Paus stellt Langzeitdaten vor:"Millionen Menschen fühlen sich einsam"
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Nach Corona waren die Zahlen zwar rückläufig, aber noch immer leiden Millionen Menschen unter Einsamkeit, mahnt Familienministerin Paus - mehr als noch vor der Pandemie.
Das belegt das sogenannte Einsamkeitsbarometer. Nicht nur alte Menschen fühlen sich oft allein, auch junge Menschen geben seit der Corona-Pandemie häufiger an, einsam zu sein. 30.05.2024 | 1:34 min
Die Einsamkeit aus der Tabuzone holen und gezielter gegen die gesundheitlichen und sozialen Folgen vorgehen - das hatte sich die Bundesregierung vorgenommen. Teil der im vergangenen Jahr beschlossenen Strategie ist eine Langzeitanalyse - das sogenannte Einsamkeitsbarometer. Familienministerin Lisa Paus hat am Donnerstag die Ergebnisse vorgestellt.
"Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam", erklärte die Grünen-Politikerin. Zwar sank die Belastung durch Einsamkeit nach der Corona-Pandemie für einen großen Teil der Bevölkerung wieder. Gleichzeitig blieben bestimmte Risikogruppen aber "stark belastet", wie Projektleiter Benjamin Landes vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik erklärte.
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Belastung stieg während Pandemie
Fühlten sich 2017 noch 7,6 Prozent der Gesamtbevölkerung durch Einsamkeit belastet, stieg der Wert im ersten Corona-Jahr 2020 auf 28,2 Prozent. Im Jahr darauf ging die Belastung auf 11,3 Prozent zurück, liegt aber weiter über Vor-Pandemie-Werten.
Im Langzeitschnitt leiden Ältere am häufigsten unter Einsamkeit, im ersten Pandemie‐Jahr aber waren erstmals jüngere Menschen stärker belastet. Fast 32 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gaben an, unter Einsamkeit gelitten zu haben. Bei den über 75-Jährigen waren es knapp 23 Prozent. Während jüngere Altersgruppen 2021 mit 14,1 Prozent auf einem vergleichsweise höheren Niveau verharren, liegt die Belastungen bei älteren Personen mit gut zehn Prozent in etwa auf dem Niveau vor der Pandemie.
Frauen sind der Studie zufolge stärker von Einsamkeit betroffen als Männer - 2021 lag die Quote bei 12,8 Prozent, bei den Männern waren knapp zehn. Überdurchschnittlich stark von Einsamkeit betroffen sind demnach auch Alleinerziehende, Arbeitslose, gering Qualifizierte, chronisch Kranke sowie Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung.
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Paus: Drängendes Problem
Die Langzeitanalyse wurde anhand von Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) von 1992 bis 2021 erstellt, einer jährlichen Befragung von Privathaushalten.
"Einsamkeit ist keine Frage des Alters", sagte Paus und sprach von einer "drängenden Problem", dass der gesamten Gesellschaft schade: Einsame Menschen nähmen seltener an Wahlen teil und engagierten sich weniger. Mit dem "Einsamkeitsbarometer" lägen nun die nötigen Daten vor, "um noch gezielter handeln zu können". Unter anderem kündigte sie eine "Aktionswoche gegen Einsamkeit" im Juni an und eine Kampagne, um auch Jüngere zu erreichen.
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Sozialverband: Mehr Geld für gezielte Maßnahmen
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert von der Politik deutlich mehr Geld für gezielte Maßnahmen. Nötig seien zusätzliche Investitionen in Personal und Strukturen öffentlicher Begegnungsorte wie Bibliotheken, Schwimmbäder, Ärztehäuser, Quartiersläden, inklusive Schulen und Kitas sowie ein lückenloses Breitbandnetz, sagte die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier:
Die Politik muss die Bekämpfung der Einsamkeit ganz oben ansiedeln.
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Michaela Engelmeier, Sozialverband Deutschland
"Der deutliche Anstieg der Einsamkeit seit der Pandemie - vor allem auch bei unter 30-Jährigen - zeigt, dass Einsamkeit längst kein Problem älterer Menschen ist", so Engelmeier. Das sei kein rein deutsches Phänomen. "Auch andere Industrienationen wie Japan, Italien oder Großbritannien leiden darunter - hier wird Einsamkeit aber mittlerweile auf Ministeriumsebene bekämpft."
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