Grüner Star: Wann die Glaukom-Früherkennung sinnvoll ist
Volkskrankheit grüner Star:Wann die Glaukom-Früherkennung sinnvoll ist
von Manuela Christ
|
Ein Glaukom (grüner Star) ist die zweithäufigste Erblindungsursache weltweit. Untersuchungen zur Früherkennung sollen der Vorsorge dienen. Über ihren Sinn wird diskutiert.
Wann kann eine Untersuchung zur Glaukom-Früherkennung sinnvoll sein?12.03.2024 | 4:14 min
Das Glaukom oder, wie es im Volksmund genannt wird, der "grüne Star" ist tückisch. Die Krankheit verläuft in den meisten Fällen anfangs völlig unbemerkt. Sobald Symptome auftreten, ist es oft schon zu spät. Denn dann ist der Sehnerv meist unwiderruflich beschädigt. Die Erkrankung tritt in jedem Lebensalter auf, besonders häufig jedoch bei den über 60-Jährigen.
Ein Glaukom entsteht, wenn das Wasser aus der vorderen Augenkammer nicht mehr richtig abfließen kann. Der Augeninnendruck kann sich dadurch so lange erhöhen, bis der Sehnerv irreparabel geschädigt ist. Es entstehen Gesichtsfeld-Ausfälle bis hin zu einer möglichen Erblindung. Rund 920.000 Menschen sind in Deutschland an einem Glaukom erkrankt.
Quelle: Berufsverband der Augenärzte
Augenärzte empfehlen Früherkennungsuntersuchung
Der Berufsverband der Augenärzte empfiehlt Menschen ab 40 Jahren eine Untersuchung zur Glaukom-Früherkennung alle zwei Jahre, ab 60 Jahren alle ein bis zwei Jahre. Sie beinhaltet meist nur die Messung des Augeninnendrucks und kostet zwischen 15 und 40 Euro. Gesetzlich Versicherte müssen sie in der Regel selbst zahlen. Die Untersuchung gehört zu den häufigsten von Ärzten angebotenen individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL).
Tabea Tams ist von Geburt an blind - und auf dem Weg, Abitur zu machen. Ihre Eltern hätten sich das "nie träumen lassen".08.01.2024 | 1:06 min
Augeninnendruckmessung alleine reicht nicht aus
"Diese Augeninnendruckmessung ist wichtig, aber alleine nicht aussagekräftig, wenn es darum geht, ein Glaukom sicher zu erkennen", meint Esther Hoffmann von der Uniklinik Mainz. Sie leitet die Abteilung für Glaukom-Erkrankungen.
Es gibt Formen des Glaukoms, die wir bei einer Augeninnendruckmessung nicht feststellen können, wie das Normaldruckglaukom.
„
Prof. Dr. Esther Hoffmann, Glaukomzentrum der Universitätsmedizin Mainz
Deswegen müssten zusätzlich die Sehnerven untersucht werden, beispielsweise durch eine Sehnerv-Spiegelung, erklärt Hoffmann weiter. Auch eine Untersuchung der Nervenfaserdicke in der Netzhaut sowie eine Gesichtsfeld-Untersuchung können dazu gehören.
Fehlende wissenschaftliche Basis
Doch auch diese Untersuchungen werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Grund seien fehlende wissenschaftliche Studien, die belegen, dass diese Untersuchungen zur Früherkennung eine Erblindung verhindern können. "Es ist schwierig, die Früherkennung wissenschaftlich zu untersuchen, da man dabei die eine Gruppe behandeln und beobachten müsste, die andere Gruppe dagegen nicht - als Vergleich. Das ist ethisch schwierig.", so die Erklärung der Fachärztin für Augenheilkunde.
Verbraucherschützer kritisieren Druck in der Arztpraxis
Kritik kommt von den Verbraucherzentralen. Immer wieder erreichen sie Beschwerden, dass Patientinnen und Patienten das Gefühl haben, zu der IGeL-Untersuchung gedrängt zu werden, berichtet Gesa Schölgens von der Verbraucherzentrale NRW.
"Patientinnen und Patienten denken, dass es Konsequenzen für sie haben könnte, wenn sie sie ablehnen. Bei einem Glaukom droht am Ende die Erblindung und das kann Ängste schüren. Deswegen gerät man dann eher in Versuchung, so eine Selbstzahler-Leistung in Anspruch zu nehmen, auch wenn sie gar nicht nötig wäre."
Wie sehen wir? Der Aufbau des Auges: von der durchsichtigen Hornhaut bis zur Netzhaut.09.06.2020 | 0:31 min
Grüner-Star-Untersuchung: Zeit nehmen für die Entscheidung
Die Verbraucherschützer raten nicht grundsätzlich von der Früherkennung ab, sondern ermutigen Patientinnen und Patienten, sich genug Zeit zu nehmen für die Entscheidung.
Sie sollten das Gespräch mit dem Arzt zu suchen. "Fragen Sie ihn: 'Warum muss das aus Ihrer Sicht bei mir gemacht werden? Gibt es vielleicht doch irgendwelche Risikofaktoren, die Sie sehen?'", so Gesa Schölgens. Denn dann lohne sich auch ein Gespräch mit der Krankenkasse, ob die Kosten für die Glaukom-Früherkennung nicht doch übernommen werden.
Künstliche Intelligenz kann das Leben vieler Menschen zum Positiven verändern. Ein "künstliches Auge" ermöglicht es Menschen mit einer Sehschwäche, wieder eigenständig zu lesen.26.01.2021 | 5:34 min
eine Therapie mit hochdosiertem Kortison kann ebenfalls den Augeninnendruck ansteigen lassen
Quelle: Berufsverband der Augenärzte
Glaukom-Früherkennung bei Risikopatienten wichtig
Für die Glaukom-Expertin der Mainzer Uniklinik ist die Früherkennung enorm wichtig. Denn die Dunkelziffer der Glaukom-Fälle sei hoch: "Ich empfehle auf jeden Fall eine Früherkennungsuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr, wenn Risikofaktoren vorliegen, wie beispielsweise eine Glaukom-Erkrankung in der Familie oder wie eine Kurzsichtigkeit", so Prof. Hoffmann. Vor allem dann können sich die Untersuchungen zur Früherkennung lohnen. Denn das Glaukom gilt heute als eine der häufigsten Erblindungsursachen weltweit.
Manuela Christ ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne-Service täglich".
Zieh dich warm an, sonst erkältest du dich! Wer kennt diesen und andere Sprüche von Eltern zu ihren Kindern nicht. Was stimmt wirklich und was nicht? Fünf Sprüche im Check.
Um dir eine optimale Website der ZDFmediathek, ZDFheute und ZDFtivi präsentieren zu können, setzen wir Cookies und vergleichbare Techniken ein. Einige der eingesetzten Techniken sind unbedingt erforderlich für unser Angebot. Mit deiner Zustimmung dürfen wir und unsere Dienstleister darüber hinaus Informationen auf deinem Gerät speichern und/oder abrufen. Dabei geben wir deine Daten ohne deine Einwilligung nicht an Dritte weiter, die nicht unsere direkten Dienstleister sind. Wir verwenden deine Daten auch nicht zu kommerziellen Zwecken.
Zustimmungspflichtige Datenverarbeitung • Personalisierung: Die Speicherung von bestimmten Interaktionen ermöglicht uns, dein Erlebnis im Angebot des ZDF an dich anzupassen und Personalisierungsfunktionen anzubieten. Dabei personalisieren wir ausschließlich auf Basis deiner Nutzung der ZDFmediathek, der ZDFheute und ZDFtivi. Daten von Dritten werden von uns nicht verwendet. • Social Media und externe Drittsysteme: Wir nutzen Social-Media-Tools und Dienste von anderen Anbietern. Unter anderem um das Teilen von Inhalten zu ermöglichen.
Du kannst entscheiden, für welche Zwecke wir deine Daten speichern und verarbeiten dürfen. Dies betrifft nur dein aktuell genutztes Gerät. Mit "Zustimmen" erklärst du deine Zustimmung zu unserer Datenverarbeitung, für die wir deine Einwilligung benötigen. Oder du legst unter "Einstellungen/Ablehnen" fest, welchen Zwecken du deine Zustimmung gibst und welchen nicht. Deine Datenschutzeinstellungen kannst du jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in deinen Einstellungen widerrufen oder ändern.