Kachowka-Staudamm:Südukraine: Die Folgen der Überflutungen
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Die Wassermassen des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine haben weite Landstriche überschwemmt. Welche Folgen das für Menschen und Umwelt hat - ein Überblick.
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine nehmen die Folgen für die Region immer dramatischere Ausmaße an. Die Wassermassen haben weite Landstriche überschwemmt. Die Fluten schwollen am Mittwoch weiter an, in der besonders betroffenen Großstadt Cherson im von der ukrainischen Armee kontrollierten Gebiet stiegen die Pegel um fünf Meter.
Zehntausende Menschen müssen Häuser verlassen
Auf der von der Ukraine gehaltenen westlichen Seite des Flusses Dnipro wurden bis Mittwochmittag "mehr als 1.450 Menschen" vor den Fluten in Sicherheit gebracht, wie die ukrainischen Rettungsdienste mitteilten. Die von Moskau eingesetzten Behörden auf der Ostseite des Flusses gaben die Evakuierung bis dahin von 1.274 Menschen bekannt.
ZDF-Reporter Timm Kröger berichtet von den Rettungsarbeiten:
Insgesamt sollten mehr als 40.000 Menschen auf beiden Seiten des Flusses evakuiert werden. Angaben zu möglichen Toten und Verletzten lagen zunächst nicht vor.
Vor Ort warten die Menschen auf Hilfe:
Überflutungen gefährden Getreideernte
Infolge des Dammbruchs wurden laut ukrainischen Angaben 150 Tonnen Maschinenöl in den Dnipro gespült. Das Agrarministerium in Kiew äußerte die Befürchtung, dass insgesamt zehntausende Hektar landwirtschaftliche Fläche auf beiden Seiten des Stroms überflutet werden könnten.
Auch die Welternährungsorganisation (WFP) warnte vor verheerenden Konsequenzen für hungernde Menschen weltweit durch den Dammbruch.
Experten warnen vor Chemikalien und Krankheitserregern
Durch das Hochwasser können zudem Chemikalien und Krankheitserreger in Brunnen und Gewässer gelangen, wie das ukrainische Gesundheitsministerium auf Facebook mitteilte. Experten des Ministeriums seien bereits vor Ort im Einsatz, um Wasserproben zu analysieren. Außerdem sollten regionale Vorräte an Antibiotika aufgestockt werden, um mehr Menschen bei Darminfekten behandeln zu können.
Die riesigen Wassermassen des Kachowka-Stausees überfluten die Gebiete flussabwärts am Dnipro.07.06.2023 | 3:09 min
Die ukrainische Behörde teilte außerdem mit, in den kommenden drei bis fünf Tagen werde der Wasserstand wieder sinken, was voraussichtlich zum Massen-Fischsterben führen werde. Der Verzehr von Fischen sei deshalb nun kategorisch verboten, um das Risiko von Botulismus - einer lebensbedrohlichen Nervenvergiftung - zu minimieren.
Greenpeace: Wasserversorgung von Millionen Menschen in Gefahr
Auch Greenpeace warnte vor enormen Umweltschäden. "Aufgrund des Ausmaßes der Katastrophe wird es in den kommenden Sommermonaten und darüber hinaus unweigerlich zu Auswirkungen auf die Wasserversorgung von Millionen von Menschen und die Landwirtschaft kommen", erklärte die Umweltschutzorganisation in Hamburg.
Was bedeutet der Dammbruch und die Überschwemmungen für die Umwelt, die Stromversorgung, das nahegelegene AKW Saporischschja? 06.06.2023 | 1:47 min
Behörde sieht aktuell keine Gefahr für AKW Saporischschja
Für das am nördlichen Ende des Stausees gelegene Atomkraftwerk Saporischschja bestehe keine unmittelbare Gefahr, heißt es übereinstimmend von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und den Atomkonzernen in Russland und in der Ukraine.
Der IAEA zufolge werden aber in dem von Russland besetzten AKW Maßnahmen zum Weiterbetrieb der Kühlsysteme getroffen, die normalerweise mit dem aufgestauten Wasser gespeist werden. Verhindert werden muss, dass die Reaktorkerne und der Atommüll gefährlich überhitzen.
Moskau und Kiew beschuldigen sich gegenseitig
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro war durch eine Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden, große Mengen Wasser traten aus.
Wer verantwortlich ist für die Katastrophe, ist unklar. Die Ukraine und Russland weisen sich gegenseitig die Schuld zu. Viele westliche Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass die russischen Besatzer die Anlage selbst gesprengt haben könnten - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.