Champions League Finale: Wolfsburgs historische Chance

    VfL-Frauen im Finale gegen Barca:Wolfsburgs historische Chance

    von Frank Hellmann, Eindhoven
    |

    Wolfsburgs Fußballerinnen wollen im Finale gegen Barcelona zum dritten Mal die Champions League gewinnen. Der Titel wäre wichtig, um mit den Branchengrößen mithalten zu können.

    Öffentliches Abschlusstraining des VfL Wolfsburg Frauen vor der Abreise zum CL Finale in Eindhoven.
    Die Frauen des VfL Wolfsburg wollen nach dem diesjährigen Pokal-Sieg auch die Champions League gewinnen.
    Quelle: imago images

    Wer Eindhoven besucht, wähnt sich mitunter wie in einem Freiluftmuseum mit furistischer Architektur. Die lebendige und bunte Stadt in der niederländischen Provinz Nordbrabant ist ein passender Austragungsort für das Champions-League-Finale der Frauen der VfL Wolfsburg und FC Barcelona. Die Partie (Samstag ab 15:45 Uhr live im ZDF) findet in der Heimstätte des PSV Eindhoven statt.

    Wir sind uns bewusst, dass es die schwierigste Hürde in dieser Saison ist, aber wir wissen auch, dass es möglich ist. Es wird ein Ereignis sein, das keiner von uns vergessen wird.

    VfL-Trainer Tommy Stroot

    Die Niederlande sind auch ein besonderer Ort für VfL-Trainer Tommy Stroot, der 2016 dorthin wechselte. Mit Twente Enschede wurde er zweimal Meister und machte sich damit auch für den deutschen Branchenprimus aus Wolfsburg interessant. "Wir sind jetzt im selben Hotel, in dem ich Meister geworden bin. In diesem Stadion habe ich mein allerletztes Spiel in den Niederlanden gemacht", verriet der 34-Jährige auf der Pressekonferenz.
    Tommy Stroot
    Wolfsburg-Trainer Tommy Stroot sieht den FC Barcelona als Favorit im Champions-League-Endspiel der Frauen, betont aber dennoch: "Wenn ich im Finale stehe, will ich auch gewinnen!" 01.06.2023 | 4:00 min

    Letzter deutscher Champion war 2015 Frankfurt

    Tatsächlich ist das Endspiel für den VfL fast eine historische Chance. Denn die Zeiten, als deutsche Teams wie früher der FCR 2001 Duisburg, Turbine Potsdam oder der 1. FFC Frankfurt fast ein Abonnement auf den Gewinn des einzigen Europapokalwettbewerbs der Frauen besitzen, sind vorbei.
    Der letzte deutsche Gewinner war 2015 der 1. FFC Frankfurt, der als reiner Frauenfußballverein vor drei Jahren mit der Eintracht fusioniert hat, um konkurrenzfähig zu bleiben.

    Effizienz gegen Spielstärke gefordert

    Wolfsburg und Barcelona sind heute die Aushängeschilder für den Frauenfußball in Deutschland und Spanien - und da kündigt sich durchaus ein Kampf der Spielkulturen an. Hier der deutsche Pokalsieger mit seiner körperbetonten, intensiven, gerne auch geradlinigen Spielweise, dort der spanische Meister mit feiner Technik und flüssigen Kombinationen, denen mitunter aber der zielgerichtete Abschluss fehlt.

    Man kann sie knacken, wenn man eklig ist.

    Alexandra Popp über den Gegner FC Barcelona

    Nur mit einer gnadenlosen Effizienz konnten die DFB-Frauen bei der EM 2022 gegen spielstarke Spanierinnen das zweite Gruppenspiel (2:0) gewinnen. Denselben Hebel müssen die Niedersachsen nun im Finale bemühen, um gegen das weltbeste Vereinsteam zu reüssieren.

    Die 34.000 Tickets fürs Endspiel sind seit Wochen vergriffen, Unterkünfte in Eindhoven kaum mehr zu bekommen. 4.000 Fans reisen alleine aus Wolfsburg an.

    Das Frauen-Finale seit 2019 vom Männer-Endspiel der Königsklasse abzukoppeln und eine eigene Plattform zu bieten, war seitens der UEFA der richtige Weg. Gerade die VfL-Frauen haben oft genug erfahren, eher als Anhängsel behandelt zu werden. Frühere Endspiele mit Beteiligung der "Wölfinnen" stiegen etwa in veralteten Stadien (2014 in Lissabon oder 2018 in Kiew) oder einmal sogar ziemlich weit weg von der Ausrichterstadt (2016 in Reggio Emilia statt in Mailand). Mitunter hat die UEFA nicht mal die offizielle Zuschauerzahl kommuniziert.

    VfL-Sportdirektor warnt vor Kluft

    Dass es der VfL Wolfsburg als Champions-League-Sieger 2013 und 2014 und Finalist 2016, 2018 und 2020 erneut in den Showdown geschafft hat, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Ralf Kellermann, der langjährige Macher vom Mittellandkanal, registriert die erheblichen Investitionen der großen Marken im Frauenfußball mit gewissem Unbehagen. Woanders würde man inzwischen das Dreifache verdienen wie in Wolfsburg: "Die Kluft ist groß", sagt Kellermann.
    Bei den weltbesten Fußballerinnen steigen Gehälter und Ablösesummen gerade rasant - auch wenn die Summen im Vergleich zum Männerfußball immer noch überschaubar sind. Beispielsweise soll die umworbene Norwegerin Ada Hegerberg bald 500.000 Euro Ablöse kosten, bisher sind die mehr als 400.000 Euro von Barca für die Europameisterin Keira Walsh der Rekord.

    Putellas in der Startelf?

    Dazu beschäftigt der katalanische Renommierverein noch Stars wie die Nigerianerin Asisat Oshoala, die Engländerin Lucy Bronze und natürlich Weltfußballerin Alexia Putellas, die sich vor dem Finale zuversichtlich zeigte, wie 2021 den Henkelpott zu holen.
    Ob die torgefährliche Strategin nach ihrer langen Zwangspause infolge eines Kreuzbandrisses in der Anfangself steht, ließ Trainer Jonatan Giraldez mit einem verschmitzten Grinsen offen. Stammplätze haben derweil mit Fridolina Rolfö und Caroline Hansen zwei Ex-Wolfsburgerinnen.

    Wolfsburg hofft auf Heimspiel-Atmosphäre

    Barca tut inzwischen viel, um auch bei den Frauen eine Benchmark abzubilden. Regelmäßige Champions-League-Heimspiele im Camp Nou gehören dazu. Um für Wolfsburg einen Heimvorteil zu erlangen, könnten Verteidigerin Lyn Wilms, Allrounderin Jill Roord und Abwehrchefin Dominque Janssen wichtig werden, denn dieses Trio hat im Süden der Niederlande Rückendeckung. "Barcelona hat hier generell sehr viele Fans, weil viele Niederländer für den Klub gespielt haben. Aber da Jill, Lynn und ich auch als Nationalspielerinnen bekannt sind, hoffen wir, dass das Stadion mehr in grün-weiß leuchten wird", sagt Janssen, die keine 50 Kilometer von Eindhoven aufgewachsen ist.

    FC Barcelona - VfL Wolfsburg
    :Champions-League-Finale der Frauen im ZDF

    Am Samstag wird in den Niederlanden das Frauen-Finale der Champions League mit dem VfL Wolfsburg ausgetragen. Das ZDF ist live dabei und überträgt die Partie aus Eindhoven.
    Fußball, Frauen: Champions League, VfL Wolfsburg - FC Barcelona: Barcelonas Alexia Putellas (r) spielt gegen Wolfsburgs Sveindis Jonsdottir.
    mit Video

    Mehr zum Thema

    Mehr Fußball

    Champions League - Highlights