet sich dort, erklärt Peter Spahn.

    Die Kreditwürdigkeit der Staaten und ihrer Staatsanleihen bemisst sich im Prinzip nach den Vermutungen der internationalen Finanzmärkte.

    Peter Spahn, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hohenheim

    Investoren stellen sich dabei zum Beispiel die Frage: Wie seriös ist das Rückzahlungsversprechen der jeweiligen Regierung?
    Aber auch mögliche Ankaufprogramme durch die Zentralbanken spielen eine Rolle bei der Frage, wie viel Risiko die Investoren mit den Anleihen verknüpfen und welche Zinssätze sie dafür letztendlich erwarten.
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    Hohe Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik

    Die Bundesrepublik genießt aufgrund ihrer großen Volkswirtschaft, ihrer traditionell stabilen politischen Verhältnisse sowie ihrer im Vergleich sehr geringen Schuldenquote allerdings eine ausgesprochen hohe Kreditwürdigkeit an den Finanzmärkten.

    Man könnte also eigentlich noch deutlich mehr Staatsanleihen in Umlauf setzen, weil der internationale Finanzmarkt davon ausgeht, dass Deutschland sicherlich noch einige Zeit seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen wird.

    Peter Spahn, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Hohenheim

    Dass der Bund per Auktionsverfahren also neue Schulden aufnehmen und sich am internationalen Finanzmarkt Geld leihen kann, das ist relativ unbestritten.
    Ob er das allerdings je nach Ausgabewunsch auch tun sollte, das ist eine politische Frage - und die sorgt bekanntlich regelmäßig für jede Menge Streit, insbesondere in der Ampel-Koalition.

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