Türkei und Russland: Wieso Erdogan den Getreidedeal braucht
Interview
Verhältnis Türkei und Russland:Warum Erdogan das Getreideabkommen braucht
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Russland hat das Getreideabkommen nach Gesprächen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan nicht erneuert. Doch wieso ist der Deal für Erdogan so wichtig?
Doch wieso setzt sich Erdogan eigentlich für eine Neuauflage des Getreidedeals ein? Und wie sehen die Abhängigkeiten von Russland und der Türkei zueinander aus? Im Gespräch bei ZDFheute live ordnet Politikwissenschaftlerin Daria Isachenko die Beziehung von Russland und der Türkei ein und erklärt, wieso Erdogan den Getreidedeal braucht.
... ist Politikwissenschaftlerin am Centrum für angewandte Türkeistudien (CATS) von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die türkisch-russischen Beziehungen, regionale Zusammenschlüsse und Kooperationen in Eurasien sowie regionale und zwischenstaatliche Konflikte. Quelle: Stiftung Wissenschaft und Politik
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video oder lesen Sie es hier in Auszügen:
Das sagt Daria Isachenko...
... zum Verhältnis zwischen der Türkei und Russland
Beide Seiten seien aus verschiedenen Gründen aufeinander angewiesen, so Isachenko. Sie bezeichnet die Partnerschaft als eine "problemlösende Partnerschaft".
Seit dem letzten Treffen von Putin und Erdogan im Oktober 2022 sieht sie keine grundsätzliche Änderung im Verhältnis zueinander. Momentan sehe es so aus, dass die Partnerschaft so weiterlaufe, da beide Seiten sehr aufeinander angewiesen seien. So zum Beispiel in Syrien, wo sowohl die Türkei als auch Russland Akteure im Bürgerkrieg sind.
Im Fall von Syrien würde Isachenko sogar davon sprechen, dass die Türkei Russland mehr brauche. Auch seien beide Länder bei Konflikten in Libyen oder im Südkaukasus involviert.
... zu der Frage, wer wen mehr brauche
Insgesamt sei das Verhältnis zwischen der Türkei und Russland laut Isachenko aber so vielfältig, dass es eine gegenseitige Abhängigkeit gebe. Dies sei auf mehreren Ebenen der Fall:
Auf der bilateralen Ebene: Handel, Tourismus und Zusammenarbeit im Energiesektor, zum Beispiel beim geplanten Bau eines neuen russischen Atomkraftwerks in der Türkei.
Beim regionalen Konfliktmanagement: Zusammenarbeit in Syrien, Libyen, im Südkaukasus und im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg auch im Schwarzmeerraum.
Dabei habe die bilaterale Ebene Auswirkungen auf die regionale Ebene und umgekehrt. Außerdem gebe es noch "den Faktor Westen". Dort brauche die Türkei Russland mehr, so Isachenko.
Dazu gehöre zum Beispiel der Kauf von russischen Luftabwehrsystemen. "Und das ist natürlich ein Mehrwert für Moskau."
Sehen Sie hier die gesamte Sendung von ZDFheute live zum Thema "Erdogans Machtpoker mit Putin".04.09.2023 | 28:38 min
... zu der Frage, wieso die Türkei den Getreidedeal brauche
Der Getreidedeal sei zum einen für die eigene Wirtschaft der Türkei wichtig, so Isachenko. Außerdem brauche die Türkei den Deal, da Ankara sich auch in Afrika positioniere. Die Türkei wolle sich dort die Unterstützung der Staaten garantieren. Afrikanische Staaten hatten zuvor eine Verlängerung des Getreidedeals gefordert, um die Lebensmittelpreise vor Ort nicht zu gefährden.
Nicht zuletzt habe die Türkei bereits beim ersten Getreideabkommen auf einen Schritt in Richtung Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland gehofft, so Isachenko. Stabilität im Schwarzmeerraum sei laut einer Aussage des türkischen Außenministers Hakan Fidan besonders wichtig für die Türkei, erklärt Isachenko. Das Abkommen habe dafür eine wesentliche Rolle gespielt:
Das Interview bei ZDFheute live führte Alica Jung.
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