RB Leipzig: Nächster Anlauf der Pokalexperten

Zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren steht RB Leipzig am Samstag, 20 Uhr/ARD, gegen Eintracht Frankfurt im DFB-Pokalfinale. Eine solche Erfahrung in den Endspielen um den Pott können bisher nur der FC Bayern, Borussia Dortmund und einst in den 1970ern der 1. FC Köln vorweisen.

"Irgendwie liegt uns der Wettbewerb", sagte RB-Kapitän Willi Orban stolz der "Mitteldeutschen Zeitung". Die Wiederholung des Pokaltriumphs hätte für Orban, der bei allen Leipziger Endspielen dabei war, sogar einen noch höheren Stellenwert als der Erfolg im Vorjahr.

Die Eintracht sei sein "Lieblingsgegner fürs Finale, perfekt für ein Endspiel. Es muss kribbeln und von außen muss Energie kommen", so Leipzigs Abwehrchef.

Doch diese Lust auf die großen Entscheidungen musste sich RB erst erarbeiten. Mit jeder Endspiel-Teilnahme kamen weitere Lektionen hinzu.

Nach 18 Partien ohne Niederlage lässt das Trainerteam um Ralf Rangnick damals im letzten Ligaspiel bei Werder Bremen die komplette zweite Reihe ran, RB verliert 1:2. Ins Pokalfinale geht RB dann wieder mit der bestmöglichen Besetzung. In der Summe kein guter Schachzug.

Im Pokal-Finale beginnt RB zwar aktiv und hat gute Chancen, doch nach dem 1:0 für die Münchner fällt das Team - damals noch unreif - in sich zusammen. Würde so heute nicht mehr passieren.

"Das Beste ist aus meiner Sicht, im Rhythmus zu bleiben. Man hat dann noch genug Zeit zur Regeneration bis zum Endspiel", sagt Orban nun vor dem aktuellen Finale.

Trainer Marco Rose sieht das ähnlich: Im letzten Ligaspiel gegen Schalke lässt er eine Top-Elf beginnen, um die Spannung hochzuhalten.

Julian Nagelsmann ist ein großer Verehrer von Pep Guardiola und begeht vor zwei Jahren den gleichen Fehler, den auch der Startrainer in seiner Anfangszeit machte. Nagelsmann verzichtet zugunsten seiner taktischen Überlegungen auf die Spieler in der Startelf, die ein solches Finale tragen können.

RB beginnt im Corona-Endspiel vor leeren Rängen ohne Orban, Emil Forsberg, Christopher Nkunku, Konrad Laimer und Yussuf Poulsen in der Startelf und wird vom BVB mit den eigenen Waffen durch Umschaltfußball geschlagen.

Als die Genannten eingewechselt werden, ist es zu spät, denn zur Pause steht es schon 0:3.

"Man hat gegen Freiburg gesehen, was Erfahrung bedeutet. Wir waren fast eine Stunde lang in Unterzahl, lagen zurück und trotzdem haben wir die größeren Chancen herausgespielt", erinnert sich Poulsen:

Erst als Marcel Halstenberg vom Platz fliegt, legte RB die Nervosität ab. "Als wir die Rote Karte bekommen haben, hat das eine gewisse Magie bei uns freigesetzt. Ich hatte auf dem Platz nicht das Gefühl, dass das schiefgeht. Das hat uns als Mannschaft, als Verein so gepusht, dass wir es am Ende geschafft haben", erinnert sich Verteidiger Lukas Klostermann.

Auch an diesem Samstag wird es Widerstände geben, allein, weil die Eintracht-Fans den Leipziger Anhängern von der Anzahl und der Lautstärke überlegen sein werden.

Doch Orban betont: "Das macht so eine Partie aus, und wenn du sie gewinnst, dann ist das doppelt so wertvoll, weil du so viele gegen dich hattest."

Auch weil RB die Ablehnung, die dem Team oft entgegenschlägt, inzwischen eher beflügelt als hemmt, hat das Team in den großen Spielen genug Erfahrung und Mentalität für Titel entwickelt.