Haushalt 2025: Von "Zukunftsvergessenheit" bis "Kahlschlag"

    Reaktionen auf Haushalt 2025:Von "Zukunftsvergessenheit" bis "Kahlschlag"

    |

    Nach langem Hin und Her hat die Bundesregierung den Entwurf für den Bundeshaushalt 2025 auf den Weg gebracht. Es hagelt wenig Lob und sehr viel Kritik.

    17.07.2024, Berlin: Christian Lindner (FDP, r), Bundesminister der Finanzen, kommt neben Wolf Heinrich Reuter, Staatssekretär im Finanzministerium für den Haushalt, zu der Pressekonferenz zum Entwurf für den Haushalt 2025 und den Nachtragshaushalt 2024.
    Der Haushalt hat ein Volumen von 481 Milliarden. Der Regierungsentwurf sieht Einsparungen vor, aber mit 44 Milliarden Neuverschuldung bleibt man im Rahmen der Schuldenbremse. 17.07.2024 | 2:44 min
    Das Bundeskabinett hat nach langem Tauziehen in Berlin den Haushaltsentwurf der Regierung für 2025 beschlossen. Die Liste der Reaktionen ist lang, wenige sind dabei positiv.

    Industrie: Marginales Wachstum

    Der Bundesverband der Industrie (BDI) forderte, die geplanten Maßnahmen für mehr Wachstum müssten zügig umgesetzt werden. Der Verband erwarte aber dennoch nur "marginale Wachstumseffekte".

    Ausgaben von 481 Milliarden Euro
    :Kabinett beschließt Haushalt für 2025

    481 Milliarden Euro will die Bundesregierung im kommenden Jahr ausgeben, einen entsprechenden Entwurf hat das Kabinett heute gebilligt. Nun muss der Bundestag noch zustimmen.
    German Chancellor Olaf Scholz gives government declaration on European Council and NATO summit
    mit Video
    Die Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA) nannte den Etatentwurf eine "Enttäuschung für alle, die einen Wachstumsimpuls erwartet haben". Allein zehn Prozent der Bundesausgaben würden für das Bürgergeld aufgewendet, und der Sozialetat steige immer weiter:

    Das sagt nur eines aus: ein hohes Maß an Zukunftsvergessenheit.

    Bundesvereinigung der Arbeitgeber (BDA)

    IG Metall: Wird Herausforderungen nicht gerecht

    Die IG Metall als größte deutsche Gewerkschaft erklärte: "Der Haushaltsentwurf ist mehr Malen nach Zahlen als Gesamtkunstwerk". Der Etat werde den Herausforderungen nicht gerecht. Die IG Metall arbeite daran, dass sich in der Ausgestaltung der Eckpunkte zur Wachstumsinitiative "unsere Idee von Wachstum durchsetzt".
    Marietta Slomka im Gespräch mit Wulf Schmiese
    Wenn Donald Trump die Wahl gewinnen sollte, könnte es sein, dass die USA die Ukrainehilfe einstellt und die Schuldenbremse hier ausgesetzt wird, so Wulf Schmiese aus Berlin.17.07.2024 | 1:42 min
    Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi attestierte der Ampel: "Eine Spar-Orgie ist der Haushaltsentwurf nicht. Das ist gut so." Leider sei die Bundesregierung anderen Vorschlägen nicht gefolgt, angesichts des Krieges in der Ukraine die Haushaltsnotlage festzustellen oder die Schuldenbremse zu reformieren, um mehr finanziellen Spielraum zu haben.

    Polizeigewerkschaft: Geld ausgezeichnet angelegt

    Die Gewerkschaft der Polizei erklärte: "Die zusätzlichen Mittel für etwa die Bundespolizei und das Bundeskriminalamt sind angesichts der hybriden und ernsten Sicherheitslage für die Bundesrepublik ausgezeichnet angelegtes Geld."
    Achim Post
    Das Bundeskabinett hat den Haushalt für das kommende Jahr auf den Weg gebracht. "Wir schöpfen den Rahmen der Möglichkeiten völlig aus. Rolf Mützenich hat recht: Der Haushalt ist auf Kante genäht", so der stv. SPD-Fraktionsvorsitzende Achim Post. 17.07.2024 | 4:10 min
    Die CDU/CSU sieht den von der Bundesregierung vorgelegten Haushaltsentwurf für 2025 "hart an der Grenze der Verfassungsmäßigkeit". Das machte der Vorsitzende des Bundestags-Haushaltsausschusses, Helge Braun (CDU), am Mittwoch im RBB-Inforadio deutlich.

    CDU-Kritik: Knapp verfassungsmäßig

    Bedenken äußerte Braun besonders hinsichtlich der geplanten Reduzierung von Zukunftsrücklagen der Pflegeversicherung sowie von Schuldenaufnahmen durch bundeseigene Unternehmen. Unterm Strich heiße dies, Finanzminister Christian Lindner (FDP) könne "mehr Geld ausgeben und macht dabei zusätzliche Schulden", sagte Braun.

    Da ist er wieder auf so einer Klippe unterwegs - hart an der Kante der Verfassungsmäßigkeit.

    CDU-Haushaltsexperte Helge Braun

    Lindners Handeln entspreche nicht dem eines "ehrbaren Kaufmanns", äußerte Braun Zweifel an der Tragfähigkeit der von den Koalitionsspitzen vereinbarten Lösungen.
    ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann aus Berlin.
    Das Bundeskabinett möchte den Haushalt für das kommende Jahr auf den Weg bringen. Noch sei aber Streitpotenzial vorhanden, so ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann aus Berlin. 17.07.2024 | 1:05 min
    Helge Braun solle als ehemaliger CDU-Kanzleramtsminister in den Spiegel schauen, kritisierte FDP-Haushälter Christoph Meyer: "Die heutigen Missstände bei der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und dem ausgeuferten Sozialstaat sind das Ergebnis von 16 Jahren CDU-CSU-Politik."

    Hilfswerke: Verlust an Glaubwürdigkeit

    Hilfswerke haben ihrer großen Enttäuschung über die geplanten Kürzungen bei Entwicklungszusammenarbeit und Humanitärer Hilfe Luft gemacht. Das katholische Hilfswerk Misereor warnte vor einem Erstarken antidemokratischer Kräfte weltweit und einem Verlust an Glaubwürdigkeit Deutschlands, wenn der Haushaltsentwurf im parlamentarischen Verfahren Wirklichkeit werden sollte.
    Bundeswehr
    Die Ampel-Koalition hat sich darauf geeinigt, den Etat der Bundeswehr weniger stark zu erhöhen als von Verteidigungsminister Pistorius gewünscht.09.07.2024 | 1:22 min
    Ein breites Bündnis von 32 Nichtregierungsorganisationen hatte am Mittwoch mit einer Protestaktion eine Rücknahme der Kürzungen gefordert. Auch die evangelischen Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe zeigten sich bestürzt.

    Auf eine Rekordanzahl an bewaffneten Konflikten antwortet die Bundesregierung mit Rekordkürzungen bei der Humanitären Hilfe. Damit lassen sich keine Katastrophen bewältigen.

    Dagmar Pruin, Präsidentin der evangelischen Hilfswerke

    Das beklagte Dagmar Pruin als Präsidentin der beiden evangelischen Hilfswerke. "Dieser Kahlschlag kostet Menschenleben."

    Ministerin Schulze: Diffamierung von Entwicklungspolitik

    Nach Kürzungen in ihrem Etat hat Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) Sorge, dass Entwicklungspolitik in der Öffentlichkeit zunehmend infrage gestellt wird. Für ihr Ministerium seien die Haushaltsverhandlungen besonders herausfordernd gewesen, "weil parallel eine Diffamierung von Entwicklungspolitik stattfand, die Deutschland in diesem Ausmaß selten erlebt hat", sagte Schulze.
    Svenja Schulze, aufgenommen am 06.05.2021 in Berlin
    Radwege in Peru, Gender-Trainings in China, Projekte zu positiver Maskulinität in Ruanda: Im Rahmen der Entwicklungshilfe finanziert Deutschland zahlreiche Projekte in aller Welt.28.01.2024 | 4:07 min
    Parteigründerin Sahra Wagenknecht wirft der Ampel vor, den "schlechtesten Haushalt in der Geschichte der Bundesrepublik" vorlegt zu haben.

    Dieser Haushalt verbrennt für Krieg, unkontrollierte Migration und Heizgesetz Steuergeld in nie dagewesenem Ausmaß.

    Sahra Wagenknecht, Vorsitzende BSW

    Wagenknecht spricht von "Milchmädchenrechnung"

    Das kritisierte die Vorsitzende des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW). Der Haushalt sei unseriös, weil er Wirtschaftswachstum voraussetze. Wagenknecht sprach von der "Milchmädchenrechnung einer planlosen Regierung".
    Die Ampel-Regierung plant für 2025 Ausgaben von 480,6 Milliarden Euro. Das sind rund acht Milliarden weniger als in diesem Jahr. 78 Milliarden Euro weist das Finanzministerium als Investitionen aus. Für den Verteidigungshaushalt sind gut 53 Milliarden Euro vorgesehen. Das Paket beinhaltet zudem eine Erhöhung des Kindergelds um fünf Euro im Monat, einen höheren Kinderzuschlag für berufstätige Eltern mit geringen Löhnen sowie für 2025 und 2026 steuerliche Entlastungen von etwa 23 Milliarden Euro.
    Valerie Haller
    Der neue Haushalt wurde vom Kabinett abgesegnet, die Wirtschaft soll ordentlich angekurbelt werden. Wie reagiert sie auf die Pläne der Ampel? Valerie Haller berichtet. 17.07.2024 | 1:07 min
    Quelle: Reuters, epd, AFP, dpa

    Mehr zum Thema Haushaltseinigung