Drosten bei Illner: "Niemand hat Schuld" in Corona-Pandemie

    Corona-Aufarbeitung bei "illner":Virologe Drosten: "Niemand hat Schuld"

    von Torben Schröder
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    SPD-Ministerpräsidentin Dreyer und Virologe Drosten halten den Schuldbegriff bei der Corona-Aufarbeitung für ungeeignet. Schauspieler Liefers fühlt sich an die DDR erinnert.

    Von links: Georg Mascolo, Christian Drosten, Jan Josef Liefers, Maybrit Illner, Malu Dreyer
    Sehen Sie hier die Sendung "maybrit illner" vom 27. Juni 2024 in voller Länge.27.06.2024 | 61:09 min
    "Niemand hat Schuld" ist ein Satz, der hängen bleibt. Der Vergleich zu DDR-Methoden ist ein weiterer. In der ZDF-Sendung "maybrit illner" geht es um die Aufarbeitung der Corona-Pandemie. Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, gibt sich selbstkritisch.
    Der Journalist und Autor Georg Mascolo ("Ausbruch") hält Aufklärung für "dringend notwendig". Virologe Christian Drosten wirbt um Verständnis - das Schauspieler Jan Josef Liefers an einer Stelle gänzlich fehlt.
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    Dreyer: Entscheidung zur Impfpflicht ist schwer gefallen

    "Wir hatten ein einziges Ziel - zu schauen, wie wir Menschen schützen und das Gesundheitssystem nicht überlastet wird", sagt Dreyer. Es gehe in der aktuellen Debatte zu viel um die Zuweisung von Schuld. "Wir sollten darüber sprechen, was man daraus gelernt hat."
    Es gebe Dinge, die man aus dem heutigen Wissen heraus anders gemacht habe. Dreyer würde die Einrichtung eines Bürgerrats zur Aufarbeitung der Pandemie begrüßen.

    Die seelische Gesundheit von Kindern ist nicht ausreichend gesehen worden. Die Abwägung würde man heute anders treffen.

    Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz

    Und, weniger ins Allgemeine formuliert, zur erst von vielen Politikern kategorisch ausgeschlossenen und dann doch zumindest branchenspezifisch eingeführten Impfpflicht: "Das ist eine der Entscheidungen, die mir am allerschwersten gefallen sind."
    Verzweiflung über eine neuerliche Welle und die niedrige Impfquote seien handlungsleitend gewesen.

    Liefers kritisiert Umgang mit Ungeimpften

    Beim Thema Impfen sei der größte und bleibendste Schaden entstanden, sagt Mascolo. In der Bevölkerung habe sich Wut aufgebaut und in der Politik Verzweiflung. Scharf kritisiert Liefers, "was in großen deutschen Qualitätsmedien von intelligenten, einflussreichen und klugen und ernst zu nehmenden Menschen vorgebracht wurde gegen Ungeimpfte".
    Mit Verweis auf seine ersten Lebensjahrzehnte in der damaligen DDR betont der Schauspieler:

    Das war kein guter Moment in unserer Demokratie. Da waren wir hart an Methoden, die ich eher totalitär in Erinnerung habe.

    Jan Josef Liefers, Schauspieler

    Liefers hatte sich auch an der Aktion "Alles dicht machen" beteiligt. Damit sei damals ein neuralgischer Punkt getroffen worden. "Viele Berufsgruppen sind sehr lang auf Eis gelegt worden. Das hat zu großen Krisen geführt, auch Lebenskrisen."
    Als Künstler habe man sich "irgendwo zwischen Spaßbad und Puffbesuch" einsortiert gesehen. Die viel diskutierte Aktion halte er weiterhin für legitim. Die Breitseite, die folgte, stehe einer Demokratie nicht gut zu Gesicht.
    FDP-Gesundheitspolitiker Ullmann
    Die FDP dringt in der Ampel-Koalition auf eine Aufarbeitung der Corona-Politik in einer Kommission des Bundestags.25.03.2024 | 5:15 min

    Mascolo: Pandemie-Aufarbeitung nicht den Falschen überlassen

    Es besteht also einiges an Aufarbeitungsbedarf, wie Mascolo festhält:

    Wir reden über eine Gesundheitskatastrophe. Warum soll man im Nachhinein nicht alles wissen können, was und wie Diskussionen stattgefunden haben?

    Georg Mascolo, Journalist und Autor

    Wiederholt sei zu erleben, dass der Staat sich lieber verklagen lasse und regelmäßig verliere, als Informationen preiszugeben. "Das halte ich für einen handwerklichen und politischen Fehler." Man dürfe die Aufarbeitung auf keinen Fall "den Falschen" überlassen, auch um bei einer nächsten Pandemie vorbereitet zu sein.

    Drosten: Schuldzuweisungen in einer Pandemie unangebracht

    Die Kritik, es sei mit Blick auf die langen Schulschließungen zu wenig über die psychologische Situation von Kindern nachgedacht worden, weist Drosten zurück. Es habe hierzu früh Papiere gegeben. Die seien nur nicht gelesen worden.
    "Man drängt sich ja nicht auf als Wissenschaftler. Man schreibt etwas. Dann ist es der Politik überlassen, es aufzunehmen. Was die Medien machen, ist manchmal erratisch", sagt Drosten.
    Christian Drosten bei Maybrit Illner
    Christian Drosten bei "maybrit illner"27.06.2024 | 0:33 min
    Eine Pandemie sei eine absolute Ausnahmesituation. Da passe der Schuldbegriff nicht. Er habe von Beginn an gesagt, "dass es zu Situationen kommen wird, wo man sagen sollte: Niemand hat Schuld." Der Virologe betont: "Das nächste Virus ist wahrscheinlich wieder anders. Wir werden wieder genauso viel nicht wissen."

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