Dialyse zu Hause: So geht's per Bauchfell oder Blutwäsche

    Per Bauchfell oder Blutwäsche:So geht die Dialyse zu Hause

    von Andreas Kürten
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    Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung sind auf die regelmäßige Dialyse angewiesen. Wie Blutwäsche und Bauchfelldialyse auch zu Hause durchgeführt werden können.

    Dialyse zu Hause
    Kerstin Roth ist dialysepflichtig. Sie führt die Entgiftung ihres Körpers zu Hause über das Bauchfell durch. Wie ihr die Entscheidung mehr Unabhängigkeit gibt.14.03.2024 | 5:35 min
    Die Dialyse ist überlebenswichtig für Menschen mit einer schlechten oder abnehmenden Nierenfunktionen. Dabei wird ihr Blut von Giftstoffen gereinigt. Allein in Deutschland sind knapp 90.000 Menschen darauf angewiesen. Neben der Dialyse in spezialisierten Zentren kann ein Nierenersatzverfahren auch zu Hause durchgeführt werden. Zwei Methoden sind möglich: die Bauchfelldialyse und die Hämodialyse, die klassische Blutwäsche.

    Wie die Peritonealdialyse funktioniert

    Rund sechs Prozent der dialysepflichtigen Deutschen nutzen die häusliche Dialyse über das Bauchfell, die Peritonealdialyse. Dabei wird das Bauchfell (Peritoneum), das die Bauchhöhle auskleidet, als körpereigene Filtermembran genutzt.
    Über einen in die Bauchhaut eingenähten Katheter wird in regelmäßigen Abständen eine spezielle Flüssigkeit, das Dialysat, in das Bauchfell geleitet. Nach vier bis sechs Stunden wird die mit Stoffwechselprodukten angereicherte Flüssigkeit über den Katheter wieder abgelassen und durch frisches Dialysat ersetzt. Dieser Austausch dauert etwa zwanzig Minuten. Der Entgiftungsprozess beginnt von neuem.

    Für wen sich die Bauchfelldialyse eignet

    Der behandelnde Nephrologe wird vorab prüfen, ob Betroffene in der Lage sind, eine Peritonealdialyse selbständig durchzuführen. Sie werden dann für die Heimdialyse geschult. Wichtig ist, dass sie regelmäßig und zuverlässig den Austausch der Flüssigkeit protokollieren, die Farbe der ausgetauschten Flüssigkeit beurteilen, sie wiegen und Blutdruck messen.
    Zu wenig angereicherte Dialyse-Flüssigkeit (geringes Gewicht), dunkle Verfärbungen oder ein hoher Blutdruck können Anzeichen dafür sein, dass die Entgiftung per Bauchfelldialyse nicht richtig funktioniert. Kontrollen der Nierenwerte und Untersuchungen der Nieren einmal im Monat durch den Arzt sind aus demselben Grund wichtig.
    Es gibt verschieden dosierte Dialysate, die unterschiedliche Zeitspannen zwischen dem Austausch ermöglichen, zum Beispiel auch für die Dialyse nachts oder im Urlaub. Ausschlusskriterien für eine Bauchfelldialyse sind Verwachsungen im Bauchraum und entzündliche Darmerkrankungen.

    Bei mangelhafter Hygiene kann es durch Keime zu einer Entzündung des Bauchfells kommen. Auch wenn diese in der Regel mit Antibiotika gut behandelt werden kann, ist Hygiene mit Blick auf das Risiko einer möglichen Blutvergiftung, die Organversagen hervorrufen kann, sehr wichtig.

    • Die Hände vor der Dialyse gründlich reinigen, während der Dialyse mehrfach desinfizieren und am besten beim Austausch der Flüssigkeiten Handschuhe tragen.
    • Fenster und Türen während der Dialyse mit Blick auf Keime und Erreger möglichst schließen und selbst am besten eine Schutzmaske tragen.
    • Arbeitsflächen vor, während und nach der Dialyse gut reinigen und desinfizieren.
    • Den Katheter vor und nach der Anwendung immer gut desinfizieren und verschließen.

    Auch eine Blutwäsche ist zu Hause möglich

    Eine Hämodialyse, also Blutwäsche, wird nötig, wenn sich Wasser im Körper einlagert, der Blutdruck steigt oder die Entgiftung mit der Bauchfelldialyse nicht ausreicht. Dabei wird das Blut mit einer Maschine nach dem Verfahren der Osmose über Filtersysteme gereinigt. Die meisten Betroffenen machen das in Dialysezentren dreimal in der Woche für jeweils etwa vier Stunden.
    Allerdings ist eine Hämodialyse auch zu Hause durchführbar. Dies nutzen aber nur etwa ein Prozent der dialysepflichtigen Patienten in Deutschland. Ein Vorteil sind selbstbestimmte Dialysezeiten, auch am Wochenende, unabhängig von Terminen in Dialysezentren.

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    Voraussetzungen für klassische Dialyse

    Betroffene brauchen genügend Platz, um die erforderliche Ausstattung und das Gerät zur Blutwäsche unterzubringen sowie einen Osmose-fähigen Wasseranschluss. Sie werden über mehrere Monate geschult, da das Verfahren aufwändiger und mit größeren Risiken verbunden ist. Hygiene ist sehr wichtig.
    Bei der Hämodialyse wird das Blut über eine „künstliche Niere“ außerhalb des Körpers von Giftstoffen befreit. Damit sind Risiken verbunden, etwa ein Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit. Für Betroffene gibt es zur Sicherheit ein Notfalltelefon. Dialysepflichtige müssen das Für und Wider der häuslichen Anwendung für sich selbst abwägen.

    • Pro: Dialyse zu Hause bietet mehr Unabhängigkeit, zeitliche Flexibilität und parallel die Gelegenheit zum häuslichen Arbeiten. Fahrten in ein Dialysezentrum sind nicht mehr nötig, Freizeit und Urlaub einfacher realisierbar. Betroffene haben oft weniger "Krankheitsgefühl".
    • Contra: Betroffene haben Angst oder Hemmungen vor Fehlern oder Risiken bei der eigenen Anwendung und benötigen Hilfe und Überwachung durch Ärzte und Pflegekräfte bei der Durchführung der Dialyse. Andere fühlen sich mit festen, geregelten Zeiten im Dialysezentrum wohler und brauchen psychische Unterstützung, zum Beispiel durch Mitbetroffene.

    Hämodialyse zu Hause ist für viele Betroffene gut durchführbar. Sie erfordert aber ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und zuverlässiger Durchführung. Mit Blick auf Nachhaltigkeit ist die Bauchfelldialyse ein ökologischerer Weg. Denn: Hämodialyse erfordert viel Wasser und ihre Geräte stoßen viel CO2 aus.
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