Russlands "teuflische Entscheidung"? - Experte zu Staudamm

    Interview

    Experte zu Staudamm-Zerstörung:Russlands "teuflische Entscheidung"?

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    Militärexperte Reisner hält es für wahrscheinlich, dass die russischen Besatzer den Kachowka-Staudamm gesprengt haben. Was aus seiner Sicht dafür spricht, erklärt er im ZDF.

    Hinter der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der ukrainischen Region Cherson vermutet Militärexperte Oberst Markus Reisner am ehesten russische Besatzer. Ein Motiv dafür könnte sein, dass so die geplante Gegenoffensive der Ukraine behindert werden soll, sagt Reisner im ZDF-Mittagsmagazin.
    Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen Sie es hier in Auszügen:

    Wem nutzt die Zerstörung des Staudamms militärisch?

    Laut Oberst Reisner sind drei Szenarien denkbar, die zur Zerstörung des Staudamms geführt haben könnten: Die erste sei eine gezielte Sprengung durch die russische und die zweite ein gezielter Beschuss durch die ukrainische Seite. Eine dritte Möglichkeit sieht der österreichische Militärexperte darin, dass es aufgrund von Beschädigungen in den vergangenen Monaten zum Auseinanderbrechen des Damms gekommen ist.

    Momentan, aus der Sicht dessen, was uns vorliegt, ist es am wahrscheinlichsten, dass es von der russischen Seite vermutlich zu einer Sprengung gekommen ist.

    Oberst Markus Reisner, österreichisches Bundesheer

    Dafür spreche, dass sich innerhalb der letzten 48 Stunden die Indizien auf eine ukrainische Offensive verdichtet hätten. Es gebe Berichte, wonach amphibische Einheiten der ukrainischen Streitkräfte südlich von Cherson angelandet seien, erläutert Reisner.
    Ihm zufolge könnte das russische Militär mit der Zerstörung des Staudamms versucht haben, eine militärische Nutzung des Bereiches südlich von Cherson zu verhindern.

    Wie passt eine mögliche Sprengung mit Russlands Interessen auf der Krim zusammen?

    Ein Teil der Wasserversorgung der von Russland annektierten Krim hängt von dem jetzt zerstörten Staudamm ab. Dennoch habe das russische Militär in der jetzigen Situation, einer möglichen Offensive der Ukraine, offensichtlich die "teuflische Entscheidung" getroffen, diesen Damm zu zerstören - um zu verhindern, dass die Ukrainer im Süden ansetzten. "So scheint es zumindest", sagt Reisner.
    Daraus könne man schließen, dass möglicherweise versucht werde, die Einsatzführung der ukrainischen Armee nachhaltig "zu behindern oder zu verhindern".

    Was bedeutet die Staudamm-Zerstörung für die ukrainische Gegenoffensive?

    In den vergangenen Wochen habe man immer wieder Zeichen gesehen, dass die Ukraine mit der Vorbereitung der geplanten Gegenoffensive begonnen habe, erklärt Reisner. Anhand des verwendeten Geräts - etwa ein französischer Aufklärungspanzer - erkenne man, dass tatsächlich Verbände im Einsatz seien, die den Brigaden der Offensive zugeordnet werden.

    Das ist ein sehr starkes Indiz, dass die Offensive von der Vorbereitungsphase tatsächlich in die Entscheidungsphase übergeht.

    Oberst Markus Reisner

    Die überflutete Gegend stehe für die Einsatzführung der ukrainischen Streitkräfte nicht mehr zur Verfügung, sagt Reisner. Eine größere amphibische Anlandung, die möglicherweise vorbereitet wurde, sei damit verhindert worden.
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    Quelle: ZDF
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