Lauterbach nach drei Jahren Corona: "Es hat Fehler gegeben"
Interview
Bilanz nach drei Jahren Corona:Lauterbach: "Es hat Fehler gegeben"
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Drei Jahre Pandemie, drei Jahre Maßnahmen und Einschränkungen. Welche Fehler gab es und was haben wir daraus gelernt, Herr Lauterbach? Der Gesundheitsminister zieht Bilanz.
Das Interview sehen Sie oben im Video oder lesen es hier in Auszügen:
Fast drei Jahre mussten Fahrgäste in Deutschlands ÖPNV Masken tragen. Doch damit ist ab Donnerstag bundesweit Schluss: Die Maskenpflicht in Bus und Bahn fällt. Doch das Coronavirus ist noch immer da. Der Gesundheitsminister rät daher, die Masken freiwillig noch eine Weile zu tragen.
Im ZDF heute journal zieht Karl Lauterbach Bilanz und spricht über...
… Fehler, die die Politik in der Pandemie gemacht hat
"Es sind nicht nur Fehler gemacht worden", entgegnet Lauterbach. Insgesamt sei Deutschland vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. "Wir haben nicht so viele Todesfälle beklagen müssen. Wir haben auch nicht so viele Infektionen gehabt." Er räumt ein:
Etwa bei der Kontaktreduzierung seien falsche Schwerpunkte gesetzt worden, die Schließung der Schulen und Kitas hält der SPD-Politiker "im Nachhinein betrachtet" für falsch. Man hätte die Schulen früher durch Testungen öffnen können. "Das war ein Fehler."
… Maßnahmen und Einschränkungen, die im Nachhinein unnötig waren
"Es gab natürlich Dinge, die überzogen waren." Kontaktbeschränkungen bei Spaziergängen an der frischen Luft etwa spricht Lauterbach an. "Gerade in Bayern hat man sehr viel zum Teil dann gemacht, was nicht wissenschaftlich gesichert war." Teils sei man in Studien auch nachträglich zu einer anderen Bewertung gekommen.
Diese Maßnahmen seien aber auch zu ihrem Zeitpunkt umstritten gewesen und nie wirklich durch Studien gedeckt.
…Lehren aus der Pandemie, was Mängel im Gesundheitssystem angeht
Lauterbach erwartet in Zukunft "einen massiven Pflegemangel" und will die Pflege attraktiver gestalten. "Wir müssen da bessere Ausbildungs- und auch Studienkapazitäten schaffen. Die Krankenhäuser sind zum Teil in der Existenz bedroht. Da haben wir gerade eine große Reform vor.
Krankenhäuser müssten aktuell "einen Fall nach dem anderen machen" so billig wie möglich, um überhaupt ihr Budget zu bekommen. Künftig sollten sie, so der Minister, "einfach Geld bekommen für die Daseinsfürsorge".
…Vorsorge für eine mögliche nächste Pandemie
"Digitalisierung,
Krankenhausreform,
dann Besserstellung der Pflege,
Lieferengpässe bei den Arzneimitteln"
"Das sind alleine vier große Reformen, die in den nächsten Monaten kommen werden", verspricht der Bundesgesundheitsminister.
Letztlich hätten wir Glück gehabt, dass die Pandemie sich zum Schluss durch die Omikron-Varianten "ein Stück weit selbst beschränkt hat".
Querdenker triumphieren: Eine aktuelle Studie scheint zu belegen, dass Masken ihre Träger nicht schützen. Doch die Autoren selbst bezweifeln die Aussagekraft ihrer eigenen Studie.