Temporäre Tattoos: Öko-Test deckt mögliche Risiken auf
Öko-Test findet Problemstoffe:Kindertattoos aus dem Verkauf genommen
von Florence-Anne Kälble
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Tiere, Autos, Fabelwesen - Kindertattoos sind äußerst beliebt, aber wie verträglich sind sie? Von 15 Produkten sind 13 "ungenügend“, so das ernüchternde Fazit von Öko-Test.
Bei Kindern stehen sie hoch im Kurs: Temporäre Tattoos in unterschiedlichen Farben und Formen. Welche Stoffe in ihnen stecken und wie hautverträglich sie sind, hat Öko-Test aktuell untersucht.
Quelle: imago/Dreamstime
Die bunten Bildchen glitzern, sind cool und halten nur temporär. Doch was steckt in den abwaschbaren Tattoos, die Kinder gerne massenweise auf ihre Haut kleben? Öko-Test hat aktuell 15 Kindertattoo-Marken unter die Lupe genommen. 13 der getesteten Produkte fallen mit "ungenügend" durch. Shein und Temu nahmen die Produkte auf ihren Plattformen aus dem Verkauf. Aber es gibt auch zwei "sehr gute" Testsieger.
Krebserregendes Benzol bei Shein
In den Kinder Cartoon Tattoo Aufkleber Armbanduhr (zehn Bögen) von Infinite Style, vertrieben von der Handelsplattform Shein, wies das Labor Benzol nach. Der Stoff ist als krebserregend eingestuft und generell in Kosmetikprodukten verboten. Der vom Labor gemessene Gehalt überschritt den Grenzwert der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) für Spielzeug.
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Das Handelsunternehmen wurde seitens Öko-Test über den Produkttest informiert. Ohne auf Laborergebnisse zu warten, nahm Shein die Tattoos in der EU aus dem Verkauf, da "ein Inhaltsstoff nicht den strengen Vorgaben für Kosmetikprodukte entspricht". Es blieb laut Testern offen, um welchen Inhaltsstoff es sich gehandelt habe.
In Kosmetik verbotener Stoff
Mit Vinylacetat fanden die Tester einen weiteren, ebenfalls in der Kosmetik verbotenen Stoff, da er in Verdacht stehe, Krebs zu verursachen. In den Djeco Tattoos wies das Labor das toxische Spurenelement Antimon nach.
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Große Online-Plattformen betroffen
Naphthalin, das ebenfalls als vermutlich krebserregend gelistet ist, wurde in drei Produkten nachgewiesen. Betroffen sind Produkte, die über Shein, Temu sowie Amazon bestellt wurden. Bei den Habett Tattoo Kinder 60 Temporäre Kindertattoos (60 Bögen) lag der gemessene Gehalt mehr als 100-mal höher als die Gehalte der anderen beiden Proben.
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von Sven-Hendrik Hahn
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Talkum in neun Kindertattoo-Produkten
Talkum war in neun Produkten enthalten. Das Mineral wird in Kunststoffen, Farben, Papier, Lebensmitteln, Kosmetika und Arzneimitteln als Füllstoff oder Trennmittel eingesetzt. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat den Stoff nach einer Neubewertung als "wahrscheinlich krebserregend für Menschen" eingestuft, ebenso wie der Ausschuss für Risikobeurteilung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), woraus ein Verbot resultieren könne. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes wertete Öko-Test Produkte mit Talkum ab.
Weitere Problemstoffe in der Rezeptur
Gerade diese neun Produkte enthielten zudem weitere bedenkliche Substanzen, die Öko-Test auch in Kosmetiktests kritisiere. Neben dem Antioxidationsmittel BHT (Butylhydroxytoluol), das in Verdacht steht, wie ein Umwelthormon zu wirken, kritisierten die Tester auch das Polymer Polytetrafluorethylen (PTFE), bekannt als Teflon. Ebenfalls kritisiert wurde das Gelbpigment CI 11710 aus der Gruppe der Azofarbstoffe. Beide Verbindungen gehören zu den halogenorganischen Verbindungen, von denen viele als allergieauslösend gelten und die sich fast alle in der Umwelt anreichern.
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Testsieger
Mit der Gesamtnote "sehr gut" haben die Namaki Abziehtattoos Weltall (zwei Bögen) von Namaki Cosmetics abgeschnitten. Beim zweiten mit Bestnote bewerteten Produkt handelte es sich laut Öko-Test um Kindertattoos aus einer Charge mit noch in Taiwan produzierten Restbeständen. Mit der Verlagerung der Produktion nach Deutschland änderte der Anbieter jedoch die Inhaltsstoffe. Sie entsprächen jetzt der Zusammensetzung der neun stark kritisierten Marken.
Punktabzug für fehlende Angaben
Bei den Tattoos von Shein waren weder auf dem Produkt noch auf der Verpackung Inhaltsstoffe deklariert. Auch auf Nachfrage der Tester legte das Unternehmen sie nicht offen. Bei zwei weiteren Produkten fehlten diese ebenfalls, aber die Anbieter lieferten sie auf Nachfrage. Bei vier Produkten wurde das fehlende CE-Zeichen moniert, das in der EU für Spielzeug vorgeschrieben ist.
Das Testverfahren
In Spielzeugläden, Schreibwaren-, Kostüm- und Partybedarfsgeschäften sowie in Drogerien und im Internet wurden 15 Marken temporärer, abwaschbarer Kindertattoos eingekauft. Für die Packungen, die eine unterschiedliche Anzahl an Motiven enthalten, sind zwischen 1,10 Euro und 10,19 Euro bezahlt worden. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes legte Öko-Test zwei Vorgaben - für Kosmetikprodukte und für Spielzeug - zugrunde.
In spezialisierten Laboren sind alle Tattoos auf eine Reihe problematischer Substanzen analysiert worden: Schwermetalle und andere Elemente, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie leicht flüchtige Lösemittel wie Benzol, Styrol, Toluol und Xylol. Alle Produkte wurden entsprechend der Spielzeugrichtlinie auf Grundlage der Vorschriften der Spielzeugnorm EN 71 auf migrierbare Elemente untersucht. Unauffällig waren die Tests auf krebserregende und -verdächtige aromatische Amine inklusive Anilin und primäre aromatische Amine als Spaltprodukte aus Azofarben, sowie die Analyse auf Phthalat-Weichmacher. Die Inhaltsstoffe BHT, Talkum, Vinylacetat, PEG/PEG-Derivate sowie bestimmte ausgelobte halogenorganische Verbindungen wurden per Deklaration erfasst und bewertet.
Die Kosmetikverordnung verpflichtet Unternehmen, Inhaltsstoffe offenzulegen und auf den Produkten abzudrucken. Bei vier Produkten, deren Inhaltsstoffe nicht auf der Verpackung oder dem Produkt abgedruckt waren, forderte Öko-Test die Anbieter auf, diese mitzuteilen. Es wurde geprüft, ob das für Spielzeug verpflichtende CE-Zeichen, die Herstelleradresse auf Produkt oder Verpackung sowie wichtige Hinweise auf Deutsch vorhanden sind.
Quelle: dpa
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