Nach Ende des Getreideabkommens:Experten fordern Nato-Schutz für Frachter
von Oliver Klein
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Sorge vor Eskalation im Schwarzen Meer: Die USA warnen, Moskau plane Angriffe auf Getreideschiffe. Der Ruf nach Nato-Beistand für die Frachter wird lauter. Wie realistisch ist das?
Agrarexport aus der Ukraine - sollen nun Kriegsschiffe der Nato die Frachter vor russischen Angriffen schützen?
Quelle: dpa
Im Schwarzen Meer deutet sich eine Eskalation des Kriegs in der Ukraine an: Nach dem Ende des Abkommens über die Ausfuhr ukrainischen Getreides will Russland Schiffe, die Häfen in der Ukraine ansteuern, als mögliche Gegner behandeln. Sie würden als "potenzielle Träger militärischer Fracht" gewertet, hieß es vom Verteidigungsministerium in Moskau.
Es gebe nun eine Warnung an die Schifffahrt: Demnach seien Bereiche des Nordwestens und des Südostens der internationalen Gewässer des Schwarzen Meeres als gefährlich eingestuft worden. Die USA warnten daraufhin vor Angriffen auf zivile Schiffe im Schwarzen Meer: Russland habe in den Zufahrten zu ukrainischen Häfen weitere Seeminen verlegt, zitierte der Sender CNN den Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Adam Hodge.
Experten fordern Nato-Eskorte für Frachter
Von verschiedenen Seiten wird nun der Ruf lauter, Frachter unter den militärischen Schutz der Nato zu stellen, beispielsweise durch Begleitschiffe der Türkei oder der USA. So fordert beispielsweise der schwedische Autor und Russlandexperte Anders Aslund bei Twitter:
"Die USA und die Türkei sollten Nato-Konvois anführen, um Schiffe von und zu den Häfen der Ukraine zu eskortieren und Russlands aggressive Diplomatie ignorieren." Russland werde es nicht wagen, Nato-Schiffe anzugreifen.
Anders Aslund bei Twitter
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Masala: Alternative ist Hunger und neue Flüchtlingswellen
Eine Nato-Eskorte von Getreideschiffen schlug auch Militärexperte Carlo Masala von der Münchner Universität der Bundeswehr vor. Bei Twitter schrieb er, Russland habe "bei Druck und Drohung bislang immer eingelenkt". Schütze man die Schiffe nicht, seien die Alternativen Hunger und neue Flüchtlingswellen.
Ähnlich äußerte sich auch der Russland-Experte Jan Claas Behrends von der Universität Potsdam, ebenfalls auf Twitter: Es ist Zeit für Nato und ihre Marinen, einschließlich der Deutschen Marine, das Schwarze Meer zu sichern und für den freien Handel sicher zu machen." Dies sei keine Kriegshandlung - es gehe um die "Freiheit der Schifffahrt und die Ernährung der Welt", so Behrends.
Jan Claas Behrends bei Twitter
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Doch wären die Nato oder einzelne Nato-Staaten dazu überhaupt bereit? Gerhard Mangott, Russland-Experte von der Universität Innsbruck, ist skeptisch. "Ich glaube nicht, dass ein Nato-Staat diesen Schritt gehen wird", erklärte er im Gespräch mit ZDFheute.
Die Konsequenz eines solchen Angriffs wäre vermutlich eine direkte Konfrontation Russlands mit der Nato.
An anderer Front geht der Wirtschaftskrieg mit Moskau unterdessen weiter: Die Europäische Union verlängert ihre Sanktionen gegen Russland um sechs Monate. Die Strafmaßnahmen seien nun bis zum 31. Januar 2024 in Kraft, teilt der EU-Rat heute mit.
Warum die ukrainischen Getreideexporte gerade für ärmere Länder in Afrika, Asien und Nahost so wichtig sind - auch, wenn sie kaum direkt dorthin geliefert werden - wird hier erklärt:
Ukrainisches Getreide, das aufgrund des Krieges nicht exportiert wird, steigert die Zahl der Hungernden weltweit. ZDFheute erklärt die Hintergründe des Getreideabkommens.