Rohrreiniger im Öko-Test: Wie gut die Abflussreiniger wirken
Abflussreiniger im Öko-Test:Rohrreiniger: Viel Chemie, wenig Wirkung
von Florence-Anne Kälble
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Abflussreiniger sollten nur im Notfall zum Einsatz kommen, rät Öko-Test. Denn: Im Praxistest schneiden weder die Chemie-Keulen noch die biologisch wirkenden Produkte gut ab.
Rohrreiniger für einen sauberen Abfluss? Öko-Test hat verschiedene Abflussreiniger auf ihre Wirkung auf Mensch, Rohr und Umwelt untersucht.
Quelle: dpa
Wenn Rohre im Bad verstopft sind und sich ein unangenehmer Geruch breitmacht, verspricht der Griff zum Abflussreiniger schnelle Hilfe. Doch welche der Mittel wirken wie versprochen? Das hat Öko-Test für die Februar-Ausgabe untersucht.
Abflussreiniger: Allgemeine Warnhinweise
Allein die Warnhinweise auf den Flaschen wie "Verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden" oder der Hinweis, bei der Anwendung Handschuhe und Augenschutz zu tragen, zeugen von der hohen Dosis an Chemie, die laut Öko-Test in den meisten Mitteln steckten.
Chemische Rohrreiniger sollen verstopfte Abflüsse unter anderem mit stark alkalischen Substanzen wie Natrium- oder Kaliumhydroxid, die in Verbindung mit Wasser stark ätzende Laugen bilden, säubern. Sie brechen und lösen die Zellen des organischen Materials, das das Rohr verstopft, auf. Fett und Öl spalten sie dabei in wasserlösliche Bestandteile. Bei sachgemäßem Gebrauch stellen sie laut Öko-Test keine Gefahr dar.
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Biologisch wirkende Mittel hingegen versuchen das auf sanftere Tour. Hier kommen laut Öko-Test Mikroorganismen wie Bakterien oder spezielle Enzyme zum Einsatz, die sich von den organischen Substanzen ernähren oder sie zersetzen.
Um die Wirkkraft der 18 chemischen und drei biologisch wirkenden Rohrreiniger herauszufinden, ließ Öko-Test diese in einem Labor einem Praxistest unterziehen. Der simulierte Notfall war ein Pfropf aus künstlichem Schmutz, der so platziert wurde, dass im Siphon nichts mehr lief.
Chemische Abflussreiniger schaden nicht nur der Umwelt. Bei häufiger Anwendung sind sie auch schlecht für die Rohre. Es gibt aber günstige und umweltschonende Alternativen.
von Agnes Heitmann
mit Video
Sieben Rohrreiniger "mangelhaft"
Das Ergebnis war ernüchternd: Selbst die chemischen Abflussreiniger zersetzten den Testschmutz gerade "mäßig". Einzig das W5 Rohrreinigergel Rohr Frei - Praxistestnote "gut", Gesamtnote "ausreichend" - konnte in allen drei Versuchen die Verstopfung vollständig lösen. Sieben chemische Reiniger schnitten nur "mangelhaft" ab. Hier kritisierte Öko-Test, dass diese trotz Einsatzes harter Chemie kaum Wirkung zeigten.
Bestes Gesamtergebnis erzielte unter anderem das Putzboy Abfluss Rohr Reiniger Konzentrat mit der Note "befriedigend". Im biologischen Segment war es der Dipure Mikrobiologischer Abflussreiniger, ebenfalls mit der Gesamtnote "befriedigend".
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Biologische Rohrreiniger
Die biologisch wirkenden Reiniger konnten ebenfalls nicht überzeugen. Ein Reiniger fiel im Test komplett durch: Der Captain Clean Bio Abflussreiniger - Gesamtnote "ungenügend" - konnte laut Öko-Test weder den Siphon freispülen noch den Testschmutz wahrnehmbar zersetzen. Das Labor sah "kaum einen Unterschied zu Leitungswasser". Punkten konnten die biologisch wirkenden Reiniger bei den Inhaltsstoffen. Bei den chemischen Reinigern waren es nur die, die auf die Effekte einer starken Lauge setzten, fügte Öko-Test hinzu.
Viele kritische Inhaltsstoffe in Rohrreinigern
Insgesamt kritisierten die Tester bei den chemischen Rohrreinigern etliche Substanzen aufgrund umweltschädlicher oder potenziell gesundheitsgefährdender Wirkung. Beispielsweise Natriumhypochlorit, da die Chlorbleichlauge in Kontakt mit Säuren nicht nur Chlorgas freisetzen könne, sondern auch giftig für Wasserlebewesen sei. Auch Pentanatrium pentetat im Drano Power-Gel Rohrfrei - Gesamtnote "ungenügend" - sah Öko-Test kritisch, da das chemische Salz als vermutlich fortpflanzungsschädigend beim Menschen eingestuft werde und in Verdacht stehe, krebserregend zu sein.
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Reiniger nur im Notfall verwenden und gut wegräumen
Die Tester empfehlen Rohrreiniger nur im schlimmsten Fall einzusetzen und keinesfalls vorbeugend. Drei Abflussreiniger hatten keinen kindersicheren Verschluss. Zwar sei dies nicht vorgegeben, weil sie keine giftigen oder ätzenden Wirkstoffe enthalten. Aber aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes bemängelte Öko-Test das nicht Vorhandensein, da im Haushalt immer die Gefahr bestehe, dass Putz- und Reinigungsmittel versehentlich von Kindern verschluckt werden.
Das Testverfahren von Öko-Test
21 Abfluss- beziehungsweise Rohrreiniger, darunter drei Produkte mit biologischer Wirkung, wurden in Drogerien, Discountern, Super- und Baumärkten oder online gekauft. Pro Anwendung kosten diese mit der höchsten empfohlenen Dosierung zwischen 63 Cent und 6,90 Euro.
Zum Überprüfen der Reiniger simulierte das Labor eine Verstopfung: Formlinge aus künstlichem Schmutz - eine Mischung aus Haaren, Fetten und Ölen, Shampoo, Duschgel, Zahnpasta, Eierschale und weiteren organischen Substanzen - wurden hierfür in einen Siphon gesetzt. Anschließend wurde von beiden Seiten eine definierte Menge Wasser in den Siphon gegossen und die Testprodukte gemäß Etikett-Angabe hinzugefügt. Nach der vom Hersteller angegebenen maximalen Einwirkzeit wurde mit zwei Litern warmem Wasser gespült - mit einer dreimaligen Wiederholung. Der Testschmutz wurde in definierten Intervallen bewertet. Weiterhin wurde bewertet, ob die Verstopfung innerhalb von 30 Minuten gelöst war. Auch wurde die Konsistenz des Testschmutzes visuell und taktil bewertet.
Die Laboranalyse auf halogenorganische Verbindungen (AOX) wurde auf Produkte ohne Natriumhypochlorit beschränkt, da sich durch dieses bei der Untersuchung AOX hätte bilden können. In den zwölf untersuchten Reinigern war die Analyse dahingehend unauffällig. Umstrittene und bedenkliche Substanzen, Konservierungsmittel wie Bronopol und Isothiazolinone, alkylierte Aminoxide, Pentanatrium-Pentetat, Natriumchlorat, Natriumhypochlorit sowie Ammoniumhydroxid wurden per Deklaration erfasst.
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von Kim Plettemeier
mit Video
Quelle: dpa
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